Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
jetzt schie-
ßen.«
Tag rief den Befehl, und die massiven Apparaturen der Bolzenschleudern wurden hergerichtet, geladen, wieder zugeschraubt und auf die vorgeschriebene Flugbahn für den Fallenstein eingestellt.
»Prüft den Wind!« rief Tag.
»Schaut!« sagte ein Mann am Ufer. »Sie ziehen eine Fahne auf.« Es war ein langes Banner, das den schwachen Wind einfing, langsam nach Süden hinauswehte und wieder hinter die Mauer zurückflog. Dann wurde die Fahne eingezogen.
»Was hatte nun das wieder zu bedeuten?« fragte ein Mann, der Hammer und Meißel in der Hand hatte.
»Zerbrich dir darüber nicht deinen grindigen Kopf«, gab Tort zurück, der die Operation leitete.
»Bleib bei deiner Arbeit! Laß einen Mann zu der Drecksrohrwaffe hinunter!«
Sie wandten sich wieder ihrer Arbeit zu und merkten zuerst gar nichts, als der massive Schwarm langer Bolzen über die Mauer kam und in gekrümmter Bahn auf sie zuflog. Als die Geschosse allmählich herunterkamen, blickte ein Mann zufällig auf und schrie. Vierzig Pfeile schlugen im Umkreis des Steins ein, töteten siebzehn Mann und verwundeten vier weitere. Tort lag mit einem Bolzen im Magen da und sagte: »Ah, ah, Luid. Hol dieses dreckige ... hol das ...«, aber dann wandte er den Kopf und sah, daß sein Adjutant mit dem Gesicht nach unten im Schlamm lag.
»Es ist, wie ich befürchtet habe«, sagte Manti auf der Mauer. »Sie bringen Gefangene herauf. Eine ganze Mauer, um ihre Toten zu bergen und Barrikaden aufzurichten. Jetzt bekommen sie diese Maschine zu-rück. Schaut, ihr müßt den Bach präparieren. Es kommen drei Schiffe. Ist die Garde am Südufer?«
»Ja, Manti. Aber an den Rudern sitzen Gefangene.«
»Gib mit dem Horn ein Zeichen zum Damm hin-
über, Tag. Sag ihnen, sie sollen die Dammfalle halten.
Schau, große Patrouillen. Tag, komm zurück! Blas die Warn-Hörner im Norden und im Süden für die Gardisten im Wald! Schau flußaufwärts! Da kommen Shumai herüber. Siehst du sie? Wie viele?«
»Eine ziemlich große Gruppe, Manti, einige Sentani sind auch dabei. Hoffentlich sind sie weit genug entfernt. Schau! Eines der Tantalschiffe versucht sie zu verfolgen.«
»Sie werden es schaffen. Schau, sie schwenken herum, um ihre Waffen einzusetzen! Das Schiff dreht sich immer noch. Es müssen Gefangene an den Rudern sein. Wird da an Bord gekämpft? Die Shumai wenden. Oh, Aven! Können sie sich nicht beherrschen?«
Auf dem Tantalschiff hatten die Gefangenen diesen Augenblick benützt, um einen Aufstand zu machen, aber die Ketten hielten sie fest, und die Tantalwachen schlugen brutal auf sie ein. Die Kanoniere schrien: »Haltet das Schiff, stillhalten! Wir können, verflucht nochmal, nicht zielen.« Die Shumai kamen bald in Bogenschußweite, und diejenigen, die mit dem Bogen umgehen konnten, fingen an, mit den Tantalwachen Pfeile zu tauschen.
Reor war bei ihnen und schrie: »Zielen, vergeßt nicht zu zielen! Erst schießen, wenn ihr einen Mann genau vor euch habt!« Der eine Pelbargardist, den sie dabeihatten, konnte sie nicht aufhalten, so begierig waren sie auf einen Kampf, und so forderten die Pfeile der Tantal ihren Blutzoll. Der Pelbar hatte aber den Langbogen der Garde, bei dem man sehr viel Kraft brauchte, um ihn zu spannen, der aber auch ei-ne sehr große Reichweite hatte. Der Gardist stand im Boot, zielte sorgfältig und schickte in fast gerader Linie einen Pfeil los, der den Rudergänger mitten in den Körper traf. Er taumelte schreiend zurück und riß dabei das Ruder herum; das Tantalschiff bekam Schlagseite, und drei Bogenschützen stürzten von den Masten in den Fluß.
»Gut, gut«, sagte Reor, wandte sich dem Gardisten zu und sah erst jetzt, wie der die Zähne zusammenbiß und den Tantalpfeil vollends durch seinen Arm schob und herauszog. »Gib ihn mir!« sagte Reor und nahm den Bogen, konnte ihn aber kaum spannen. Er grunzte überrascht.
»Richte ihn direkt auf dein Ziel«, murmelte der Gardist. »Nicht im Bogen schießen.« Das tat Reor, der Pfeil flitzte heraus, und ein Mann wurde vom Bug des Schiffes ins Wasser gefegt. Drei weitere Tantalschiffe machten sich an die Verfolgung.
Vom Westufer erklang ein Horn, das abwechselnd lange und kürzere Töne ausschickte. Es war Jestak, der in der Hornsprache den Sentani ein Zeichen gab, sie sollten zum Ostufer rudern. Die Gefangenen, die noch dazu fähig waren, legten sich in die Ruder.
Wieder ertönte das Horn und sagte: »Zu den Bäumen!«
Die verfolgenden Tantalschiffe, die auch von Gefangenen
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