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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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Innern in die Schranken. »Dein
dummes Geschwätz bringt uns auch nicht weiter.«
    »Ich habe
nichts gesagt«, wehrte Max sich verwundert. Kiki war so in ihr Selbstgespräch
versunken, dass ihr entgangen war, dass Max zu ihr aufgeschlossen hatte.
    Estelle,
die Talent bewies, zur rechten Zeit am interessantesten Ort aufzutauchen,
mischte sich ein: »Mach dir nichts draus, Kiki. Es ist in dieser Region normal,
wenn man Stimmen hört. Gewöhnlich murmeln sie etwas wie >Ich bin die
unbefleckte Empfängnis<.«
    Caroline
zog Estelle weiter: »Kiki und Max kommen ohne deine Livemoderation aus«, mahnte
sie. Ihr Blick zu Kiki hatte eine eindeutige Botschaft: »Los jetzt. Mach
schon«, stand in ihrer Miene zu lesen.
     
    Sie
musste. Sie sollte. Sie konnte. Mit Max reden. Jetzt. Aber wie ging das? Wie
sollte sie ihm nachhaltig vermitteln, dass sie keine Zukunft hatten? Sie hatte
den besten Job der Welt, sie stand kurz vor dem Durchbruch. Sie konnte sich
keinen Fehler leisten. Und keinen Max.
    »Wie kann
man nur so stur sein«, fauchte sie den jungen Mann an.
    »Ich bin
nicht stur«, entgegnete Max seelenruhig. »Ich weiß nur, was mir guttut. Im
Gegensatz zu dir.«
    Kiki
schnappte nach Luft. »Mit dreiundzwanzig hatte ich drei Liebhaber in einer
Woche. Mit dreiundzwanzig weiß man gar nichts.«
    Max sah
das locker: »Deswegen habe ich gewartet, bis du erwachsen bist.«
    Wie bitte?
Max war nicht nur hartnäckig. Er war unverschämt.
    »Ich liebe
dich nicht«, schleuderte Kiki ihm entgegen. Nicht einmal die grobe Abfuhr
veranlasste Max zu einer verärgerten Reaktion. Er grinste frech. Kiki musste
nachsetzen. »Hast du verstanden? Ich liebe dich nicht.«
    »Du lügst
dir was vor, Kiki. Uns.«
     
    Es
funktionierte nicht. Kiki ließ Max stehen und schloss mit eiligem Schritt auf
zu Caroline und Estelle, die sie mit fragenden Blicken empfingen.
    »Aussprachen
sind nichts für mich. Ich laufe lieber weg«, verkündete sie.
    Sie hatte
wahrlich Wichtigeres zu tun, als sich an Max abzuarbeiten.
    Demonstrativ
zog sie bei der nächsten Pause ihren Skizzenblock heraus. Sie hatte sich lange
genug von Max aus dem Konzept bringen lassen. Jetzt ging sie zur Tagesordnung
über. Und da stand nur ein einziger Punkt. Vasen. Jetzt. Sofort.
    Energisch
setzte Kiki die groben Konturen aufs Papier und erlebte eine Überraschung.
Alles, was sie in den letzten Tagen gesehen hatte, fügte sich zu einem Bild
zusammen: Wie von selbst flossen Linien und Farben ineinander und bildeten ein
filigranes Muster, das sich harmonisch an die Form anschmiegte. Tagelang hatte
Kiki nur gesehen, gelauscht, gerochen und gespürt. Jetzt erschien der Entwurf
wie von selbst auf dem Papier. Es war einer dieser magischen Augenblicke, in
denen es sich anfühlte, als führe jemand anders den Stift. Manche Kollegen
hätten das eine »göttliche Eingebung« genannt. Kiki konnte mit dem Begriff
nichts anfangen. Ideen musste man erzwingen. Es bedurfte oft Hunderter von tristen
und vergeblichen Atelierstunden, bevor aus dem Nichts ein inneres Bild
entstand. Ein Entwurf, den man nur noch abzeichnen musste. Das war kein Wunder,
das war harte Arbeit.
     
    Lachen
brandete auf. Kiki schaute hoch. Die Realität hatte sich zwischen sie und ihren
Block gedrängt. In Gestalt von Max. Schon wieder.
     
    47
     
    Caroline
lachte. Es war nur noch komisch, wie Kiki sich verbog. Caroline hatte es längst
gemerkt, jede der Dienstagsfrauen sah es: Kiki war verliebt. Und tat den
lieben langen Tag nichts anderes, als das Offensichtliche zu leugnen. Sie
fragte sich, wann Kiki selbst dahinterkam.
    Amüsiert
lehnte Caroline sich zurück. Die Dienstagsfrauen hatten sich auf den schroffen
Steinen eines ausgewaschenen Flussbettes niedergelassen, das sich tief in die
Landschaft eingefressen hatte. Es war ein perfekter Moment. Die Anfangsprobleme
lagen hinter, Angles noch vor ihnen. Es wäre der ideale Augenblick, die Zeit
anzuhalten. Sie versuchte, einfach den Moment zu genießen. So wie Max das tat.
     
    Mit bloßem
Oberkörper und aufgekrempelten Hosen stand Max am Flussufer, schnitzte Speere
und unterwies Eva, Judith und Estelle im Fischfang.
    »An der
Bewegung des Wassers kann man ablesen, dass da eine Forelle schwimmt. Du musst
abschätzen, wie groß sie ist, und dann auf etwas vor dem Fisch zielen«,
erklärte Max.
    Er gab
sich keine übertriebene Mühe, gemocht und akzeptiert zu werden. Er tat das,
was ihm Spaß machte, und steckte andere mit seinem Enthusiasmus an. Und zog
damit die Blicke der

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