Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
frage mich allmählich, ob diese Pelbar wirklich solche Prärieblümchen sind.
Die könnten wahrhaftig kämpfen.«
»Hm. Vielleicht. Ich sehe einige, mit denen ich lieber nicht in einem Kampf aneinander geraten möchte.
Und darunter sind ein paar Weiber. Bei Atou!«
Der Tanz endete schließlich mit einer Reihe von kräftigen Stößen mit dem Fuß, und allgemeiner Beifall mit Geschrei und Gestampfe spendete den erschöpften Tänzern Beifall. Ihrem Auftritt folgte der Männertanz der Sentani, ein langsamer, formeller Jä-
gertanz, den fünfzig Männer zum Klang von Flöte und Pellute und in diesem Fall einer geborgten Trommel vorführten. Er wurde mit hochgehaltenen Händen, geradem Rumpf und viel Beinarbeit getanzt, die Männer woben in kunstvollen Mustern Figuren umeinander. Das Ziel war, daß man nur die Musik hören sollte, um damit die Lautlosigkeit der Jäger zu unterstreichen, aber bei fünfzig Männern, die sich im Takt bewegten, war das Tanzen selbst zu vernehmen, ein angenehm gedämpftes Tappen und Schlurfen.
Der Tanz dauerte schon einige Zeit, als fast ein-stimmig die vier Warnhörner von den vier Ecktürmen von Nordwall einen anhaltenden Ton ausstie-
ßen. Wie es üblich war, wurde der hohe Pfeil auf der Seite, die der Gefahr am nächsten war, herumge-schwenkt, so daß er auf sie zeigte. Alles kam sofort zum Stillstand. Die Pelbargarde stellte sich mit gezogenen Schwertern zwischen der Gesellschaft und der angezeigten Richtung auf. Manti hatte gegen einigen Widerstand von Willton darauf bestanden, daß die Sentani vorher einen Verteidigungsplan ausarbeite-ten, denn bei den Pelbar war das üblich. Folglich befanden sich alle Sentani mit ihrer Ausrüstung nahe der Mauer. So gab es kein allgemeines Gedränge.
Jestak beschattete seine Augen mit dem Arm und sagte: »Shumai. Es ist eine kleine Bande, mit Frauen und einigen Kindern.« Alle folgten seinem Blick zu einem Hügel im Süden, ein Viertel Ayas entfernt. Die Shumai machten keine Anstalten, vorzurücken.
»Es muß Thro sein, er ist früher zurückgekommen, um sich um die Überreste seiner Gefährten zu kümmern. Er sagte, daß er das tun würde. Und wer ist das? Es ist Stantu, glaube ich – mein Freund Stantu.«
Und er nahm ein Horn und blies drei kurze Töne, dann stieß er einen der gräßlichen, zittrigen Schreie der Shumai aus und überraschte damit alle Anwesenden. Nun begann Jestak auf die Gruppe zuzulaufen, und ein Mann löste sich und rannte ihm entgegen, alle standen auf, als die beiden Freunde sich trafen und sich mit einer langen, kräftigen, jungenhaften Umarmung begrüßten. Die Sentani wollten schon zornig werden, besonders jetzt, da der Hochzeitstanz unterbrochen wurde, aber Jestak winkte die Shumai heran und kam mit einem großen, hellhaarigen Shumai auf sie zu, beide sprachen schnell aufeinander ein.
Winnt hob die Hände. »Meine Freunde, wenn es Thro ist, dann heißt ihn um meinetwillen willkommen, denn er hat, ohne es zu wollen, Ursa und mich in Liebe zusammengeführt, wenn er nicht gewesen wäre, hätten wir vielleicht nie erkannt, wie sehr wir uns brauchen.«
Die Bitte des Bräutigams, die dieser im Augenblick zum Teil aus Rücksicht auf Jestak aussprach, löste die Spannung ein wenig, denn die Bitte eines Bräutigams an seinem Hochzeitstag muß erfüllt werden, wenn es möglich ist. Jestak und Stantu näherten sich der Gesellschaft, und Jestak rief aus: »Manti, ihr alle, seht her! Es ist Stantu, und er ist bis von Innanigan hierhergekommen. Er ist wirklich hier, und unversehrt.
Wir bitten darum, daß er in Frieden und Harmonie an unserem Fest teilnehmen darf, genau wie die anderen, Thro und seine Leute, die zurückgekommen sind, um ihre Toten zu ehren.«
Es war ein seltsamer Anblick, wie sich die von der Reise arg mitgenommenen Shumai unter eine Gruppe aus feiernden Sentani und Pelbar mischten, alle voll Mißtrauen. Aber die Leute von Nordwall, die schon von Stantu gehört und Thro früher gesehen hatten, und die sich allmählich an Jestaks Überraschungen gewöhnten, faßten sich schnell und hießen die Gruppe willkommen.
Thro selbst hatte schnell begriffen, wie die Sache stand. Nachdem man ihn gesehen hatte, konnte er nicht mehr hoffen, wegzulaufen oder zu kämpfen.
Sein Trupp war zu klein, und die Frauen und Kinder wären bei einer Verfolgung schnell von den Sentani gefangengenommen worden, genau wie aller Wahrscheinlichkeit nach er selbst und seine Männer. Einen Kampf hätte er mit dem typischen Vergnügen der
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