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Peehs Liebe

Peehs Liebe

Titel: Peehs Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Scheuer
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Geräusch war besonders laut und deutlich zu hören, weil Claßen ausnahmsweise nicht brüllte. Als wir über den Platz zum Tor gingen, legte Claßen seinen Arm um meine Schulter und kickte den Ball vor sich her. Ich stellte mich ins Tor, und Claßen schoss Bälle in meine Richtung. Wenn ich nach dem Ball hechtete und auf dem Boden landete, kam mir der Schnee weich wie ein Daunenkissen vor. Das Rufen der anderen drang kaum bis zu mir herüber. Ich hielt jeden Schuss. Claßen meinte, ich würde wahrscheinlich auch alleine gegen Jünkerath gewinnen. Er sagte, er würde dann dafür sorgen, dass ich bei einer richtig guten Mannschaft spielen könne. Während Claßen mich trainierte, kickten die anderen auf die kleinen Tore. Sie mussten nun jeden verschossenen Ballselbst aus der Urft fischen. Claßen hatte ihnen gesagt, ich sei der Tormann der Mannschaft und kein Balljunge mehr.
    Nach dem Training ging ich mit Leo nach Hause. Er wohnte damals mit seinen Eltern in einer Mietwohnung am Ortsrand auf einer Anhöhe, in einer Bruchbude über einem Lager, in dem verrostetes Gerümpel von einem Bauunternehmer stand. Wir lagen in Decken gehüllt, mit Wollmützen über den Ohren in Liegestühlen auf der überdachten Terrasse, sahen durch den rieselnden Schnee nach Kall hinunter und tranken Glühwein. Leos Eltern hatten früher die Gaststätte gepachtet, die nun Evros gehörte. Aus dieser Zeit hatten sie noch Schulden. Leos Vater war meist auf Montage, weil er dort mehr verdiente. Leo arbeitete im Zementwerk und besuchte nebenher das Abendgymnasium in Euskirchen. Er redete oft davon, dass er aus unserer Gegend wegwollte, um zu studieren. Sanny, Leos Mutter, arbeitete in einer Werkskantine. Nach Feierabend kam sie für ein paar Stunden zu Evros, um in der Küche zu helfen. Sie putzte auch und machte die Betten in den Fremdenzimmern. Sie erledigte das, was Kathy früher getan hatte. Während wir auf der Terrasse saßen, krochen Autos durch den Schnee die Straße nach Schleiden hinauf. Leo erwähnte einen Hut, den er im Fluss gesehen hatte, als sie wieder einmal den Ball aus dem Wasser fischen mussten. Er meinte, es könnte der Hut von Lia gewesen sein. Lia war Leos Freundin gewesen, sie hatte immer so einen Hut getragen. Aber Leo hatte sie seit einigen Wochen nicht mehr gesehen.
    Es war ein schöner Abend. Wir saßen vom Glühweinbesäuselt in den Liegestühlen, knabberten trockene Weihnachtsplätzchen, kühlten zwischendurch unsere Stirn mit Schnee und erzählten uns Geschichten. Leo hatte selten Zeit, meistens paukte er nach der Arbeit für das Abendgymnasium.
    Ich sprach von Peeh, wie ich ihr Klavierspiel im Radio gehört hatte, wie schön sie war, dass ich als kleiner Junge mit ihr gespielt hatte, von ihren Sommersprossen und ihren blonden Haaren. Ich erzählte immer weiter und bemerkte nicht, dass Leo eingeschlafen war. Am nächsten Morgen musste er früh aufstehen, um pünktlich bei der Arbeit zu sein. Nach der Arbeit fuhr er wie immer zur Abendschule nach Euskirchen.
    Ich lief nach Hause, stapfte durch den hohen Schnee und dachte, ich könnte nicht glücklicher sein, es sei denn, Peeh wäre bei mir. Aber man soll nicht Dinge wollen, die unmöglich sind. Die Gaststätte hatte schon geschlossen. Evros brachte gerade Sanny nach Hause. Im Schankraum roch ich Vincentinis Zigarren. Ich öffnete die Fenster sperrangelweit und räumte die Tische ab, leerte Aschenbecher, spülte Gläser und stellte sie in die Vitrine hinter der Theke. In der Küche musste ich nichts machen, die räumte Leos Mutter auf. Ich trug leere Bierflaschen in den Keller, wo es wegen der Urft, die am Haus vorbeifloss, ständig feucht war. Ich hielt mich gern im Kellergewölbe auf, überlegte, welche Flasche in welche Kiste gehört, stellte sie hinein, nahm sie wieder heraus, brachte sie in einer anderen Kiste unter, bis schließlich alles ordentlich war.
    Als ich aus dem Keller kam, stand Evros an der Theke, trank Ouzo, hörte griechische Musik. Er war betrunken und sagte, er werde bald nach Griechenland zurückgehen. Er schwärmte von seinem kleinen Dorf am Meer, sagte, Sanny werde mit ihm kommen, jemanden wie mich, der ihm im Hotel helfe, könne er auch gebrauchen. Ich wunderte mich, da Leos Mutter ja verheiratet war.
    Am nächsten Morgen stand ich früh auf. Im Lokalteil der Zeitung berichteten sie von unserem

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