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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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hat?« »Bringen Sie das Tier her, dann können wir's feststellen. Aber es gibt sowieso keinen Impfstoff.« Damit drehte sie sich um zur Tür. »Der Nächste.«
    Verdammt. Ich verließ das Behandlungszimmer, ging zwei Schritte, kam wieder zurück. »Vielleicht in einem anderen Krankenhaus?«
    »Was?«
    »Impfstoff gegen Tollwut, Kindchen!« »Ich habe Ihnen schon gesagt, dass es keinen gibt.« Eine alte Frau stieß mich zur Seite, um einzutreten, und brabbelte etwas von Leuten, die nicht warten können. Die Krankenschwester blaffte:
    »Señora, warten Sie bitte draußen, bis ich Sie rufe. Hören Sie auf zu drängeln, denn sonst mache ich hier alles dicht und haue ab.«
    Damit knallte sie die Tür zu.
    Das gefiel mir ganz und gar nicht. In irgendeinem Krankenhaus musste es eine Reserve an Impfstoff gegen Tollwut geben. Unschlüssig, was ich tun sollte, stand ich im Klinikeingang. Ein Kerl blieb vor mir stehen. »Wie viel willst du dafür haben?«
    »Wofür?«
    »Für den Schraubenschlüssel, Mann.«
    Den hatte ich völlig vergessen. Innerhalb weniger Sekunden beschloss ich, nie wieder einen dieser stinkenden Keller Havannas zu betreten, um Rohre von Asphalt und verkrusteter Scheiße zu befreien. »Hundert Pesos, Mann.«
    »Ganz schön happig!«
    »Von wegen, überhaupt nicht happig für einen echten Engländer. Seit Jahren findet man so einen nirgends mehr.«
    »Lass ihn mir für achtzig.«
    »Nein. Hundert ist mein letztes Wort. Ich kann ihn ebenso gut behalten.«
    Der Typ zog hundert Pesos aus der Tasche, gab sie mir und zog mit seinem Schraubschlüssel los.
    In dem Moment kam die hässliche Krankenschwester heraus. Als sie sah, wie ich mein Geld zählte, hellte sich ihr Gesicht auf.
    »Hey, Mann, du hast's ja dicke!«
    Ich sah sie mir genau an. Sie hatte zwar eine Schrottfresse, aber ich musste eine Lösung für mein Problem finden. »Hast du Appetit auf eine Pizza?«
    »Klar, immer, Schätzchen.«
    Wir gingen zu einem Stand in der Nähe und aßen eine Kleinigkeit: Pizza und Mamey-Fuchtshake. Als ich zahlte, ließ sie ihre Augen nicht von meinen Scheinen, und mir ging ein Licht auf. So was passiert mir immer. Ich muss gar nicht denken. Chango und Babalú Ayé eröffnen mir immer neue Wege dort, wo ich sie am wenigsten vermute. »Wie war's mit einem Schlückchen Rum, Süße?« »Nein, Schätzchen, ich bin doch im Dienst.« »Dabei würde ich dir so gerne was spendieren.« »Komm schon, mein Freund, was ist mit deiner Tollwutimpfung? Dann darfst du sowieso keinen Alkohol trinken.« »Ich vielleicht nicht, aber du. Und wie ist das mit der Impfung?«
    »Der Klinikdirektor hat ein wenig davon versteckt, für Notfälle.«
    »Wie viel soll das kosten?«
    »Keine Ahnung, soll ich mich erkundigen?«
    »Klar.«
    Wir gingen zurück in die Klinik, und sie holte den Impfstoff. Vierzig Pesos. Sie gab mir eine Spritze. Mit böser Miene teilte sie den traurig-aggressiven Alten mit, sie würde jetzt bis ein Uhr niemanden mehr empfangen und schließen. Dann gingen wir.
    Was sollte ich jetzt mit der Verbrechervisage anfangen? Der Impfstoff verlangte ganz schöne Opfer. »Schätzchen, hier in der Nähe gibt's nirgends Rum. Wir gehen zu Pompilio.«
    Der Mann besaß einen Tank voller Rum, den er für dreißig Pesos die Flasche verkaufte. »Gib mir eine Flasche«, sagte ich zu ihm. »Kauf zwei, wir haben Zeit.« Ich kaufte zwei Flaschen.
    »Komm, gehen wir zu mir, damit ich mich umziehen kann.« Sie wohnte ganz in der Nähe, in einem Gebäude, das jeden Moment einzustürzen drohte, am Malecón Ecke Campanario. Im Eingang saß eine Alte und verkaufte Zigaretten, Zahnbürsten und anderen Krimskrams. »Clotilde, gib mir eine ganze Stange.«
    »Eine ganze Stange? Dir scheint's ja heute blendend zu gehen. Hoffen wir, dass dein Glück anhält.«
    »Hast du Zigarren?«
    »Nein, heute nicht.«
    Wir gingen hinauf in den zweiten Stock. Ihr Zimmer wurde von zusätzlichen Holzbalken gestützt. Das ganze Gebäude bröckelte und wurde abgestützt. Es würde vollständig einkrachen, wenn man auch nur ein Stückchen Holz verschob. Über die feuchten Wände liefen Kakerlaken. Wir traten ein. Den ersten Schluck Rum goss sie auf den Boden für die Santos. Dann nahm sie selbst einen großen Schluck und sagte: »Setz dich.«
    Es gab keinen Stuhl. Ich setzte mich auf eine Liege, die langsam aus den Fugen ging.
    »Ich bin heute schlecht gelaunt aufgestanden und hatte keine Lust zu malochen, du bist genau rechtzeitig gekommen.« Ich erwiderte nichts, wünschte

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