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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Strohhut. »Okay. Aber-ist denn da oben noch nicht mal jemand vom FBI!«
    »Hab' keinen gesehen«, rief Nakatsuka über die Schulter zurück und fuhr weiter.
    Burns ging nicht sofort zu Kitas Haus. Unterwegs verschwand er in einer Telefonzelle und rief seinen alten Freund Shivers an, den lokalen FBI-Chef. Aber Shivers hatte noch keine Anweisung, sich mit Kita zu befassen. Er wollte sich persönlich aus der Sache heraushalten. Trotzdem rief er bei der Militärpolizei an und gab dem diensthabenden Offizier den Tip, das japanische Konsulat abzusichern. Für alle Fälle.
    Während Nakatsuka in der Redaktion des »Star Bulletins« ein Exemplar des Extrablattes zusammenfaltete und in die Tasche schob, machte sich eine kleine Abteilung Militärpolizei unter der Führung des Leutnants Yoshio Hasegawa auf den Weg zu Kita. Hasegawas Eltern waren aus Japan nach Hawaii eingewandert, aber Hasegawa fühlte sich bereits nicht mehr als Japaner. Er hatte amerikanische Lebensgewohnheiten angenommen, eine amerikanische Erziehung genossen und war nun Soldat in der Militärpolizei der US-Army. Man hatte im amerikanischen Sprachgebrauch einen Spezialausdruck für solche Amerikaner, deren Vorfahren Japaner gewesen waren. Man nannte sie Niseis. Das war nicht gerade ein Schimpfwort.
    Man wußte, daß die meisten Niseis ge-

    fühlsmäßig den Vereinigten Staaten näherstanden als Japan. Auch später erwies es s ich, daß junge Niseis, in spezielle Militärabteilungen zusammengefaßt, ausgezeichnete Leistungen im Kampf vollbrachten. Leutnant Hasegawa kam als Amerikaner zum Konsulat Kitas.
    Während die Militärpolizisten von den Wagen sprangen, salutierte, der Leutnant höflich vor dem Konsul aus dem Lande seiner Väter. Der diensthabende Offizier hatte ihm genaue Instruktionen mitgegeben, und Hasegawa würde sie korrekt durchführen.
    » Sir, ich habe den Auftrag, Ihr Konsulat zu sichern«, meldete er. »Grund dafür ist ein Luftangriff japanischer Streitkräfte auf Pearl Harbor. Es handelt sich um die Eröffnung von Feindseligkeiten ohne vorherige Kriegserklärung. Sie verstehen, daß dieser Sachverhalt gewisse Maßnahmen nötig macht.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Kita. »Habe ich mich als Gefangener zu betrachten?«
    »Vorläufig nicht«, antwortete Hasegawa: »Ich muß Sie ersuchen, das Konsulat nicht zu verlassen und vorläufig keinerlei Anweisungen an Ihre Beamten zu geben. Alles andere wird später entschieden.« Er winkte den Soldaten, und sie besetzten ohne viele Umstände das Grundstück. Ein aufgeregter Wortwechsel lockte Hasegawa in den Garten. Hier waren ein paar japanische Konsulatsbeamte dabei, Akten auf ein bereits brennendes Häufchen von Papieren zu werfen. Hasegawa ließ das Feuer sofort mit Hilfe eines Gartenschlauches löschen und befahl den Beamten, sich ins Haus zurückzuziehen und dort bis auf weiteres zu verbleiben. Die Akten ließ er von seinen Soldaten sicherstellen.
    Eugene Burns lief Nakatsuka entgegen, der in diesem Augenblick wieder auf seinem Motorrad angeprescht kam. Er teilte ihm kollegial mit, was vorgefallen war, verschwieg allerdings, daß er es gewesen war, der die Militärpolizei aufmerksam gemacht hatte. Nakatsuka hielt sich nicht lange im Garten auf. Er hatte den Fotografen mitgebracht, der die Aktenbündel fotografierte. Inzwischen begab sich Nakatsuka, gefolgt von Burns, in das Konsulat. Kita saß in der Empfangshalle und trank gelassen Limonade aus einem hohen, angelaufenen Glas. Als Nakatsuka ihm das Extrablatt mit seiner Reportage, dem Kommentar Allens und dem Bild der brennenden »Arizona«
    unter die Nase hielt, lächelte der Japaner nur und zuckte die Schultern.
    »Ich habe keine offizielle Benachrichtigung, daß ein Angriff stattgefunden hat.«
    »Vielleicht haben Sie eine inoffizielle Benachrichtigung?« Das kam der Wahrheit sehr nahe. In der Tat war Kita, ebenso wie die Botschaft in

    Washington, aus Tokio angewiesen worden, die Dokumente zu vernichten. Aus. dem vorausgegangenen Funkverkehr wußte er auch, daß ein Krieg mit den USA nicht mehr zu umgehen war. Er wußte sogar, daß er noch im Dezember beginnen würde. Aber er kannte weder das Datum des Angriffs noch den Ort, an dem sich die ersten Feindseligkeiten abspielen würden. Insofern konnte er mit harmloser Gelassenheit erklären, er habe keine Ahnung. Doch Nakatsuka gab nicht so schnell auf. Er fragte:
    »Sie bezweifeln sicher nicht die Zeitungsmeldung?« »Es liegt mir fern, die Wahrheitsliebe amerikanischer Journalisten

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