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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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Dienstagsfrauen auf sich. Und die von Kiki, die ihn hinter
ihrem Papier keine Sekunde aus den Augen ließ. Selbst Estelle watete im
seichten Wasser und untersuchte mit gezücktem Speer, ob sie eine Chance hätte,
als Selbstversorger in der Wildnis zu überleben.
    »Wo hast
du das gelernt?«, erkundigte sie sich beeindruckt.
    »Nirgendwo.
Alles angelesen. Bei Karl May.«
    »Karl
May?«, kommentierte Estelle überlaut, sodass auch Caroline es hören musste.
»Der hat doch nur so getan, als hätte er seine Abenteuer selbst erlebt. Der hat
alles erfunden, was in seinen Büchern steht«, rieb sie weiter Salz in die
Wunde.
    Caroline
blieb die Luft weg. Geheimnisse waren für Estelle Handelsware. Sie konnte sich
an drei Fingern ausrechnen, wie lange es dauerte, bis Judith mitbekam, dass
Estelle hinter ihrem Rücken in dem Tagebuch geschnüffelt hatte. Gott sei Dank
schleuderte Max in diesem Moment seinen Speer. Wasser spritzte auf, unter der
Wasseroberfläche ein Heidenspektakel. Ein durchbohrter Fisch zappelte um sein
Leben.
    »Getroffen.
Ich habe getroffen«, brüllte Max. Im Tumult um den erlegten Fisch ging Estelles
verräterische Bemerkung unter.
    »Ich habe
noch nie einen Fisch gefangen. Keinen einzigen«, wunderte sich Max.
    »Das sind
typische Südländer«, witzelte Estelle. »Den Tag langsam angehen lassen und dann
erst mal ausruhen. Kein Wunder, dass man die leicht fängt.«
    »Vielleicht
hat Karl May einfach gut recherchiert«, rief Judith begeistert.
    Caroline
horchte auf. Ob Judith etwas ahnte? Wusste sie mehr, als sie preisgab?
Energisch schob sie die nagenden Zweifel beiseite und gab sich selbst
Anweisungen: Genießen. Jetzt. Im Augenblick verweilen. Solange es ging. Angles
war weit. Der frühe Sommer süß.
    Wenig
später garten drei Fische auf Holzstöcken über einem kleinen Feuer, das sie mit
trockenen Ästen zwischen den Steinen aufgeschichtet hatten. Auch auf
Pilgertour schien die Betreuung des Grills Männersache zu sein. Selbst Eva,
die jeden Sommer zum großen Barbecue lud, gab sich dem Müßiggang hin. Sie hatte
geholfen, die Fische auszunehmen und mit den Kräutern zu füllen, die sie am
Wegesrand gepflückt hatten. Den Rest sollten andere übernehmen. Zufrieden
reckte Eva sich in der Sonne und überließ anderen die Kocherei.
    »Essen
schmeckt viel besser, wenn man sich überraschen lässt«, seufzte sie und schloss
die Augen. Mit jedem Tag wurde Eva besser darin, nicht jedem Helferreflex
nachzugeben, wenn es um die Verteilung von Aufgaben ging.
     
    Caroline
genoss den herben Geschmack der Fische, das frische Brot und den Aufschub. Die
Zeit hatte aufgehört, weiterzurasen. Im trägen Entschleunigungsmodus verblichen
alle Probleme. Vielleicht konnte man das Ganze auf sich beruhen lassen? Bis
Lourdes laufen, die Kerze von Arne bei der Grotte postieren und alles
vergessen. Wen interessierte, warum D. es für nötig hielt, Arne mitzuteilen,
dass Samu ihn abholen würde? Wen interessierte, was Samu und Arne gemeinsam
unternommen haben. Arne war tot. Und sie waren nach Frankreich gekommen, um dem
Kapitel einen Schlusspunkt hinzuzufügen. Sie musste einfach den Mund halten,
den Zettel und die Fragen vergessen. Der Gedanke verflog so schnell, wie er
gekommen war. Estelle drehte sich zu Caroline und schenkte ihr einen weiteren
ihrer geheimnisvollen Blicke. Caroline antwortete mit einer Geste, die Estelle
die baldige Enthauptung androhte.
     
    Ein
schriller Handyklingelton erinnerte Caroline jäh daran, dass die Zeit nicht
stehen geblieben war. Es gab sie noch. Alle Probleme, die sie zur Seite
geschoben hatten. Diesmal war das Telefon von Max der Überbringer unheilvoller
Nachrichten.
     
    48
     
    »Willst du
nicht nachsehen, wer dir geschrieben hat?«, fragte Kiki.
    »Das ist
bloß mein Vater«, war die wenig aufmunternde Antwort. Max fand es viel wichtiger,
Kiki den Fisch mit einer formvollendeten Verbeugung zu servieren. Kiki wurde
das Gefühl nicht los, dass sich in Köln etwas zusammenbraute. »Vielleicht ist
es wichtig.«
    Statt
einer Antwort drückte Max das Handy in Kikis Hand: »Wenn du meinen Vater so wichtig
findest.«
    Kiki war
überrumpelt.
    »Lies
nur«, bekräftigte Max. »Ich habe keine Geheimnisse vor dir.«
    Die
Anzeige auf dem Display verkündete, dass eine SMS von Thalberg eingegangen war.
Normalerweise lag es Kiki fern, in fremden Telefonen zu schnüffeln. Doch das
betraf möglicherweise auch ihre Zukunft. Sie musste wissen, ob Thalberg
informiert war. Kiki öffnete die SMS und sah

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