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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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Mittelfinger meiner rechten Hand ihre Klitoris reibend. Ihr feuchter Geruch machte mich verrückt. Wir machten uns an die zweite Flasche. Hayda wollte nur mit mir tanzen. Sie war ungeheuer heiß, sodass meine Erektion gar nicht mehr abklang. Sie rieb sich an mir. Und Jórge Luis blieb im Hof sitzen und tat, als sähe er nichts, als kümmere ihn das alles nicht. Das konnte böse enden, aber ich wollte mich nicht mit Jórge Luis anlegen. Im Gegenteil, ich wollte nur, dass die beiden mir beim Verkauf des Kühlschranks halfen und dabei selbst auch ein bisschen Geld verdienten.
    Aber das Fleisch ist schwach. Zumindest meines, schwach und sündig. Und ich nehme an, mit dem Fleisch geht es allen gleich. Aber die Leute hören es nicht gerne, also haben sie sich die Konzepte von Anständigkeit und Unanständigkeit ausgedacht. Nur weiß niemand so genau, wo die Grenzen verlaufen, die die Anständigen von den Unanständigen trennen. Also heizte ich Hayda weiter an und flüsterte ihr ins Ohr: »Machen wir's doch zu dritt. Hast du nicht gesagt, dass er einen ganz großen hat, der nicht in deinen Arsch geht? Also los, ich von hinten, er von vorn, du wirst abgehen wie eine Verrückte.«
    »Nein, nein. Ich würde schon, aber er ist sehr schüchtern und wahnsinnig eifersüchtig. Das würde bös enden. Bleib im Hof. Komm nicht ins Haus.«
    Sie ging hinüber zu Jórge Luis und streichelte und küsste ihn, bis er geil war. Sie gingen ins Haus, und gleich darauf hörte ich, wie das Bett quietschte und sie ihm absichtlich laut zuflüsterte, damit ich es in der stillen Nacht auf dem Lande hören konnte:
    »Du bringst mich um, Schätzchen, schieb ihn bis hinten durch.«
    Und dann stöhnte sie und kam wieder und wieder. Sie befahl ihm, sie zu beißen, bis beide gleichzeitig mit mir entluden. Während ich ihnen lauschte, hatte ich ihn mir langsam gerieben, hatte mir auf die Eichel gespuckt, damit sie schön glitschte. Ein Glas Aguardiente war übrig geblieben. Ich trank es in einem Zug aus. Dann trat ich ein. Die beiden lagen nackt, betrunken, wunderschön auf dem Bett und schliefen ruhig atmend. Ich musste mich zurückhalten, um mich nicht zu ihnen zu legen. Die Trunkenheit spielte mir Streiche, alles drehte sich. Ich knipste das Licht aus, streckte mich auf dem Boden aus und klemmte mir eine schmutzige Hose, die auf dem Stuhl gelegen hatte, als Kopfkissen unter. Ich schlief sofort ein, wachte aber ein paar Stunden später wieder auf. Die Dunkelheit auf dem Lande war absolut, und in der schwülen Hitze summten die Moskitos. Mit ausgedörrtem Mund und einem schrecklichen Gefühl von Enge, von Klaustrophobie, fuhr ich hoch in diesem winzigen Zimmer ohne frische Luft. Mir war, als steckte ich in einem engen Gitterkäfig.
    »Du bist nicht verrückt, atme tief durch und beruhige dich«, sagte ich mir und fing mich langsam wieder. Es passierte mir ziemlich oft, dass ich nachts aufschreckte und mich gefangen fühlte wie ein Wolf. Wie ein kraftvoller Wolf mit Klauen und Reißzähnen, aber unfähig, sich zu bewegen. Ich glaube, ich betete ein bisschen, als mir ein Vers von Rimbaud durch den Kopf ging und mich von meinem Gebet ablenkte: »Je est un autre.Je est un autre.« Endlich hatte ich mich unter Kontrolle und schlief wieder ein. Ich wachte auf, als das Morgenlicht durch die Ritzen hereinfiel. Ausgestreckt im Halbdunkel lagen die beiden da, zu schön, um wahr zu sein. Geräuschlos brach ich auf. Ich schöpfte mir ein bisschen Wasser aus dem Tank im Hof, wusch mir das Gesicht und ging.
     

 
     
Unter Scheiße begraben
     
    Es war jene Zeit, als mich die Sehnsucht packte. Eigentlich hatte ich schon immer darunter gelitten und wusste nicht, wie ich mich davon befreien sollte, um in Ruhe zu leben. Ich habe es immer noch nicht gelernt und hege den Verdacht, dass ich es auch nie lernen werde. Aber eins weiß ich immerhin: Es ist mir unmöglich, von der Sehnsucht loszukommen, weil es unmöglich ist, von der Erinnerung loszukommen. Es ist unmöglich, sich von dem zu befreien, was man geliebt hat.
    Es wird immer ein Teil von jedem von uns bleiben. Immer wird man sich danach sehnen, das Gute im Leben wieder auferstehen zu lassen, so wie man alle Erinnerung an Schlechtes verdrängt und zerstört, alles Böse, das man getan hat, auslöscht, die Erinnerung an Menschen, die einem wehgetan haben, abschüttelt und Enttäuschungen und unglückliche Zeiten hinter sich lässt.
    Es ist nur allzu menschlich, sich seinen Sehnsüchten hinzugeben, und die einzige

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