Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
Harbor angegriffen würde. Und doch könnte das einmal möglich sein, sagte sich Tyler. Er las täglich die Zeitungen, und für ihn gab es wenig Zweifel darüber, daß eine bewaffnete Auseinandersetzung mit den Japanern unmittelbar bevorstand. Warum, so fragte er sich, bereiten wir uns so wenig darauf vor? Er war vor nicht allzulanger Zeit vom Festland herübergekommen. In den Staaten beherrschten die Isolationisten mit ihren Parolen das Feld der öffentlichen Meinung. Es hieß ganz offen, man sollte abwarten, bis Deutsche und Russen sowie Japaner und Russen sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen hätten. Danach sollte Amerika das Trümmerfeld besichtigen und wieder Ordnung schaffen. Ob das so einfach gehen wird, fragte sich Tyler. Er brannte sich eine Zigarette an und ging durch den schmalen Korridor der Auswertungszentrale nach draußen. Es war acht Uhr. Seine Ablösung mußte jeden Augenblick eintreffen.
    Über Oahu war ein wunderschöner Morgen angebrochen. Ganz ver-

    einzelt standen ein paar dünne Schäfchenwolken am tiefblauen Himmel.
    Tyler horchte auf. Die Luft war erfüllt von Motorengebrumm. Er sah eine Kette Flugzeuge auf Pearl Harbor niederstoßen. Vermutlich hält die Marine wieder ein Manöver ab, sagte sich Tyler. Er hörte Detonationen, und er war ein wenig betrübt darüber, daß der stille Sonntagmorgen auf diese Weise gestört wurde. Die Marine sollte ihre Luftmanöver wochentags abhalten, dachte er.

    » Tora . . . Tora. . . Tora ! «

    Immer war es in Pearl Harbor am Sonntag so gewesen: Die Leute in der Stadt schliefen lange, weil sie am Abend zuvor einem Fußballspiel zugesehen hatten, nicht ohne dabei eine Anzahl Whiskys zu trinken. Die Soldaten in den Kasernen brauchten erst um acht Uhr zum Frühstück zu erscheinen. Einen Morgenappell gab es am Sonntag nicht. Dies war die Ananasarmee. Und diese Armee hatte Frieden. Die. meisten Soldaten schliefen am Wochenende ohnehin nicht in den Kasernen. Am Sams tagnachmittag verließen sie ihre Quartiere, bummelten durch die Stadt, landeten dann gegen Abend bei ihren Mädchen, übernachteten dort, fuhren am Sonntag früh nach Waikiki zum Strand und legten sich in die Sonne, angelten, liefen Wasserski, verbrachten auf diese angenehme Weise den Tag, schliefen die Nacht wiederum bei ihren Mädchen und erschienen am Montag zum Morgenappell wieder bei ihrer Truppe.
    Die Matrosen von den im Hafen ankernden Schiffen hielten es nicht wesentlich anders. Der amerikanische Steuerzahler durfte mit Recht skeptisch sein, wenn es sich um Ausgaben für die Verteidigung drehte.
    Heute lagen die großen Schiffe ebenso still wie an jedem anderen Sonntagmorgen im seichten Wasser des Hafenbeckens um die Ford-Insel. An der Ostseite der Ford-Insel ragten die Masten der Schlachtschiffe auf. Hier lagen die »Nevada«,
    »Arizona«, »Tennessee«, die »West Virginia«, »Maryland«, »Oklahoma« und die
    »California«. Nur die »Pennsylvania« war nicht dabei. Sie lag im Trockendock eins, zusammen mit zwei Zerstörern. Nicht weit davon, in Dock 1010, lag der Zerstörer »Helena«. Vor East Loch ankerte das Lazarettschiff »Solace«, und gegenüber von Pearl City lag das alte Schlachtschiff »Utah«, das nur noch als Zielschiff verwendet wurde, daneben die Kreuzer »Raleigh« und »Curtiss«.
    Kanonenboote, Minenleger, Tanker und Hilfsschiffe waren über die ganze Hafen-bucht verstreut. Kaum die Hälfte der Mannschaften war an Bord. Und von denen, die zurückgeblieben waren, bereiteten sich um diese Zeit viele auf den Landgang vor. Um acht Uhr zog man nach altem Brauch auf allen Schiffen die Flaggen auf.
    Danach gab es Landurlaub. Ein Beobachter, der sich die Mühe gemacht hätte, alle Schiffe zu zählen, die in Pearl Harbor vor Anker lagen, die großen und die kleinen, hätte die Zahl sechsundneunzig herausbekommen. Auf der Ford-Insel standen die Hangars der Flugboote, jener alten, schwerfälligen PBYs, die trotz aller Mängel immer

    noch recht gut für die Küstenaufklärung zu verwenden waren. Auch sie waren heute, gemäß dem Sabotagealarm General Shorts, aus den Hangars herausgezogen worden.
    Auf den Achterdecks der größeren Schiffe wurden Altäre aufgebaut. Es galt immer noch die alte Sitte, daß am Sonntag ein Kaplan an Bord kam und eine Messe abhielt.
    Aber von denen, die noch beim Frühstück saßen, waren viele fest entschlossen, noch vor der Messe an Land zu rudern.
    Die Posten an der U-Boot-Sperre hatten die U-Boot-Jagd vom Morgen schon beinahe vergessen. Ein

Weitere Kostenlose Bücher