Pedro Juan Gutiérrez
konnte mit meiner Zunge und meinen Fingern, und sie kam stöhnend eins ums andere Mal. Einen Moment lang war ich wieder zu Kräften gekommen und steckte ihn ihr rein, aber er war nicht sehr steif. Ich strich ihr mit meinem Halbsteifen ein bisschen über die Klitoris. Sie seufzte tief, kam noch zweimal hintereinander, und das war's dann.
»Wahnsinn! Lass uns frische Luft schnappen.« Es war fast Mitternacht. Das Dach war still und leer. Ich hatte sie befriedigen können. Meine Zunge war taub, aber ich fühlte mich voller Energie. Mit einem Satz war ich aus dem Bett und trat nackt hinaus auf die Terrasse. Da standen zwei Typen im blauen Licht des Vollmonds. Sie hatten durch die halb geöffnete Jalousie alles beobachtet und packten ihre Schwänze wieder ein. Ich hatte sie aufgeschreckt, sie waren wie gebannt. Sie hatten gespannt und sich auf unsere Kosten einen runtergeholt. In blinder Wut warf ich mich auf sie, so wie ich war, mit blanken Fäusten. Ich ließ ihnen keine Zeit zu reagieren, und sie waren ziemlich erschrocken. Es waren zwei blutjunge Burschen, und ich landete eine ganze Serie von Hieben, doch einer von ihnen trat einen Schritt zurück, zog eine Pistole und richtete sie auf mich.
Da verstand ich. Sie waren in Uniform. »Ihr seid Polizisten! Ihr beiden Wichser holt euch auf meine Kosten einen runter!«
Der andere zog auch seine Pistole, aber durch mein Geschrei hatte ich die Nachbarn geweckt, die jetzt auf die Terrasse kamen. Splitternackt, wie ich war, schimpfte ich nach Kräften, aber sie hielten mich mit ihren Pistolen in Schach. Plötzlich zog einer der beiden Handschellen hervor und wollte sie mir anlegen. Niemand kapierte, was hier vor sich ging. »Du wirst mir weder Handschellen anlegen noch sonst was! Die beiden haben auf unsere Kosten gespannt, haben uns durch die Jalousie zugesehen! Carmita, komm her! Carmita!«
Ich ging zurück ins Zimmer, um mir eine Hose anzuziehen. Carmita war gegangen. Sie war die Treppen hinuntergerannt, sobald sie gesehen hatte, dass es Scherereien mit der Polizei gab. Diese verdammte Schlampe! Ließ mich einfach im Stich!
»Bürger, dies ist ein öffentlicher Skandal! Außerdem zeigen Sie sich nackt in aller Öffentlichkeit! Lassen Sie sich die Handschellen anlegen und begleiten Sie uns!« Da sprangen die Nachbarn dazwischen. »Dies ist kein öffentlicher Platz, seien Sie nicht unverschämt! Was tun Sie überhaupt hier oben um diese Zeit? Durch fremde Jalousien spannen? Ganz schön frech!« Innerhalb einer Minute waren mehr als zwanzig Nachbarn versammelt und schimpften auf sie ein. Die Polizisten versuchten, die Situation wieder in den Griff zu bekommen, indem sie die ganz Harten markierten:
»Holen Sie Ihren Ausweis, Bürger, und kommen Sie mit uns.«
»Einen Scheiß werd ich tun. Ich gehe nirgendwo mit euch hin! Haut bloß ab. Schert euch zum Teufel!« Die Nachbarn versuchten mich zu beruhigen. Die Polizisten zogen es vor, sich über die Treppe zu verdünnisieren, denn es waren zu viele Leute da, die sie beschimpften und wissen wollten, was sie zu so später Stunde hier auf dem Dach taten. Die beiden traten fast im Laufschritt den Rückzug an und riefen nur noch drohend:
»Gleich kommen wir wieder. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.«
Dann waren sie weg, und alles wurde wieder ruhig. Die Nachbarn gingen zurück in ihre Zimmer und legten sich wieder schlafen. Ich schnappte mir den Rest meiner zehn Dollar und ging hinunter, um ein Bier zu trinken und etwas zu essen. So viel Aufregung machte hungrig. Alles in allem war es nicht so schlecht verlaufen. Bevor sie ihre Pistolen zogen, hatte ich ein paar ganz gute Treffer landen können. Nicht schlecht.
Die Himmelstore
Für Salvador Rodríguez del Pino
Der Chicano und ich saßen an einem Tisch in der Halle des Hotel Deauville und tranken eine Menge Bier. Sonntagabends ist es im Zentrum Havannas ziemlich gefährlich, mit einem dicken, rotwangigen Bleichgesicht zusammenzusitzen und zu trinken. Ein Typ wie er, um die sechzig, musste einen Haufen Kohle haben. Das Rudel witterte die Dollars und belagerte uns mit gefletschten Reißzähnen. Alle witterten die Dollars, und die Hatz begann. Kinder baten um Almosen, Nutten fingen an zu gurren, junge Männer boten Rum, Tabak und Aphrodisiaka feil, alles vom Schwarzmarkt zu niedrigen Preisen. Jeder hatte seine Geschichte. Die Armut zerstörte alle und alles, innerlich und äußerlich. Es war der Moment des Rette-sich-wer-kann gekommen, im Anschluss an den
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