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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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konnte Allen an Sonntagen immer seine liegengebliebene Post erledigen. Das tat er auch am 7. Dezember. Er hatte erst am Vortage eine neue Sekretärin eingestellt, da seine bisherige Mitarbeiterin den Geschäftsführer des Hotels »Moana« in Waikiki geheiratet hatte. Die neue Dame hieß Miß Winifred McCombs, und Allen hatte zu spät gemerkt, daß sie ein Verhältnis mit seinem Unterhaltungsredakteur hatte. Er liebte solche Verbindungen innerhalb seines Büros nicht, aber er beabsichtigte auch wiederum nicht, den beiden Schwierigkeiten zu machen. Nur sich selbst war er ein wenig böse, weil er zu spät hinter die Sache gekommen war. Daran mochte es liegen, daß er heute um einiges schneller diktierte, als er das sonst tat. Miß McCombs war nicht gerade eine Virtuosin auf der Schreibmaschine. Allen bemerkte das recht bald, mäßigte sein Tempo aber nicht. Das wiederum veranlaßte Miß McCombs, darüber nachzudenken, ob es nicht doch besser gewesen wäre, Empfangsdame im Halaiwa-Club zu werden. Aber sie wurde ihrer Sorgen darüber bald enthoben. Es war nämlich kaum eine Viertelstunde vergangen, als plötzlich von Pearl Harbor her ein paar dumpfe Explosionen die Luft erzittern ließen.
    »Moment«, sagte Allen. Er schob seinen hellen Strohhut noch weiter ins Genick, erhob sich aus seinem Rohrsessel und trat ans Fenster. Aber er konnte nicht viel sehen, weil das Gebäude des »Star Bulletins« nicht sehr hoch war. Wieder waren Explosionen zu hören. Dann das Gebrumm von Flugzeugmotoren. Aus Erfahrung wußte Allen, daß so eine Übung aussah.

    Aber es war üblich, daß er von einer angesetzten Übung Kenntnis erhielt, damit er in seinem Blatt darüber schreiben konnte. Warum hatte er diesmal nichts erfahren?
    Mürrisch brummte er zu seiner neuen Sekretärin: »Ein Durcheinander ist das auf dieser belämmerten Insel! Jeder hält Manöver ab, wann er Lust dazu hat.« Er griff zum Telefonhörer und rief im Stab von General Short an. Dort erfuhr er, daß es keinesfalls die Armee war, die einen Luftangriff übte. Aber als er kurz darauf bei der Marine anrief, bekam er denselben Bescheid. Inzwischen steigerten sich die Detonationen im Hafen zu einem unüberhörbaren Gewummer. Wütend knallte er den Hörer auf und schimpfte: »Wenn diese Bastarde glauben, sie können mich verladen, dann sollen sie mich kennenlernen!« Miß McCombs verzog nicht das Gesicht. Sekunden später hatte Allen seinen Lokalreporter Lawrence Nakatsuka an der Strippe. Nakatsuka, dessen Vater ein Japaner und dessen Mutter die Tochter eines Filipinomädchens und eines amerikanischen Tankerkapitäns war, aß um diese Zeit gerade sein Frühstück. Er wohnte in einem Bungalow in Waikiki. Er hatte die Flugzeuge gesehen, und als jetzt sein wütender Chef verlangte, er solle herausfinden, was zum Teufel da unten in Pearl Harbor gespielt würde, ließ er Ananassaft und Toast stehen und schwang sich auf sein Motorrad. Er fuhr keine fünfhundert Meter, als eine japanische Zero über ihn hin-wegfegte und er zum erstenmal erlebte, wie es ist, wenn auf einen geschossen wird. Er machte sich später oft darüber lustig, daß der Japaner ihn ausgerechnet an einer Telefonzelle gestoppt hatte. Nakatsuka wählte die Nummer seines Chefs, während draußen auf der Straße sein Motorrad lag und noch leise tuckerte. Aufgeregt schmetterte er in den Apparat: »He, Boß! Tojo hat Ernst gemacht! Die Japse sind da!«
    »Hör mal«, erwiderte Allen nach einer bedeutuntsvollen Pause, »wenn du besoffen bist, dann leg dich schlafen. Ich schicke Jonny Blister zum Hafen.« Aber Nakatsuka wiederholte eindringlich: »Boß! Glauben Sie mir, ich weiß gar nicht, wie Alkohol riecht! Die Japse sind wirklich da... « Er sah eine Kette Zeros über die Straße brausen.
    Sie schossen mit ihren Bordwaffen auf einen Lastwagen, der Brot nach Hickam Field schaffte. Nakatsuka hielt den Hörer aus der Zelle, damit Allen die Schüsse hören konnte. Dazwischen schrie er: »Wenn Sie durchs Telefon auch sehen könnten, würden Sie bei den Kerlen die japanischen Abzeichen erkennen!«
    Jetzt überlegte Allen nicht mehr. Er ordnete an: »'runter zum Hafen, Lawrence!
    Viertelstunde umsehen und dann hierher!« Nakatsuka schwang sich wieder auf sein Motorrad. Er fuhr bis zu einer Stelle, von der aus er Pearl Harbor überblicken konnte.
    Nach einer Viertelstunde

    fuhr er weiter. Nakatsuka war als undisziplinierter Fahrer bekannt, aber diesmal brach er alle Vorschriften, die es auf der Insel überhaupt gab. Im

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