Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
vielleicht sammeln würde. Die Shumai taug-ten nichts, außer im schnellen, wilden Sturm.
Die Shumai folgten dem Ruf, den Waldura ausgeschickt hatte, nicht sehr zahlreich. Jell sah, daß es nicht so viele gab. Es war zu spät im Jahr, und die Vorbereitungen für den Zug hinter den Herden her waren zu weit gediehen. Die ganze Sache erschien unbestimmt und weit entfernt – Nordwall ging sie nichts an, und Gerüchte über Shumai, die bei einem fremden, unbekannten Volk gefangen waren, hielten sie vielleicht für nicht mehr als das. Trotzdem blieben die, die gekommen waren. Sie hatten tapfer und wirkungsvoll gekämpft, und eine Reihe von ihnen hatte ihr Leben gelassen.
Die Tantal waren gewöhnt, in einem langen Kampf mit Hilfe der fortschrittlichen Waffen zu siegen, die sie einzusetzen gelernt hatten, dazu gehörte natürlich besonders die erneute Entwicklung von Schießpulver und Sprengwaffen.
Sie arbeiteten bis tief in die Nacht hinein an den rollenden Barrieren, und für die Leute in der Stadt war es jetzt offensichtlich, was sie vorhatten. Nordwalls einzige Erweiterung zu den gegenwärtigen Verteidigungsanlagen war die Aktivierung der Grabenfalle auf dem Vorfeld. Sie war nicht sehr wirkungsvoll, mochte aber doch ein wenig helfen.
Am Morgen regnete es immer noch. Die Tantal hatten bestimmte Abschnitte ihrer Barrierenwand überdacht. Innerhalb von Nordwall nahm man zu Recht an, daß es die Abschnitte waren, die Spreng-stoffe enthalten würden. Auf der Mauer wurden Steine vorbereitet, um sie hinunterzuwerfen, aber sogar von da, wo sie hinunterschauten, konnten die Pelbar sehen, daß die betreffenden Abschnitte sehr stark befestigt waren.
»Ich verstehe das nicht. Das da oben sieht aus wie Riemen«, sagte Mann auf der Mauer. Er brauchte nicht lange zu warten, bis er es erfuhr. Die Tantal überdachten diese Abschnitte der Angriffsbarriere mit Gefangenen.
»Diese Schweine«, sagte Stantu von der Mauer herunter. »Diese Hundsfotte von Schweinen.« Tag stand neben ihm. Sie errötete und wandte sich ab.
Auch nicht wenige von den Tantal selbst waren von diesem Vorgehen nicht angetan. Obwohl sie daran gewöhnt waren, Gefangene zu mißbrauchen und zu versklaven, fanden einige der regulären Soldaten, daß das zu weit ging. Sie konnten jedoch nichts dagegen unternehmen und versuchten meist nur, sich durch Ausdruck ihres Mitgefühls von der Aktion zu distanzieren, während sie die Männer – und einige Frauen – auf den Dächern der Barriere festschnallten.
Erst im zweiten Tagesviertel setzte sich das Gebilde quer über das Vorfeld in Bewegung. Auf halber Strecke senkte sich der Boden und der ganze Komplex stürzte hinunter in die Grabenfalle. Die Gefangenen auf dem Dach schrien und kreischten vor Angst, blieben aber vergleichsweise unverletzt. Den Tantal blieb nichts anderes übrig, als das ganze Ding herauszuziehen und den Rückzug anzutreten. Ein stetiges Sticheln von Pfeilen von den Mauern zeigte Wirkung. Die Tantal hatten Schilde, aber die Pfeile von den schweren Langbogen der Gardisten durch-schlugen sie leicht. Andere Mauerabschnitte wurden eilends nach vorne gebracht und über den zerstörten Komplex gestellt. Den Rest des Tages waren die Tantal damit beschäftigt, das Ganze im Regen zu-rückzubringen.
Sie waren jedoch sichtlich weiterhin entschlossen, und am Abend sah man sie neue Konstruktionen zu-sammenbauen, die dazu dienen sollten, die Grabenfalle zu überbrücken. Sie hatten insgesamt weitere zweiundsechzig Mann verloren. Die Gefangenen auf dem Dach litten unsäglich unter dem eisigen Regen und wurden schließlich heruntergeholt.
Die Sternenbande der Sentani hatte zum Übernachten angehalten, nachdem sie die Pelbargardisten überholt hatte. Sie lagerten mehrere Ayas nördlich von Highkill, als sie ziemlich spät die Pelbar kommen hörten.
Mokil stand auf und ging ihnen entgegen, um sie zu begrüßen: »Ho, Pelbar. Wir dachten, ihr hättet schon haltgemacht. Kommt und trinkt heißen Tee!«
»Danke«, sagte der Gardehauptmann. Er war der Neffe der Protektorin, aber er war trotzdem mitge-kommen. Die einzige nicht vertretene Familie war die der Jestans. Die gesamte Garde hatte sich untereinander darauf geeinigt, daß die Jestans zurückbleiben sollten. Es war ein Ausdruck der Solidarität, denn die Jestans hatten am dringendsten von allen mitkommen wollen. Die Protektorin würde sich nicht über ihre Partei beklagen können.
Die Pelbar waren erschöpft und wund, aber die Sentani merkten, daß sie, wenn
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