Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
Sima Pall den Botenvogel schickte, hatten sie und der Rat lange mit Jestak und Stantu gesprochen. Die Shumaistreitmacht, die sich auf dem Westufer sammelte, wurde immer stärker, wie sie erfuhr, war aber von keiner bekannten oder verläßlichen Größe.
Ajerons Sentani würden auch nicht so sehr viel ausmachen.
Ohne daß die beiden es aussprachen, hatte die Protektorin Jestak verstanden, der meinte, hier sei ei-ne Chance, die Völker des Heart-Flusses zu einen. Sie würden alle zusammen kämpfen müssen, sonst liefen sie Gefahr, weiterhin vom Druck der Tantal und dem dadurch entstehenden Verlust von Menschen bedroht zu werden. Diese Schlacht mußte die Entscheidung bringen.
Aufgrund von Mantis kurzer Begegnung mit Jell wie aufgrund der Streitmacht, der Jahreszeit und der vergleichsweise verzweifelten Lage der Tantal nahmen sie mit Recht an, daß die Armada alles daran setzen würde, Nordwall zu erobern, wenn auch nur als Zuflucht für den Winter. Mit einer solchen Basis wären die Tantal in der Lage, das Land um den Heart-Fluß in großem Maßstab zu unterwerfen.
Nicht lange vor Morgengrauen schlüpften drei Männer wieder in den kalten Fluß und glitten hin-
über zum Westufer, wo sie wie zuvor die Außenposten der Shumai begrüßten. Jestak und Stantu hatten einen Mann von der Pelbargarde mitgebracht.
Waldura wurde geweckt, und als man Thro geholt hatte, sprachen die fünf kurz miteinander. Jestak er-klärte die Sache mit dem Botenvogel. Das war für die Shumai neu, und Waldura sah Thro ziemlich erstaunt an. Thro sagte nur: »Bei den Pelbar gibt es vieles, wovon wir nichts wissen. Jestak genießt es, uns ständig zu überraschen.«
»Ich bin sicher, daß die Sternenbande uns zu Hilfe kommen wird«, sagte Jestak. »Aber ich bin absolut nicht sicher, daß Pelbarigan einige Gardisten frei-stellt, um sie zu begleiten.«
»Nicht einmal für ihre eigenen Leute?«
»Für ihre eigenen Leute würden sie alle kommen.
Sie werden befürchten, daß die Sentani sie irgendwo im Wald töten könnten.«
»Würden sie das tun?«
»Nein«, sagte Jestak. »Nicht, wenn sie einem Abkommen zugestimmt hätten, und sicher nicht, wenn sie von den gefangenen Sentani wüßten.«
»Dann können wir von Pelbarigan keine Hilfe erwarten?«
»Wir dürfen uns nicht darauf verlassen. In Nordwall erwartet man am Morgen einen koordinierten Angriff«, sagte Jestak. »Sie hoffen, daß die Shumai das Westufer halten, damit die Tantal den Fluß nicht verlassen können. Sie hoffen auch, daß ihr, falls ihr Männer erübrigen könnt, einige nach Nordwall schickt, damit sie die Zugänge und die Mauern bewachen. Wenn ihr das tut, wird man euch durch das Westtor einlassen, wenn es sicher ist – sonst durch den Obstgarten.«
»Obstgarten?«
»Im Norden, hinter der niedrigeren Mauer. Da ist ein Obstgarten und andere Gärten.«
»Was ist mit unserem Angriff?«
»Wir hoffen, daß wir auf weitere Sentani warten können, ehe wir selbst angreifen, aber wir haben eine Reihe von Störaktionen entworfen, die sich auf lange Sicht als entscheidend erweisen könnten.«
»Die Pelbar haben mir gegenüber betont, Waldura«, sagte Stantu, »daß sie die Gefangenen unverletzt befreit sehen wollen. Sie befürchten, daß ein Angriff von unserer Seite auf die gesamten Tantal ihnen schaden könnte. Es sei denn, wir finden eine Möglichkeit, ein Boot oder eine Gruppe von Booten mit Gefangenen wegzuziehen. Die Pelbar sind recht gute Schwimmer, wir hingegen sind im allgemeinen im Wasser nicht so besonders, das weißt du ja. Wir müssen unsere Schwimmer aussondern. Ich gebe zu, daß es nützlich wäre, auf die Sentani zu warten, wenn das möglich ist, aber es kann sein, daß die Tantal eine Entscheidung erzwingen.«
»Ich bin nicht ans Warten gewöhnt«, sagte Waldura.
»Ich war es auch nicht«, sagte Thro, »aber ich habe im Westen gesehen, wie wirkungsvoll einige von Jestaks Methoden sind. Ich würde jetzt wahrscheinlich dort liegen und das Gras würde mir durch die Rippen wachsen, wenn wir nicht nach ihnen vorgegan-gen wären.«
»Was sind das für Störaktionen, wie du sie nennst?« fragte Waldura resigniert.
»Es gibt eine lange Liste von Möglichkeiten, dazu gehören Feuerflöße, das Anbohren von Schiffen unter Wasser, das Lösen von Ankern, Angriffe auf verbarrikadierten Flößen, das Herausschneiden der Schiffe mit ihren Frauen und Kindern, das Entern des Hauptschiffs mit dem Anführer, die Bewachung des Bachs, man kann zulassen, daß sie den Obstgarten
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