Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
mehr viel Ladung dafür.
Nicht mehr sehr lange.«
»Ich glaube, wir müssen was anderes versuchen«, sagte Jell. »Wir haben dauernd mit kleineren Aktionen herumgealbert. Wir sollten einen Generalangriff starten, mit unserem Sprengstaub, um endlich diese beschissene Mauer niederzureißen. Im Obstgarten ist es uns gelungen. Wir haben ein Loch hineingerissen.
Warum nicht ein Frontalangriff mit Gefangenen vor uns und rollenden Schilden? Wenn wir, verflucht nochmal, endlich drin sind, haben wir sie am Arsch.
Sie sind keine Feiglinge. Wenn sie die verfluchten Leute dazu hätten, würden sie herauskommen und gegen uns kämpfen. Diese Schweine von Shumai werden anscheinend auch jeden Tag mehr. Wir müssen einen Angriff machen, der uns in die Stadt hin-einbringt, dann können wir die dreckigen Shumai aussperren. Ohne die schleimfressenden Pelbar machen die nichts. Diesen Drecksangriff letzte Nacht hätten die verfluchten Shumai nie geplant – nicht einmal die Sentani. Heute müssen wir einen Plan machen und ihn vorbereiten, und morgen, beim ersten Licht, werden wir den Angriff dann starten.«
Er gab viel Streiterei und Uneinigkeit, aber alle sahen, wie verzweifelt die Situation war. Haß auf sie herrschte nun überall am Fluß. Der Feind wurde immer stärker. Sie würden sich sorgfältig vorbereiten.
Sie würden sich auf ihre große Zahl verlassen und den Kampf mit ihrer einzig wirksamen Waffe – dem Sprengstaub – nach Nordwall hineintragen. Die Sonne war vor fast einem Viertel aufgegangen, und die Stille auf den Tantalschiffen wurde von den Leuten auf beiden Ufern mit einiger Besorgnis beobachtet.
Die hatten sich nicht einmal gerührt, als man die befreiten Gefangenen im Norden über den Fluß setzte und nach Nordwall brachte, um sie zu versorgen.
Etwa um die gleiche Zeit traf die Sternenbande, die in voller Geschwindigkeit nach Norden lief, auf einen Gardisten der Pelbar. Er hinkte.
»Ho, Sentani«, sagte er. »Ich kann nicht so laufen wie ihr. Aber die anderen sind weiter vorne.«
»Wir dachten, ihr könntet nicht kommen, wegen eurer Protektorin«, sagte Mokil. »Aber wir haben haufenweise Spuren von euch gesehen.«
»Wir haben uns entschlossen, trotzdem zu gehen.«
»Das wird euch in Schwierigkeiten bringen.«
»Nicht in Nordwall. Und jetzt laßt euch von mir nicht aufhalten. Ich komme nach.« Als der letzte Mann an dem Gardisten vorbeilief, schlug er ihn leicht aufs Hinterteil. Der Gardist hob eine Hand und rief: »Ho!«
Innerhalb von Nordwall herrschte Ordnung, aber große Besorgnis. Die Pelbar hatten nie mehr als fünfhundert Männer gehabt, und von diesen waren eine ganze Reihe entweder sehr jung oder sehr alt. Die Innengarde bestand fast völlig aus Frauen, und ein Teil der Mauergarde ebenfalls. Sie waren gut ausgebildet und sehr tüchtig, aber es war der Pelbargesellschaft zuwider, sie den Wechselfällen eines Krieges auszu-setzen. Schon jetzt waren eine Reihe von Männern und einige Angehörige der Innengarde getötet worden. Trotz aller militärischen Ausbildung hatten diese Verluste bei einem Volk mit im Grunde friedlicher Kultur einen Schock ausgelöst.
Im Gerichtssaal hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden. Jestak kam wieder über den Fluß, und diesmal war auch Tia dabei. Er war immer noch betäubt von dem langen Aufenthalt im kalten Wasser. Viele Pelbar schauten Tia aus Neugier viel zu lange an. Sie wurde verlegen und errötete, und das brachte ihre Schönheit nur noch mehr zur Geltung und machte den Menschen von Nordwall bewußt, welchen Preis sich Jestak im Westen geholt hatte.
»Deine Frau hast du also mitgebracht, die Pferde aber am Westufer gelassen, wo sie in Sicherheit sind«, sagte die Protektorin.
»Er ist ein fürsorglicher Gatte«, sagte Waldura. »Er läßt sie bei mir und badet lieber die ganze Nacht im Fluß.«
»Er war sehr beschäftigt«, sagte Tia und strich Jestak übers Haar. »Ich auch. Wir haben Katapulte gebaut. Steine geschleppt. Ich habe mir beim Zurück-biegen des Schlingenarms die Knochen verstaucht.
Allmählich werde ich selbst ein Pferd.«
»Nicht ganz, meine Liebe«, sagte die Protektorin.
»Nun«, sagte Tia, »wenn sie uns nicht bald etwas antun, müssen sie im Regen arbeiten. Der Wind hat nach Süden gedreht.«
»Richtig«, sagte Thro. »Man kann es riechen.«
»Vielleicht ziehen sie ab«, sagte die Osträtin.
»Nein«, widersprach die Protektorin. »Sie beraten sich vielleicht, aber ich bezweifle, daß sie abziehen.
Wohin sollten sie
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