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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Büro angekommen, lief er aufgeregt vor Allens Schreibtisch hin und her und berichtete: »Es ist passiert, Boß! An die hundert Flugzeuge schmeißen 'runter, was sie drin haben. Alles ballert in der Gegend herum. Die Hälfte aller Schiffe im Hafen brennt schon. Auf der Ford-Insel sieht es aus, als hätten sie einen Taifun gehabt. Die Flieger sind Japse, man kann es erkennen ... «
    »Stop«, sagte Allen. Er warf dem Reporter ein Handtuch zu, damit sich dieser das schweißtriefende Ge sicht abwischen konnte. Dann wandte er sich an Miß McCombs:
    »Keine Angst Mädchen! Der Krieg mußte mal kommen. Jetzt wissen wir wenigstens, woran wir sind.« In weniger als zehn Minuten hatte er ein paar Setzer und die Bedienung einer Rotationsmaschine benachrichtigt.
    »In einer Stunde drucken wir eine Sonderausgabe!« verkündete er sachlich. »Setz dich hin, Lawrence! Du schreibst deine ersten Eindrücke von dem Angriff nieder. Vier Seiten. Den Kommentar mache ich. Wenn du fertig bist, besorgst du ein Foto. Laß es gleich naß vergrößern, macht nichts, wenn das Negativ draufgeht. Ich fahre zum Hafen.«
    Er nahm das Motorrad Nakatsukas. Der sah es mit gemischten Ge fühlen. Aber er machte sich sofort an die Arbeit. Dies war die Chance seines Lebens: der erste Augenzeugenbericht vom Überfall auf Pearl Harbor! Das würde in die Geschichte eingehen! Er ließ sich von Miß McCombs ein Glas Eiswasser aus dem Kühlbehälter abzapfen und klemmte sich hinter die Schreibmaschine.
    Miß McCombs hatte die Geistesgegenwart, das Radio anzustellen. Der Sender KGMB
    unterbrach sein morgendliches Musikprogramm und gab die Meldung durch, daß japanische Bomber Oahu angriffen. Es wurde ausdrücklich versichert, daß dies keine Übung sei, sondern ein tatsächlicher Überfall, auf den niemand vorbereitet gewesen sei.
    Riley Allen erfuhr unterwegs einiges, was seinen Kommentar inhaltsschwer machte. Er fand heraus, daß bereits am frühen Morgen U-Boote der Japaner vor der Hafeneinfahrt bekämpft worden waren und daß General Short in der vergangenen Nacht Sabotagealarm angeordnet hatte. Ganz so unerwartet war der Angriff also auch nicht gekommen, sagte sich Allen. Er hielt sich nicht lange im Hafen auf. Einmal war es gefährlich dort, zum anderen aber kam es für ihn darauf an, das Ergebnis dieses ersten kurzen Überblicks sofort zu einer Sondernummer des »Star Bulletins« zu verarbeiten.
    Über den weiteren Verlauf der Dinge konnte man später berichten. Zunächst mußte den Leuten gesagt werden, was überhaupt vor sich ging.

    Als er in die Redaktion zurückkam, lag der Bericht Nakatsukas bereits auf seinem Schreibtisch. Allen las ihn aufmerksam und fand ihn brauchbar.
    »Okay«, sagte er zu dem Reporter, »geh 'runter und laß ihn setzen. Fünfspaltige Überschrift: >Krieg! Oahu von japanischen Flugzeugen bombardiert!< «
    Der Repoter verschwand. Allen machte sich an seinen Kommentar. Als Miß McCombs ihm schweigend ein noch nasses Foto hinschob, das die brennende »Arizona« zeigte, sah er sie grinsend an und meinte: »Sie werden Karriere bei mir machen! Lassen Sie ein Klischee anfertigen, und dann schicken Sie Nakatsuka wieder los. Wir brauchen ein paar Leserstimmen. So was mit Pfiff. Soll Leute interviewen, die was zu sagen haben!«
    »Jawohl«, antwortete Miß McCombs pflichteifrig. Der Dienst in dieser Redaktion schien doch nicht ganz so schlimm zu werden, wie es in der ersten halben Stunde den Anschein gehabt hatte.
    Lawrence Nakatsuka trocknete gerade sein durchgeschwitztes Hemd vor dem Ventilator in der Setzerei. Er schwenkte es hin und her und beobachtete betrübt, wie sich feine Ränder bildeten. Man soll eben nicht schon am frühen Morgen bei der Arbeit ins Schwitzen kommen, sagte er sich. Miß McCombs blickte etwas verschämt beiseite, als sie ihm Allens Auftrag ausrichtete. Der Reporter kratzte sich gemächlich am Bauch und brummte nachdenklich: »Leute, die was zu sagen haben? Was meint er damit?«
    Aber dann kam ihm eine Idee, die er von vornherein für unbezahlbar hielt. Er lief ins Büro zurück, wobei er auf der Treppe eiligst sein Hemd anzog. Im Telefonbuch suchte er so lange, bis er die Adresse des japanischen Konsuls fand. Zu Miß McCombs, die ihm gefolgt war, bemerkte er triumphierend: »Wenn ich das bringe, fällt der Boß auf den Rücken!« Sekunden später saß er auf seinem Motorrad und raste nach Makalapa, dem westlichen Villenvorort von Honolulu, wo sich das Konsulat der Japaner befand.
    Es war ein geräumiges Haus

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