Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
fahren diesen verfluchten Bach hinauf nach Süden und nehmen zwei von den kleineren Feuerwaffen mit. Zwei auf jedem Schiff.
Wir werden diese beschissene Mauer von dieser Seite aus bearbeiten. Die Sklaven sollen rudern, und nicht unsere Leute. Wir holen die Rohrwaffe aus der verfluchten Grube und setzen sie wieder zusammen. Die Sklaven werden auf dem Feld vor der Stadt hinge-richtet. Wir schicken noch zwei Patrouillen aus, diesmal jede mit zweiundfünfzig Mann, eine nach Süden, die andere nach Norden. Vier Schiffe sehen sich das verdammte Feuer am Westufer näher an. Wir werden auch eine Belagerungsmaschine vorbereiten, die mit Sklaven bemannt werden soll. Wir ...«
Ein Posten hatte die Kajüte betreten, er machte ein verängstigtes Gesicht. Hardo unterbrach sich und blickte auf. Er war nicht in der Stimmung, sich stören zu lassen. »Jetzt sind acht Feuer da«, sagte der Mann und schlüpfte schleunigst hinaus.
»Gebt die Nachricht weiter!« sagte Pood. »Sorgt da-für, daß die verdammten Sklaven auf allen Schiffen unter Deck bleiben, damit sie die Feuer nicht sehen!«
Ein Subalterner verließ eilends den Raum, kehrte aber so schnell wieder zurück, daß er kaum das Deck hatte erreichen können.
»Sie haben sie schon gesehen, Kommandant. Sie schliefen angekettet auf Deck. Jetzt jubeln sie alle.«
Hardo sprang wütend auf. Er drosch seinen Federkiel auf den Tisch, daß die Tinte herumspritzte, einiges davon landete auf seinen Gamaschen. Das brachte ihn noch mehr in Wut. »Laßt sie alle nach unten bringen!« schrie er. »Auf jedem Schiff soll ein Mann als Exempel für die anderen getötet werden.
Diese verfluchten Schleimfresser. Sie werden es schon noch sehen.«
Der Subalterne schlüpfte hinaus, aber Jell folgte ihm und hielt den Mann auf Deck zurück. »Laß sie hinunterbringen«, flüsterte er, »aber laß keinen tö-
ten!«
»Aber Hardo ...«
»Er ist verrückt. Das würde uns sechsundzwanzig Leute an den Rudern kosten und noch viel mehr Wut bei den anderen hervorrufen. Er würde das nicht tun, wenn er ruhig überlegt hätte. So. Und jetzt hältst du den Mund und machst es, wie ich sage! Ich übernehme die Verantwortung.«
»Ja, dann tue ich es.« Der andere ging nach unten.
Er hatte ein immer schlechteres Gefühl bei dieser Expedition. Dieses Nordwall, das so schweigend und eindrucksvoll in der Nacht dalag, gleichgültig, anscheinend überhaupt nicht besorgt, machte ihm Angst.
Die Bande der Shumai und Sentani hatte bei Einbruch der Dämmerung das westliche Ufer des Heart erreicht, aber alle hatten sich verborgen gehalten. Die Shumai waren auf die Idee gekommen, die acht Feuer anzuzünden – eines für jeden Abschnitt des Nacht-himmels, eines für jeden Teil des ganzen Tages, um ihren Kameraden auf den Schiffen mitzuteilen, daß alles gut werden würde. Das Sternenspiel war nur dann vollständig, wenn alle acht Abschnitte des Himmels wenigstens einmal aufgerufen worden waren. Daher war acht die Zahl des Sieges.
Jestak wollte mit den Pferden sofort nach Nordwall, aber niemand wußte, welche Streitkräfte die Tantal zu Lande aufgeboten hatten. Aber als es auf Mitternacht zuging, beschlossen er und Stantu, den Fluß allein zu überqueren. Daher glitten die beiden Männer, während Hardo gerade seine Ausführungen beendete, leise im kalten Wasser vorbei, sie berührten das Ankertau keine fünf Armlängen von ihm entfernt und schwammen weiter auf das nördliche Ende des Vorfelds zu.
»Da«, flüsterte Jestak. »Hier müßte ein Wachtposten stehen, wenn sie das Feld in ihrer Gewalt haben.
Wir dürfen nicht zu nahe herankommen, sonst sind wir tot. Ich werde ihn rufen.« Dann ertönte aus dem Wasser der Schrei eines schläfrigen Wasservogels, so als sei eine Ente im Schilf aufgeschreckt worden.
Am Ufer berührte Owat seinen Gefährten. Er streckte die Hand aus. Wieder kam der Schrei, aber diesmal kürzer. »Reat«, sagte er. »Das ist ein Zeichen.«
»Aber die Pelbar sind alle in der Stadt.«
Owat grinste im Dunkeln. »Alle bis auf Jestak.« Er legte die Hände an den Mund und machte den Ruf der Kreischeule nach. Bald wateten zwei Männer leise ans Ufer, beide blieben mit erhobenen Händen im Dunkeln stehen.
»Komm, Jestak!« sagte Owat. Die beiden gingen zu den Gardisten und knieten nieder, so daß die vier Köpfe dicht beieinander waren.
»Du erinnerst dich an Stantu«, begann Jestak. »Wir haben Shumai und Sentani zusammen am Westufer.
Es kommen noch mehr Shumai. Wir müssen nach Nordwall
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