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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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am Südhang eines Hügels, von dichten Büschen eingerahmt, und sah sauber und ordentlich aus.
    Der Polizist, der vor dem Einfahrtstor stand und der infolge der vielen Gerüchte, die er über die Ereignisse im Hafen gehört hatte, ziemlich nervös geworden war, musterte den Reporter mißtrauisch. Er kannte ihn zwar; aber es war gegenwärtig keine Besuchszeit, und er richtete das pflichtgemäß aus, als Nakatsuka ihm mit seinem Notizbuch vor der Nase herumfuchtelte. »Red keine Makulatur«, fuhr Nakatsuka ihn aufgeregt an. »Wir haben Krieg, und du erzählst mir was von Besuchsstunden!«

    »Er wird schlafen«, verteidigte sich der Posten. Er hatte seinen Auftrag, und seit dem Beginn des japanischen Angriffs hatte seine Vorgesetzten diesen Auftrag noch nicht widerrufen.
    »Schlafen!« rief Nakatsuka. »Die ganze japanische Armee ist auf den Beinen, nur der Herr Konsul schläft! Das gibt's gar nicht, mein Freund!« Er ging an dem Posten vorbei und betätigte die Glocke des Hauses ziemlich rücksichtslos. Seine Behauptung bestätigte sich, der Konsul schlief nicht mehr. Er lief vielmehr, nur mit einem farbenprächtigen Kimono bekleidet, aus dem Garten hinter dem Haus herbei und erkundigte sich erstaunt, was das pausenlose Läuten zu bedeuten hätte. Lawrence Na -
    katsuka holte tief Luft, dann setzte er an: »Mister Kita, wollen Sie bitte einmal Ihr geneigtes Ohr anstrengen! Hören Sie aus der Gegend von Pearl Harbor die Explosionen? Und können Sie vielleicht das Geräusch von Flugzeugen in der Luft ausmachen?« Kita, ein kleiner, rundlicher Mann mit Nickelbrille, sah den Reporter forschend an. »Wer sind Sie?«
    »Lawrence Nakatsuka, Reporter des >Star Bulletins<. Hören Sie nun den Krach, oder hören Sie ihn nicht?«
    »Ich höre ihn selbstverständlich«, antwortete Kita würdevoll. »Wunderbar!« Nakatsuka grinste und machte sich eine Notiz. »Dann können Sie mir auch sagen, weshalb am Sonntagmorgen Flugzeuge mit dem Hoheitsabzeichen Ihres Landes den amerikanischen Flottenstützpunkt von Pearl Harbor angreifen?«
    Kita zuckte die Schultern. »Kein Kommentar.«
    »Damit werde ich nicht zufrieden sein«, entgegnete Nakatsuka. »Oder wollen Sie mir im Ernst weismachen, Sie wüßten nichts davon, daß Japan Krieg mit uns führt? «
    Konsul Kita wußte in der Tat manches, worüber er niemals zu sprechen beabsichtigte.
    Ein großer Teil der Militärspionage, die Japan in Vorbereitung des Angriffs auf Pearl Harbor betrieben hatte, war über sein Konsulat gelaufen. Im Garten hinter dem Haus waren Mitglieder seines Stabes dabei, stapelweise belastende Dokumente zu verbrennen. Aber Kita beabsichtigte nicht, mit diesem Reporter Dinge zu erörtern, die auf einer ganz anderen Ebene ausgetragen würden. Er gab ihm die knappe Auskunft:
    »In meiner Funktion als Konsul weiß ich nichts von einer kriegerischen Zuspitzung der Beziehungen zu den USA.«
    »Wie beurteilen Sie es, wenn Japan tatsächlich die USA angegriffen hat?« fragte Nakatsuka sofort zurück. Der Konsul erwiderte gelassen: »Ich habe keine Veranlassung, an einen Angriff zu glauben.«
    Da kam Nakatsuka eine neue Idee. Er sah auf seine Uhr. Wenn er sich nicht sehr täuschte, mußten um diese Zeit die ersten Exemplare der

    Sonderausgabe des »Star Bulletins« bereits fertig sein. »Würden Sie mir gestatten, in einer Viertelstunde nochmals bei Ihnen vorzusprechen, Herr Konsul?« Kita überlegte.
    Vielleicht war es besser, diesen Mann zu vertrösten. Dadurch wurde man ihn zunächst los und gewann Zeit. »Ich werde keine Interviews geben«, sagte er. »Aber selbstverständlich werde ich für Sie zu sprechen sein.«
    Nakatsuka vergaß, sich formvollendet zu verabschieden. Er drehte sich einfach auf dem Absatz um und eilte wieder zu seinem Motorrad. Während er zur Redaktion fuhr, konnte er die dichten Rauchwolken sehen, die über Pearl Harbor standen. Er war nicht weit gefahren, als vor ihm ein Mann auf die Straße sprang und wild mit den Händen fuchtelte. Es war der AP-Korrespondent Eugene Burns, der sich ebenfalls auf dem Weg zu Kitas Bungalow befand. Nakatsuka hielt an. Er kannte Burns, und die beiden taten sich zuweilen gegenseitig einen Gefallen.
    »Ich sehe, du bist mir zuvorgekommen«, sagte Burns. »Kann ich mir einen Weg sparen? Oder ist noch was drin?«
    »Geh rauf«, riet ihm Nakatsuka freundschaftlich. »Bin in zehn Minuten mit einer Extraausgabe des >Star Bulletins< zurück. Wollen mal sehen, was er dann sagt!«
    Der andere tippte an seinen hellgelben

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