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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Walsh und Nye. Sie ließen nichts unversucht, die Warnungen Präsident Roosevelts lächerlich zu machen, der die Gefährdung Amerikas durch die faschistischen Aggressoren erkannt hatte. Die Isolationisten befürworteten eine absolute Nichteinmischung in den ausgebrochenen Weltkrieg. Sie waren gegen das Programm Roosevelts, den Nationen zu helfen, die sich des Angriffs der Achsenmächte zu wehren hatten. Die Parole der Isolationisten war:
    »Besänftigung und versöhnliche Haltung gegenüber den Aggressoren.« Zwar hatte Roosevelt durchaus die Mehrheit des Volkes hinter sich, nicht aber den Kongreß. Die Isolationisten jedoch waren außerordentlich gut organisiert und überschwemmten das Land mit ihrer Propaganda.
    Es schien ein schöner Dezember zu werden in diesem Jahr. In den letzten Tagen war es ungewöhnlich warm gewesen. Nur gelegentlich hatte es Nebel gegeben.
    Aus Colorado hörte man, daß dort in den Rocky Mountains schon etwas Schnee läge. Die Wetterstationen sagten eine neue Warmluftwelle an, die vom Atlantik heranzog und Regen und Nebel bringen würde. Auch vom Südwesten zog eine Warmluftfront heran, brachte frühlingshaft lindes Wetter nach Florida. An der Pazifikküste schien die Sonne, und die Luft war ungewöhnlich warm.
    Diese milden Wetterbedingungen standen allerdings in keinem Zusammenhang mit dem Streik der Arbeiter in den Kohlengruben, den John

    L. Lewis führte. Hier ging es einfach um höhere Löhne. In Georgia überraschte Senator Walter George die Leser der Sonntagsblätter mit einem ärgerlichen Kommentar über die Höhe der Steuern. Doch für die amerikanische Bevölkerung gab es an diesem Sonntag interessantere Dinge. In Washington trafen sich heute zwei der berühmtesten Footballmannschaften, die »Redskins« spielten gegen die »Philadelphia Eagles«. Auch in New York stand ein gleichermaßen spannender Kampf bevor. Hier spielten die
    »New York Giants« gegen die »Brooklyn Dodgers.«
    Die Leute, die am Morgen ihre Zeitungen aus den Briefkästen oder von den Treppenstufen holten, sahen in den Schlagzeilen nichts, was sie sonderlich beunruhigte.
    Die »New York Times« schrieb über die Stärke der amerikanischen Seestreitkräfte.
    Über fünf Spalten war die Überschrift gesetzt. »Knox sagt: Unsere Marine ist jeder anderen überlegen.« Etwas weiter unten wurde angekündigt: »Wir werden Japans Pläne durchkreuzen!«
    Anders die »Chicago Tribune«, ein isolationistisches Blatt. Hier stand auf der Titelseite als permanentes Motto zu lesen: »Rettet unsere Republik!« Gemeint war, daß jeder Leser für die Nichteinmischung eintreten und damit eine Schädigung amerikanischer Interessen unterbinden sollte. In einer anderen isolationistischen Zeitung, der »New York Daily News«, wurde Roosevelt aufgefordert, einen weiteren Appell zur Verständigung an Kaiser Hirohito zu richten. Niemand von den morgendlichen Lesern nahm die Schlagzeilen zu ernst. Man widmete sich viel interessierter der Sonntagsbeilage, den Comics, jener typisch amerikanischen Form relativ geistloser Unterhaltung. Superman und Captain Bligh, Li'l Abner und Popeye triumphierten auch an diesem Sonntagmorgen über die hohe Politik.
    In Fort Sam Houston, in Texas, kehrte an diesem Morgen ein General namens Dwight D. Eisenhower ziemlich übermüdet von einem Manöver zurück. Er ließ sich von seiner Frau ein paar Spiegeleier braten und ging zu Bett, um den versäumten Schlaf nachzuholen.
    Gegen Mittag begann in Washington das Spiel der »Redskins« gegen die »Philadelphia Eagles«. Mit 40000 Zuschauern war das Stadion völlig überfüllt. Wer keine Karte mehr bekommen hatte, saß vor dem Radio. Dort lief zur selben Zeit auf einer anderen Station eine Übertragung aus der New-Yorker Carnegie Hall. Die New-Yorker Philharmonie spielte Schostakowitschs Erste Symphonie, es dirigierte Artur Rodzinski. Die Übertragung hatte noch nicht begonnen, als sich der Sprecher der Station meldete und aufgeregt verkündete, die Japaner hätten Pearl Harbor angegriffen.

    Die Zuhörer an den Rundfunkgeräten zeigten sich zunächst nicht sonderlich beeindruckt. Ein Amerikaner war schlau, und er war stolz darauf. Vor einem halben Jahr war man darauf hereingefallen, als Orson Welles ein Hörspiel produzierte, das eine außerordentlich realistische Landung von Marsmenschen auf dem amerikanischen Kontinent vortäuschte. Auch damals hatte der Nachrichtensprecher plötzlich erregt angesagt: »Liebe Hörerinnen und Hörer! Soeben erreicht uns eine

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