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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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einkaufen und tauschten ihre alten Lumpen gegen neue, bunte Kleidung, kauften Rasierwasser und sogar eine dicke Goldkette für jeden. Sie waren im Paradies und Herren der Welt. Musik ohne Unterlass, Rum und gutes Essen, ganz nach Karnevalsart in Santiago - Feiern bis zum Umfallen, als gebe es kein Morgen. Die Machos aufs Fest, die Frauen in die Küche, um zu bedienen, bis man sie sich ins Bett holte. Carmita stand nur noch in der Küche. Die fünf Brüder demonstrierten hemmungslos ihre geballte Manneskraft in ununterbrochenem Essen und Trinken. Sie gabelten sich vier billige Nutten auf und vögelten sie nacheinander in der Dusche hinterm Vorhang. Carmita ertrug es drei Tage, vier Tage. Am fünften Tag versteckte sie in einem lichten Moment den verbliebenen Rest der Ramschware aus den riesigen Koffern bei einer Nachbarin. Dann durchsuchte sie Luisitos Hosen-taschen, als er schlief, und stellte fest, dass ihm nur noch dreihundert Dollar und siebenhundert Pesos geblieben waren. Sie wurde böse. Wie hatte es dieses besoffene Stück Scheiße geschafft, das viele Geld mit seinen vier großkotzigen Brüdern in so wenigen Tagen auf den Kopf zu hauen? Vor Wut stiegen ihr die Tränen in die Augen. Um ein Haar hätte sie ihn mit Schlägen geweckt. Doch dann hielt sie sich zurück. Das Geld, das dazu ausgereicht hätte, zwei Jahre lang gut zu leben, war innerhalb von fünf Tagen verprasst worden. Sie dachte einen Moment nach und fasste einen Entschluss. Sie nahm die dreihundert Dollar und siebenhundert Pesos und versteckte sie unter der Matratze. Dann weckte sie Luisito, indem sie an seinem Fuß zerrte.
    »He, du frecher Kerl, hoch, aufstehen, los, los! Mir reicht's jetzt! Schlaf deinen Suff woanders aus, in der Hölle meinet-wegen!«
    Es war zwei Uhr in der Früh, und das Gezänk war auf dem ganzen Dach zu hören. Alle Nachbarn hatten nur darauf gewartet, denn sie wussten, es war nur eine Frage der Zeit, wann Carmita explodierte. »Was ist los mit dir, Frau? Lass mich schlafen.« Luisito war ein dermaßen großer Macho, dass es ihm nie auch nur in den Sinn gekommen wäre, eine Frau könne rebellieren. Für ihn war dies eine völlig normale, traditionelle Riesenfeier, die so lange weiterging, bis alles Geld verbraten war. Das war so Sitte. Die Brüder wachten auf und hörten, dass Carmen sie alle hinauswerfen wollte. »Luisito, die Alte ist nicht bei Trost. Zieh ihr vier Schläge über. Du bist hier der Mann im Haus.« Carmita hatte schon eine Machete ergriffen. »Wer seine Hand erhebt, wird sie verlieren!« Eine durch die Luft pfeifende Machete in den Händen einer wütend entschlossenen Frau lässt selbst den größten Macho nicht unbeeindruckt.
    »Diese Frau ist wahnsinnig, Mann! Bloß weg hier, ehe sie jemanden verletzt.«
    »Was für ein undankbares Luder! Wir schmeißen in ihrem Haus eine Party für sie, und sie wirft uns raus!« Luisito versuchte Herr der Lage zu bleiben.
    »Geht mal einen Moment aufs Dach, ich will mit ihr reden.« »Du bist der erste, der von hier verschwindet, du Scheißsäufer.«
    »Aber Liebes, wie kannst du denn all dies hier und unsere Pläne so einfach über Bord werfen? Ich will dich heiraten, und du...«
    »Schert euch alle zum Teufel! Nimm deine Brüder und lasst euch hier nie wieder sehen!«
    Als letztes Mittel spielte Luisito den Verführer: Er zog seinen herrlich fetten Schwanz und seine großen, samenprallen Eier hervor und streichelte sie.
    »Das hier gehört allein dir, Carmen. Willst du das aufgeben? Wenn du willst, schicke ich sie nach Hause, und wir beiden sind wieder allein, nur du und ich.« »Nein, nein, nichts zu machen. Und auf deinen Schwanz pass lieber auf und steck ihn ein, ehe ich ihn dir mit einem Hieb abschlage, du Scheißkerl! Du bist ein dreister und selbstsüchtiger Kerl, und deine Brüder sind die reinste Frechheit. Ich will euch hier nicht länger haben.« »Carmita, nach all den schönen Tagen, die wir miteinander hatten, darfst du dich doch nicht in einem Anfall von Wut so gehen lassen. Ich will einen Sohn mit dir, mein Liebes.« »Einen Sohn? Wozu? Damit er auch so ein selbstsüchtiger Säufer wird wie du?«
    »Liebes, zwei Jahre lang habe ich an Bord an dich gedacht. Tu mir das jetzt nicht an.«
    »An mich gedacht? Das abgedroschene Lied kannst du einer anderen flöten! In zwei Jahren hast du mir nicht eine einzige Karte oder vier Pesos geschickt! Und jetzt kommst du an und denkst, ich sei nur für dich da. Raus!« »Mein Herz, ich liebe dich doch!«
    So ging's

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