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Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg

Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg

Titel: Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Residenz , Claudio Honsal
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mich handelt. Er traut mir eben nichts mehr zu.

Aufreger: Dieses Foto mit dem Waffenrad landete
später auf dem Cover des
Independent
.

Dass ich im Laufe meiner Modelkarriere natürlich auch auf einem Fahrrad posieren musste – versteht sich. Doch genau diese Aktion brachte meinem Herrchen einigen Ärger ein, beziehungsweise die Veröffentlichung dieser Aktion. Es muss im Jahr 2000 gewesen sein, als mich Toni bei einem Heimaturlaub in der Poebene auf ein altes, klappriges Waffenrad setzte. Das Foto war genial, ein Hit. Das erkannten auch die Redakteure des renommierten
Independent on Sunday
und druckten es formatfüllend auf der Titelseite ab. Der Rad fahrende Pecorino auf dem Cover löste im konservativen Britannien allerdings nicht nur Begeisterung aus. Tierschützer meldeten sich in Leserbriefen zu Wort und bezichtigten mein Herrchen der brutalen Tierquälerei. Hier soll nun ein für alle Male gesagt sein, dass mir weder das Sitzen auf dem Fahrrad noch irgendein anderes Posing in meiner langen Karriere als Fotohund geschadet oder in irgendeiner Weise Schmerzen verursacht hat. Von Tierquälerei also keine Rede. Ich bin ein etwas ungewöhnlicher Hund, ich bin eben ein Fotohund und liebe es zu posen. Ich bin berühmt und ich bin gerne berühmt, weil ich es kann – das Posen. Ja, ich genieße es sogar. Sonst wäre ich ja ein blöder Hund!
    Genug sinniert. Genug gerastet. Die in den italienischen Landesfarben gehaltenen und mit dem Piktogramm der Mönchskutte versehenen Wegweiser des
cammino
warten schon wieder darauf, gefunden zu werden. Zwar hat die Akzeptanz und Bekanntheit dieses Pilgerweges in den vergangenen Jahren stark zugenommen, aber dennoch gehört er – wieder ganz im Gegensatz zum Jakobsweg – immer noch zu den Geheimtipps. Das lässt sich auch leider manchmal an der Beschilderung oder – besser gesagt – Nichtbeschilderung ablesen. Nicht nur, dass es einige Varianten des Franziskusweges gibt, die Wegweiser sind auch noch unterschiedlich eingefärbt und differieren manchmal gravierend in ihren Kilometer- und Zeitangaben. Man sollte auf jeden Fall nach dem gelben Tau suchen. An Bäumen, Zäunen, Pfosten und auf die asphaltierten Straßen aufgemalt. Das Tau steht für den Segen des heiligen Franziskus. Und das Gelb der Markierung ist seit dem Erfolg des Jakobsweges zur Farbe sämtlicher Pilgerwege geworden. Einer glorreichen Ankunft am Endziel in Assisi sollte dann nichts mehr im Wege stehen. Allerdings wäre es unklug zu vergessen, dass man sich in Italien befindet und hier nicht immer mit deutscher Gründlichkeit gearbeitet wird.
La dolce vita
hat eben auch vor den fleißigen Wegmarkierern nicht immer haltgemacht. Selbst für eine – meine – feine Nase ist der richtige Weg oftmals etwas schwierig zu erschnüffeln.
    Wälder, Wiesen, steinige Pfade und kein Mensch weit und breit. Obwohl wir in einer der beliebtesten Touristenregionen des Landes unterwegs sind, haben wir bis jetzt keine Menschenseele getroffen. Da wird der Pilger schnell zum Eremiten. Vorherrschender Eindruck ist die Stille, abgesehen von den beruhigenden Naturgeräuschen wie dem Rascheln der Bäume oder dem Gesang der Vögel. Auch zu markieren gibt es hier nicht viel, weil kaum je ein Hund zuvor den Weg gekreuzt hat.
    Das sollte sich schnell ändern. Nur einige Kilometer nach unserer letzten Rast tut sich in der Ferne mitten im beschaulichen grünen Nichts ein Bauernhof auf. Zwar wieder nicht unmittelbar am
cammino
gelegen, aber meine Mitstreiter nehmen den optisch kleinen Umweg in Kauf. Ein leichtes Hungergefühl plagt sie, und aus der Karte ist klar zu ersehen, dass es sich um die Azienda Vitivinicola Il Pratello handeln muss. Schnell biegt man vom rechten Weg ab, wenn menschliche Gelüste ins Spiel kommen. Kurz vor den Eingangstoren zu dem Bio-Landgasthof stoppt uns allerdings ein lautes Gebell. Ein leicht verwahrloster, vielleicht gerade deshalb sehr gefährlich wirkender Schäfermischling blafft uns entgegen. Vorsicht ist geboten, da es sich um einen Rüden handelt. Herrchen ist immer sehr aufmerksam, wenn sich ein gleichgeschlechtlicher Hund nähert. Man weiß ja nie! Doch da kommt schon der Besitzer, der seinen Hund in den nahen Zwinger steckt und somit die Gefahr für mich wohlweislich abwendet. Man hält hier am frühen Nachmittag zwar längst schon Siesta, aber für Pasta mit Olivenöl hat es dann doch noch gereicht. Köstlich, wie ich den begeisterten Gesprächen meiner Mitstreiter entnehmen konnte. Dazu wird eine feine

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