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Peehs Liebe

Peehs Liebe

Titel: Peehs Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Scheuer
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Momente, da war sie so in Gedanken, dass sie mich nicht erkannte und mich ansah, als sei ich irgendein völlig fremder Mensch. Sie lachte und war in der nächsten Sekunde ganz traurig. Das letzte Mal, als wir auf unserer Bank gesessen hatten, hatte sie sich direkt an den Felsabgrund gestellt, hatte gejauchzt, die Arme ausgestreckt und damit geflattert, sich offenbar vorgestellt, ein Vogel zu sein, der seine Schwingen ausbreitet. Unter ihr befanden sich die Wipfel großer Buchen, die dicht am Fels den Hang hinaufwuchsen, ein Meer flirrender Blätter, das aussah, als würde es einen sanft auffangen, wenn man hineinspränge.
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    Bellarmin war bei Rosarius im Zimmer gewesen und hatte für Annie einige Bücher auf den Tisch gelegt. Es waren Bücher, die früher zum Bestand der Gemeinde- und Schulbibliothek gehört hatten und die Rosarius gelesen hatte, in manchen befanden sich Anmerkungen am Rand und Zettel mit Notizen.
    Bellarmin hatte mittlerweile die ersten Regale gezimmert, in der Remise aufgebaut und an der Ziegelsteinmauer befestigt. Er hatte begonnen, Bücher aus den Kartons in die Regale einzuräumen.
    In einer Ecke der Remise standen zwei Sessel, ein altes Sofa und ein Kanonenofen. Von der Remise führte eine Tür in einen Wintergarten, in dem alte Korbstühle und ein kleiner Tisch standen und dessen Scheiben zerbrochen waren, sodass Weinranken von außen durch die zersplitterten Scheiben in den Raum wuchsen. Eine weitere Tür führte zum Zimmer Bellarmins.
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    K athy putzte, als sie bei Evros arbeitete, auch weiterhin in der Schule. Sie sagte, das sei leicht verdientes Geld und eine Arbeit, bei der man seine Ruhe habe. Ich saß währenddessen in der Schulbibliothek und blätterte in Büchern. Dort lernte ich auch Leo Arimond kennen, den ich zunächst nicht bemerkt hatte, so vertieft war ich in ein Buch. Er stand plötzlich hinter mir, sah mir über die Schulter, fragte, was ich mache. Aber ich konnte ihm nichts Richtiges antworten, da ich es selbst nicht wusste und immer noch nicht sprechen konnte. Leo sagte, er sei im siebten Schuljahr. Er war ein schlanker Junge mit einem schmalen Gesicht, abstehenden Ohren und Augen, die mir gefielen, weil eine spitzbübische Freude darin leuchtete. Er fragte nach meinem Namen, bis er begriff, dass ich nicht sprechen konnte. Leo nahm das Buch, in dem ich geblättert hatte. Er setzte sich damit an den gegenüberliegenden Tisch. Es war «Das Gastmahl» von Platon, in dem Aristophanes beim Abendessen den anderen Gästen erzählt, die Menschen hätten ursprünglich beide Geschlechter in sich vereinigt. So wie es damals gewesen war, hätten sie doch ganz glücklich sein können. Sie hätten aber gegen die Götter rebelliert und wären zur Strafe von Zeus in zwei Hälften geteilt worden. Ich hörte zu, wie Leo die Geschichte vorlas, die davon erzählte, wie verzweifelt die Menschen darüber gewesen waren, dass ihre ursprüngliche Gestalt nun in zwei Teile gespalten und jede Hälfte von Sehnsucht nach Vereinigung mit der anderen getrieben war. Sie schmiegten sich aneinander, voller Begierde wiederzusammenzuwachsen. Zeus erbarmte sich schließlich und schuf Abhilfe, indem er ihre Schamteile nach vorn versetzte. Es ist seither nicht ganz so gut wie früher, denn jeder von uns ist nur noch die Hälfte eines Menschen. Jeder sucht nun beständig das ihm entsprechende Gegenstück, so wie ich immer nach Peeh gesucht habe. Als Leo zu Ende gelesen hatte, stützte er sein Kinn auf seine linke Hand, überlegte und blickte mich verwundert an. Er schnitt Grimassen und wackelte so lange mit seinen großen abstehenden Ohren, bis ich lachte. Als Leo schließlich zum Fußballtraining musste, lief ich hinter ihm her. Er rannte in Schlangenlinien mit ausgestreckten Armen über den Schulhof, dann über die Straße zum Sportplatz. Weil Leo zu spät gekommen war, musste er zehn Runden um den Fußballplatz laufen. Ich sah beim Trainingsspiel zu. Immer wenn ein Ball ins Aus ging und den Hang zur Urft hinunterkullerte, rannte ich hinterher und warf ihn ins Spiel zurück, was mir großen Spaß machte.
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    Die Tür zum Flur war nur angelehnt. Es war dämmrig im Zimmer. Annie saß am Bett bei Rosarius. Er flüsterte, sie sei schön, wunderschön, niemals habe er jemanden gesehen, der so schön sei. Annie wusste, dass Rosarius Peeh in ihr sah, diese Peeh

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