Peinlich peinlich Prinzessin
dass ich von jetzt an ihre neue beste Freundin bin …
Ich sage ja nicht, dass ich keine neuen Freundinnen gebrauchen könnte. Die kann ich weiß Gott gebrauchen.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich bereit bin, so viele neue Freundinnen zu haben, wie ich sie jetzt anscheinend habe.
Vor allem wenn man bedenkt, dass ich eigentlich nichts weiter will, als mich in mein Bett zu legen und dort zu bleiben.
Am liebsten für immer.
Aber das ist anscheinend zu viel verlangt.
Als ich mich nämlich heute in der Cafeteria zu Tina, Boris und JP an den Tisch setzte, musste ich mit Erstaunen feststellen, dass Lana und Trisha sich auch neben uns setzten.
»Oh Mann, krass!«, rief Lana, als sie sah, was auf meinem Teller lag. »Du isst echt einen Cheeseburger? Weißt du, wie viele Kalorien das Teil hat? Kein Wunder, dass dir deine Klamotten nicht mehr gepasst haben. Hey, sind das die neuen
Ohrringe, die du Samstag gekauft hast? Die sehen ja wohl echt scharf aus.«
Tja. Das war′s. Ich war geoutet.
Als Freundin von Lana.
Na ja, nicht so tragisch. Sooo schlimm ist sie gar nicht. Natürlich hatten wir in der Vergangenheit unsere Probleme, aber sie hat mir einen echt guten Tipp gegeben, wie ich mit dem Nägelkauen aufhören kann. (Man muss sich nur jeden Abend vor dem Schlafengehen Nagelhärter auf die Nägel streichen und die Nagelhäutchen danach mit Olivenöl einreiben.)
Als Tina Lana mit offenem Mund anstarrte, sagte Trisha erst: »Mund zu - es zieht!« Und dann: »Übrigens finde ich das voll schön, wie du deine Augen immer mit Kajal umrahmst. Welchen Kajal benutzt du eigentlich? Hat das was mit deiner Religion zu tun?«
Worauf Tina fast an ihrem Thunfischsalat erstickt wäre.
»Sagt mal, Leute, habt ihr dieses Jahr auch den Schyler in Mathe?«, erkundigte sich Lana. »Ich kapier nämlich kein Wort von dem, was der Typ uns erzählt.«
Boris nickte gequält. »Doch, ich.«
Und dann verbrachte er den Rest der Pause damit, Lana bei ihren Hausaufgaben zu helfen, während Tina Trisha zeigte, wie sie ihren Kajal aufträgt, und JP stumm in sein Chili hineingrinste (ohne Mais).
Ich hätte am liebsten in Ruhe Amelies Tagebuch weitergelesen, hab es dann aber gelassen, weil ich Angst hatte, die anderen würden mich dann ungesellig und seltsam finden.
Und ich hab schon genug Probleme, ohne mir auch noch Sorgen darüber zu machen, dass die anderen mich für unsozial halten könnten.
Als Lilly ihr Tablett in die Küche zurückbrachte, hat sie mir einen ganz gehässigen Blick zugeworfen.
Aber vielleicht hat sie auch nur deswegen so geschaut,
weil ich Lana erlaubt hatte, mir Minihaarspängchen in die Haare zu schieben, und Lilly findet es immer total ekelhaft, wenn Leute in der Cafeteria persönliche Körperpflege betreiben.
Montag, 20. September, Chemie
JP hat mich gefragt, ob ich jetzt automatisch Mitglied der Starfraktion geworden bin, bloß weil ich einmal mit Lana einkaufen war.
Ich hab ihm gesagt, dass wir nicht bloß einkaufen waren, sondern BHs gekauft haben.
Worauf JP große Augen bekam und sagte: »Bitte erzähl mir alle Details. Alle!«
Das hab ich dann aber nicht gemacht, weil ich Fürstin Amelies Tagebuch lesen musste. An der Stelle, an der ich gerade bin, hat ihr Onkel sämtliche Bücher aus der Palastbibliothek verbrennen lassen. Und zwar aus purer Bösartigkeit, weil er wusste, wie gerne Amelie las, und nicht weil er wirklich glaubte, die Pest würde durch Bücher verbreitet. Da bin ich mir ganz sicher.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, hat er dann auch noch Amelies neuen Erlass ins Feuer geworfen. (Den hatte sie sorgfältig ausgearbeitet, unterschrieben und sogar von zwei unabhängigen Zeugen beglaubigen lassen. Das war gar nicht so einfach - sie musste im Palast ja erst mal jemanden finden, der noch nicht an der Pest gestorben war!) Und das, obwohl Amelie ihm erklärt hat, dass dieser Erlass (worum auch immer es darin ging) nur zum Besten für das genovesische Volk sei! Aber Amelie hatte sowieso den Eindruck, dass das Volk ihm total egal war. Die Menschen starben nämlich wie die Fliegen, und trotzdem erlaubte Onkel Francesco fremden
Schiffen weiterhin, im Hafen anzulegen, wodurch sich die Pest immer mehr im Land verbreitete … Ganz zu schweigen davon, dass die Seeleute die Krankheit auch in ihre Heimatstädte zurückbrachten, wenn sie zurücksegelten.
Amelie warf ihrem Onkel vor, ihm ginge es nur darum, auch weiterhin so viel Olivenöl zu exportieren wie möglich. Ihm ginge es immer nur ums
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