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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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Flasche. Er ließ mich bei sich übernachten, und am nächsten Tag besorgte ich ihm ein paar Pornohefte. Superman war ein professioneller Spanner, der einzige Kerl auf der Welt, der seinen Lebensunterhalt damit verdient hatte, anderen beim Bumsen zuzusehen. Wir verstanden uns prächtig, und ich dachte, ich würde ihm mit den Heften eine Freude machen. Er blätterte sie durch. »Seit fünfunddreißig Jahren sind sie verboten. Am liebsten würde man in diesem Land noch das Lachen verbieten. Mir haben sie immer gefallen. Meiner Frau auch. Wir haben uns diese weißen, blonden Weiber angeschaut und uns dabei einen runtergeholt.«
    »War sie schwarz?«
    »Ja, aber sehr kultiviert. Sie konnte nähen und sticken und arbeitete als Köchin für reiche Leute. Sie war nicht einfach irgendeine. Aber sie machte alles mit. Im Bett war sie genauso verrückt wie ich.«
    »Und jetzt gefallen dir solche Hefte nicht mehr, Superman? Behalt sie ruhig, ich schenke sie dir.«
    »Nein danke, mein Sohn. Ich kann sie nicht mehr gebrauchen... Schau her.«
    Er hob die kleine Decke, die seine Stummel bedeckten, ein wenig an. Er hatte keinen Schwanz und keine Eier mehr. Alles war zusammen mit den unteren Gliedmaßen amputiert worden. Alles war bis hinauf zu den Hüftknochen abgeschnitten worden. Nichts hatte man übrig gelassen. An der Stelle, wo einst sein Schwanz gewesen war, hing jetzt ein kleiner Gummischlauch, aus dem ständig Urin in einen Plastikbeutel tropfte, den er um die Hüfte geschnallt trug.
    »Was ist passiert?«
    »Zu hoher Blutzucker. Brand in beiden Beinen. Stück für Stück wurden sie mir amputiert. Inklusive Eier. Jetzt kann man mich nicht mal mehr Weichei nennen! Ha, ha, ha. Früher war ich mal ein Kerl mit Klöten. Der Superman des Shanghai! Dann haben sie mich bei den Eiern gekriegt; aber niemand kann mir nehmen, was ich mit ihnen alles erlebt habe.«
    Und er lachte aus tiefstem Herzen. Keine Spur von Ironie. Ich verstand mich wirklich gut mit diesem zähen alten Mann, der laut über sich selbst lachen konnte. Das ist es, was ich unbedingt lernen will: über mich selbst zu lachen. Und zwar immer, auch wenn sie mir die Eier abschneiden.
     

 
     
Heftige Liebschaften
     
    Ich habe immer gelebt, als gäbe es kein Ende. Damit meine ich, dass ich permanent alles zerstöre und wieder aufbaue. Nie ist es mir in den Sinn gekommen, ich könnte verrückt werden oder mich umbringen. Vielleicht, weil es nicht meine Art ist, zu hegen, zu bewahren, vorauszuahnen. Nach und nach nahm das Gewicht, das auf meinen Schultern lastete, zu. Zu viele Trümmer.
    So machte ich es mir zu Gewohnheit, aus allen und allem Vorteil zu schlagen. Eine beschissener Pragmatismus. Dauernd stellte ich Rechnungen auf, was mein Beitrag war und was für mich dabei raussprang. Ich hielt mich eigentlich für einen anständigen Kerl, aber mein Hang zur Mathematik machte mich zu einer armen Sau. Dann trat ein schönes Mädchen in mein Leben, richtete ihre grünen Augen auf mich und sandte mir eine telepathische Liebeserklärung, und ich glaubte ihr.
    Ich musste ihr glauben. Wenn man so einsam ist wie ich, nimmt man sofort jedes Signal wahr und leitet es vorsichtig weiter ans Herz, um es dort zu deponieren; und dann ist man glücklich und glaubt, jetzt seien alle Probleme gelöst. Na, jedenfalls war irgendwie die Gelegenheit nie günstig. Jeden Tag sah ich sie bei der Arbeit. Sie inspizierte die Feuerlöscher, und davon gab's Hunderte. Sie war eine sehr schöne Frau mit dunkler Haut, kurzem Haar, grünen, verträumten Augen, festem Arsch und herrlich großen Brüsten. Tagelang sahen wir uns nur schweigend an, bis ich einen Entschluss fasste. Wie ein Kätzchen wartete sie und schnurrte. Ich bat sie, mit mir am Abend auszugehen. Wir besuchten eine Bar, bestellten was zu trinken, und ohne viele Worte küssten und liebkosten wir uns. Ich konnte meine Augen - und meine Neuronen, und zwar ausnahmslos alle - nicht von ihren großen, wunderschönen, zwanzig Jahre alten Brüsten abwenden. Mein Schwanz wurde beharrlich steif, ich zahlte und wir gingen.
    Ich hatte eine nette Wohnung in der Nähe und war euphorisch und konnte es kaum abwarten. Sie auch nicht. In Windeseile zogen wir uns aus, doch als sie den B H abnahm, fielen ihr die Brüste bis über den Bauch. Sie waren groß, weich und schwabbelig, zwei riesige Beutel wie bei einer alten Amme.
    Es war unglaublich, dass eine so hübsche, junge Frau solche Brüste besaß. Ich versuchte es trotzdem, konnte aber nicht. Ich

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