Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
einem Bach, den sie Rush Creek nannten. Sie belohnten mich damit, daß sie sagten, sie würden mich vor Mondaufgang nicht jagen und töten. Tias Bruder hieß Mogan.«
»Mogan kenne ich. Er war einer von denen, die ein paar Meilen von hier auf ein besseres Begräbnis warten. Hast du ihn nicht gesehen?«
»Ich habe nicht richtig hingeschaut. Sie war also dabei. Wurde sie getötet?«
»Ich weiß es nicht. Ich werde die anderen fragen.
Hast du einen Anspruch auf sie?«
»Nein. Keinen Anspruch. Aber wenn sie gefangengenommen wurde, möchte ich nach Westen ziehen und sie befreien.«
Die anderen drei lachten. »Oh, Jestak«, sagte die Protektorin. »Du hast keinen Anspruch, aber du möchtest dir gern einen erwerben, wie ich sehe. Nun, vielleicht müssen wir nun zu unseren anderen Pflichten zurückkehren«, sagte sie, stand auf, verneigte sich und verließ den Raum.
Nordwall lag im Süden. Der Stern der Sentanifeuer war in der Dunkelheit zu sehen, und im Osten die beiden Shumaifeuer in der Nähe des Creek.
»Ich heiße Cise«, sagte sie.
»Und ich Zen.«
»Es wird kalt. Du mußt diese Pelze um mich legen.
So. Jetzt darfst du mich noch einmal küssen. Nein.
Nicht so schnell. Alles braucht sein Maß und seine Zeit.«
»Was soll das? Willst du Liebe oder Philosophie?«
»Von jedem etwas, und beides miteinander, Zen.
Nun, also, wenn du willst. Nein. Nicht da. Mmmm.
Du bist ein großer Mann. Wieso bist du so dünn? Du mußt ein hartes Leben führen. Nein, vergiß nicht, ich habe nein gesagt.«
Zen machte sich los und trat zurück. »Was hast du eigentlich vor, Weib? Was willst du?«
»Schscht! Man wird uns hören. Bitte. Bitte, es tut mir leid. Nein. Komm zurück!«
Zen blieb stehen. »Ich komme zurück, wenn ...«
»Wenn was?«
»Wenn ich bestimmen kann.«
Cise sank auf die Knie und weinte. Zen kam zu-rück. »Hör jetzt auf«, sagte er. »Hör auf damit!«
»Du kannst mich in den Armen halten, aber du darfst nicht bei mir liegen. Das gehört sich nicht. Was ist, wenn ich ein Kind bekomme?«
»Dann würde ich dich holen, und du könntest mit Ursa mitkommen.«
»Nein. Nein. Das kann ich nicht. Dafür bin ich nicht geeignet. Ich gehöre nach Nordwall.«
»Warum hast du mich dann zum Narren gehalten?«
»Es tut mir leid. Ich dachte ... ich wußte nicht, daß du gleich soviel willst.«
Zens Zorn verflog. »Wir sollten lieber gehen«, sagte er freundlich.
Vom Boden aus antwortete sie: »Ja, wir sollten lieber gehen. Aber nimm mich noch einmal in die Ar-me.«
»Nein«, sagte Zen. »Nein, jetzt nicht. Ich werde dich in die Arme nehmen, wenn ich dich haben darf, sonst nicht.«
Cise stand auf, und erhörte, wie sich ihre Schritte entfernten. Lange Zeit stand er da und schaute zur Stadt und zu den Feuern hinüber, dann ging er langsam auf den Stern aus Lichtern zu.
Die Sentani hatten ihre Bande nahe an den Fluß verlegt, um am nächsten Morgen früh aufbrechen zu können. Die Bande war in der für sie typischen Stern-form angeordnet, aber diesmal war Willton bei der östlichen Spitze, und der große Bereich in der Mitte war dunkel. Dort befanden sich die Braut und der Bräutigam in einem kleinen Zelt, umgeben von der ganzen Bande. Als sich das Stimmengemurmel legte und die Feuer schwächer wurden, schauten die Jäger gelegentlich zum Zelt hinüber und sinnierten.
»Still ist es da«, sagte der eine.
»Wir sind nur zu weit weg«, war die Antwort.
»Da hast du recht.«
»Fona wird da auch noch ein Wörtchen mitzureden haben.«
»Fona? Fona hat überhaupt nichts mehr zu sagen, wenn ich nach Hause komme.«
Im Zelt herrschte die gleiche Verwirrung wie beim Stapellauf eines neuen Schiffs auf einer Werft im Osten. Alles ist vorbereitet, überprüft, getestet, aber vielleicht schwimmt es doch nicht richtig, und niemand weiß es, bis die Keile herausgeschlagen sind und es ins Wasser hinuntergleitet.
»Ursa«, sagte Winnt gerade. »Zu Hause wird es Schwierigkeiten geben. Aber ganz gleich, worum es geht, du kannst dich darauf verlassen, daß ich auf deiner Seite sein werde.«
»Ja. Jetzt rück näher. Auf dieser Seite ist es ein biß-
chen kalt.«
»Noch näher als zusammen?«
»Ja, noch näher.«
Jestak war im Lager der Shumai und sprach mit Stantu, denn die Pelbar hatten sich geweigert, ihn über Nacht in die Stadt zu lassen, außer in einen kleinen Nebenraum am hinteren Ende, wo die ummauerten Obstgärten sich an die Ostmauer anschlossen, und dieses Angebot hatte Stantu abgelehnt.
»Mir tut das sehr
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