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Peehs Liebe

Peehs Liebe

Titel: Peehs Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Scheuer
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Das Summen wurde immer lauter. In der Baumkrone wurde es unerträglich. Ich wusste nicht mehr, ob es von außen oder aus dem Inneren meines Kopfes kam. Tausende Bienen krabbelten und wimmelten herum. Erst als sie mich angriffen, erkannte ich Kathys verweste Überreste zwischen den Ästen. Ich griff nach etwas Rundem, kletterte den Baum hinunter, rannte vor dem Schwarm weg, über die Straße zur Urft. Dort sprang ich mit Kathys Kopf in den Fluss und säuberte ihren Schädel unter Wasser. Ich tauchte mit Kathy unter, bis der Schwarm verschwunden war. Danach saß ich klatschnass am Ufer. Es war vollkommen still, so still, dass ich Angst bekam. Mein Gesicht war geschwollen von unzähligen Stichen, ich konnte die Augen kaum öffnen. Ich hatte Kathys Kopf, in dem noch ein paar Waben hingen, auf dem Schoß, eine Biene krabbelte aus einer Augenhöhle, trocknete ihre Flügel in der Sonne und schwirrte davon. Ich glaube, Kathy war vom Broogfelsen gesprungen. Siehatte wie ein Vogel fliegen wollen, war jedoch abgestürzt und in einer Astgabel hängen geblieben. Ich sah sie vor mir, wie sie auf dem Felsen vor dem Abgrund gestanden, ihre Arme wie Schwingen ausgebreitet und mit dem Archäologen gesprochen hatte.
    Als ich triefnass die Gaststätte betrat, sagte Evros, ein paar Bienenstiche mehr, und ich wäre gestorben. Eine Woche trug ich Kathy im Rucksack mit mir herum, dann beerdigte ich ihren Kopf und die Überreste, die ich noch fand, unter dem Baum am Broog. Ich besuchte sie fast jeden Tag, redete mit ihr, stellte mir vor, wie sehr sie sich darüber freuen würde, mich nun endlich sprechen zu hören und zu sehen, wie groß ich geworden war. Ich erzählte niemandem, dass ich Kathy gefunden hatte, ließ alle in dem Glauben, sie wäre bei ihrem Archäologen oder mit Vincentini unterwegs.
    â€¦
    Annies Wohnung bestand aus einer winzigen Küche, einem Schlafzimmer und einem kleinen Bad. Die Wohnung lag mitten in Kall, in der Nähe des Supermarktes und des Bahnhofes. Wegen der ständig streitenden Nachbarn war es fast immer laut. Annie saß oft am Küchentisch vor dem Fenster, schrieb und sah sinnend zum Bahnsteig hinüber. Morgens standen viele Leute dort, die auf den Zug warteten. Sie könnte jederzeit in einen der Regionalzüge steigen und aus Kall verschwinden. Aber sie wollte nicht mehr weg. Hinter den Gleisen führte die Straße nach Sötenich. Früher waren dort die Steinlaster gefahren, von denen Rosarius erzählte, mit denen er seine imaginären Reisen unternommen hatte. An der Straße lagen ein Eisenwarengeschäft, das Autohaus, die Baustoffhandlung und einige Reihenhäuser. Dahinter ragten die Sandsteinfelsen auf, auf denen dürre, windschiefe Kiefern wuchsen. In den rötlichen Felsen glitzerten Quarzpartikel. Annie konnte auch zur großen Eingangsdrehtür des Supermarktes hinübersehen. Rosarius hatte damals im Supermarkt gearbeitet, den Parkplatz gekehrt, Einkaufswagen zusammengeschoben und aus der Urft gezogen, wenn sie irgendwer die Böschung hinunter in den Fluss gestoßen hatte. Hatte er nichts zu tun, saß er oft stundenlang in der Cafeteria des Supermarktes an einem kleinen Tisch am Fenster.
    Â 
    I m Sommer 1964 tauchte Vincentini wieder bei Evros in der Gaststätte auf. Er legte seine speckige Kappe auf die Theke und bestellte ein Bier. Während er Zigarren paffte, prahlte er, er habe in Österreich viele Geräte verkauft. Jetzt gebe es hier wieder Nachfragen, und er sei nur deshalb zurückgekommen. Als er bemerkte, dass ich sprechen konnte, führte er das tatsächlich auf seine Behandlung mit dem Perseus zurück und lobte die Langzeitwirkung des Gerätes. Er erwartete, dass ich wieder mit ihm durch die Gegend reiste und seine Werbekarten verteilte. Auf den Verkaufsfahrten präsentierte Vincentini mich den Leuten als Heilerfolg, sagte, vor der Behandlung mit dem Perseus sei ich einfältig und stumm wie ein Fisch gewesen, nun könne ich sogar den «Hyperion» auswendig. Ich habe dann zitiert:
Was ist alles künstliche Wissen in der Welt, was ist die ganze stolze Mündigkeit der menschlichen Gedanken gegen die ungesuchten Töne dieses Geistes, der nicht wußte, was er wußte, was er war?
Doch Vincentini bat mich, etwas anderes aufzusagen, das würde ja doch keiner der Bauern verstehen. Ich entgegnete, diese Stelle fände ich besonders schön und hätte sie mir

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