Pelagia und der schwarze Moench
und sich zu diesem Zweck auf besondere Lustreisen durch verschiedene Länder begab, darunter so exotische wie Annam, das Königreich Hawaii oder Schwarzafrika. Und in unserem rechtgläubigen Vaterland ist erst gar nicht zu zählen, wie viele hochanständige Matronen er verführte, wie viele stolze Jungfrauen er verdarb, denn er verfügte über ein besonderes Talent, die Herzen der Frauen zu verzaubern. Dabei spielte wohl auch seine Reputation eine Rolle. Einen anderen Stutzer hätten die Damen wohl nicht einmal angesehen, doch kaum verbreitet sich die Kunde, jemand sei ein gefährlicher Verführer, suchen alle plötzlich etwas Anziehendes, ja Unwiderstehliches an ihm: die Augen oder die Hände, und wenn sich gar nichts Besonderes finden lässt, verleiht man ihm eine magnetische Aura.
Ach, ich nörgle nur aus Neid herum. Es wäre nicht übel, so zu leben wie der Mönch Israil: Kapriolen schlagen, so lange man im Saft steht, und wenn es Zeit wird und die Gesundheit nachlässt, die unsterbliche Seele retten – und zwar mit der gleichen Leidenschaft, mit der man zuvor gesündigt hat. Nur hat der Abt vor dem himmlischen Gläubiger eine sehr große Schuld auf sich geladen, Israil hockt bereits zwei Jahre in diesem himmlischen Vorzimmer, sechs Mitbrüder hat er schon begraben, aber seine Schuld ist noch nicht abgegolten. Man sagt, in achthundert Jahren habe niemand so lange auf der Nachbarinsel ausharren müssen – so ein großer Sünder ist er.
Damit beende ich die vorgeschriebenen Reden und rufe den Segen Allahs auf dein lichtstrahlendes Antlitz, o Gebieter.
Alexej Lentotschkin, Sklave der Lampe
PS: Und nun, da Sie bereits endgültig zu dem Schluss gekommen sind, dass ich Sie in diesem Brief nur mit meinem Geschwätz über die hiesigen Kuriositäten unterhalten will, wende ich mich der eigentlichen Sache zu.
Sie sollen wissen, größter W eiser der Weisen, dass ich die Lösung des Rätsels um Ihren schwarzen Mönch so gut wie in der Tasche habe. Ja, ja. Und diese Lösung verspricht überaus komisch zu werden. Das heißt, ich weiß bereits, worin der Trick besteht, mir ist nur noch nicht klar, wer sich da amüsiert, indem er vorgibt, Wassilisk zu sein, und zu welchem Zweck das geschieht, aber die Antwort auf diese Fragen werde ich heute herausfinden, denn allem Anschein nach wird die Nacht heute mondhell sein.
Mein Tagesablauf an den vergangenen drei Tagen sah folgendermaßen aus: Morgens habe ich lange geschlafen, dann begab ich mich auf Expeditionen zu Land und zu Wasser, und mit Einbruch der Dunkelheit legte ich mich auf der Landzunge, die sich zur Nachbarinsel hin erstreckt, auf die Lauer. Ich habe keinerlei übernatürliche Ereignisse beobachtet, doch vermutlich nur, weil die Nächte schwarz und völlig mondlos waren, und bekanntlich bevorzugt der Heilige eine himmlische Illumination. Weil ich nichts Besseres zu tun hatte, sprang ich von einem Stein zum anderen, fuhr ein wenig in einer Schaluppe herum (ein kleines Boot, das ich von einem Einwohner gemietet habe), weil ich prüfen wollte, ob es nicht möglich ist, sich so auf einen Stein zu stellen, dass es aussieht, als stehe man auf dem Wasser. Das ist sehr wohl möglich, hingegen ist es unmöglich, sich auch nur zwei oder drei Schritte fortzubewegen, davon habe ich mich überzeugt, und ich kam zu der Auffassung, die Mönche müssten sich das Wandeln auf dem Wasser in ihrem Schreck zusammenfantasiert haben. Doch in der dritten Nacht, also gestern, entdeckte ich einen höchst pikanten Umstand, der alles erklärt. Doch ich schweige, ich schweige. Kein Wort mehr.
Es ist wirkungsvoller, wenn ich Ihnen den ganzen Hintergrund auf einmal enthüllen kann, und das wird spätestens morgen geschehen. In zwei Stunden, sobald es dunkel wird und der Mond aufgeht, mache ich mich auf zum Zweikampf mit dem Gespenst. Und da b ei einer Schlacht mit der jenseitigen Welt der Untergang oder bestenfalls der Verlust des Verstands droht, schicke ich diesen meinen Brief mit dem Paketboot der Abendpost. Quälen Sie sich bis zur morgigen Post, Erzbischof von Reims, vergehen Sie vor Neugierde und Ungeduld!
Ein Damaszenerschwert am Gürtel,
In ein echtes Panzerhemd gehüllt,
Zum Kampf gegen den unbesiegbaren Riesen
Macht sich bereit der kühne Recke.
Und ist ihm beschieden, in der Schlacht
Seinen verwegenen Kopf hinzugeben,
So gedenke seiner mit einem Gebet, Eminenz,
Und du, Prinzessin aus dem Cafe,
Benetze den Leichnam des Helden mit Tränen.
Ahoi!
***
Das war der Wortlaut des
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