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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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mir nur einen Schluck, um die Zeit, die ich hier mit der Verbrechervisage verbrachte, zu ertragen. Aber ich durfte der Verführung nicht erliegen. Sie nahm erneut einen Schluck aus der Flasche und stellte das Radio an. Salsa. Sie öffnete ein Fenster, und das Licht vom Malecón drang herein in diese schattige Feuchtigkeit, verbunden mit einer frischen, salzigen Meeresbrise. »Das ist für dich, Schätzchen. Du bist mir wirklich vom Himmel in den Schoß gefallen.«
    Mit sinnlich schwingenden Hüften fing sie an zu tanzen und zog sich dabei aus, vollführte einen langsamen Striptease. Sie hängte ihr Kleid auf einen Bügel und diesen an einen Balken. Dann verbarg sie das Gesicht hinter dem Kleid und tanzte weiter.
    »Sieh dir nur an, was du mit mir machst, Süße!« Und ich zeigte ihr meinen knüppelharten Schwanz: zwanzig Zentimeter solider Stahl, dick, mit pulsierenden Adern und Linksdrall.
    »Was für ein schöner Anblick, Schätzchen, aber zieh die Hose nicht aus. Lass ihn so aus der Hose herausstehen. Willst du was rauchen?«
    »Hast du Gras?«
    »Und zwar bestes. Aus Baracoa. Ich verkauf den Joint für zwanzig Pesos. Aber jetzt gebe ich einen aus. Rauch, so viel du magst.«
    Sie zog die Nachttischschublade auf. Darin lag ein Riesenpaket. Mindestens zwei Pfund. Jetzt kam ich zum Zuge! Es wurde ein richtiges Fest. Sie war völlig schwanzgeil und erzählte mir, sie trinke und rauche, seit sie zwölf war. Sie kam aus einem kleinen Dorf im Osten und wohnte seit zwei Jahren in diesem Loch. Erst seit kurzem arbeitete sie in der Klinik.
    »Aber nicht mehr lange. Meine anderen Geschäftchen werfen mehr ab.«
    »Was für welche?«
    »Was sich gerade bietet, Schätzchen. Ich verkungele alles, von Penicillin über Marihuana bis zum Rum, alles Mögliche. Oder ich lege auf dem Malecón bei einem alten Sack Hand an.«
    Wir vögelten weiter, sie trank weiter. Inzwischen gefiel sie mir. Anfangs mochte ich ihr nicht ins Gesicht sehen und machte die Augen zu. Doch nach zwei Joints gefiel mir ihre Schlägerfresse richtig.
    Gerade als es dunkel wurde, mussten wir aufhören. Wir hatten Hunger. Sie war völlig hinüber und machte sich an die zweite Flasche. Ich setzte mich ans Fenster und sah aufs Meer hinaus. Ich hatte die Bisswunden der Ratte vergessen. Wahrscheinlich heilten sie bereits. »Komm, lass uns was essen gehen.«
    »Aber dann gehen wir wieder hoch, Schätzchen! Ich bin zwar schon ganz wund, aber ich will bis morgen weitermachen.«
    »Okay, zieh dich an und lass uns gehen.« In dem Moment wurde an die Tür geklopft. Es war ein magerer, alter, schmutziger, unrasierter Mann. Flüsternd sprachen sie im Tür-rahmen miteinander. Dann kam sie zu mir.
    »Schätzchen, geh schon mal runter und warte ein Weilchen auf mich. Geh nicht weg.«
    »Was ist los?«
    »Dieser Alte kommt immer mal bei mir vorbei und bringt mir Waschpulver, Öl, Seife... na, er hilft mir halt aus, du weißt schon. Warte unten auf mich.«
    »Einen Teufel werde ich, verdammt!«
    »Herzchen, es geht ganz schnell. Diesem Alten steht er überhaupt nicht mehr.«
    »Nein, nein, so was mag ich gar nicht.«
    »Na, dann gewöhn dich mal langsam dran, denn ich habe drei, vier solcher alten Männer, die mich unterstützen. Das Gehalt in der Klinik reicht gerade mal für eine Woche.« Ich sah ihr ins Gesicht. Mir gefiel dieser Kontrast: halb Mann, halb Frau. Ich setzte mich eine Weile auf den Malecón, müde, ausgezehrt, zugedröhnt und hungrig. Und ausgerechnet jetzt musste die Schlampe diesem alten Sack einen wichsen. Mir gefiel die Hexe, aber sie war schlimmer als die Sielratte heute morgen. Das ging mir gerade durch den Kopf, als ich sie aus dem Fenster rufen hörte: »Komm hoch, Schätzchen, schnell, komm hoch!« Sie lallte, schien aber furchtbar erschrocken zu sein. Ich lief schnell hinauf zu ihr.
    Der Alte lag nackt und mit offenem Mund auf dem Boden. »Ist er tot?«
    »Himmel, was weiß ich!«
    »Was hast du mit diesem alten Scheißer gemacht?« : »Gar nichts, ein bisschen aufgegeilt, Schätzchen. Er lecktmir gern den Arsch und solche Dinge. Alles lief gut, bis erplötzlich aus dem Bett fiel.«
    Ich versuchte ihn aufzurichten und wieder ins Bett zu hieven, bis mir einfiel: »Bist du keine Krankenschwester?«
    »Doch, das heißt, nein, nur Krankenpflegerin.«
    »Egal. Fühl seinen Puls, sieh nach, ob er atmet.« Sie kniete sich hin und überprüfte Handgelenk und Hals des Alten auf Pulsschlag.
    »Nichts zu spüren, kein Pulsschlag. Himmel, er ist tot!« Und sie fing

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