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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Assek konnte ihr längst erloschenes Feuer schwach riechen. Er ging langsam weiter, und als ihm dann die Lage der Dinge klar wurde, lächelte er über ihre Naivität, ging näher heran und hockte sich schließlich etwa fünfzig Armlängen entfernt lautlos und vorsichtig in den Schnee.
    Seine Rippe schmerzte ihn immer noch stark, aber er würde sie einfach nicht beachten. Wenn er sich auf das Mädchen stürzte, würde er so schnell sein, daß der Schmerz ihn erst erreichte, wenn er sie hatte; so mußte es sein. Er wußte, daß sie ihn diesmal töten würde, wenn sie konnte.
    Assek halbierte den Abstand zu ihr, dann beobachtete er sie eine Weile. Er würde von oben heran-gehen. Nein, diesen Zugang hatte sie mit Weiden-stangen blockiert, und er würde sie aufwecken. Noch näher konnte er dünne Stangen der Spur entlang neben dem Bach sehen. Dort hatte sie sicher dünne Seile oder Fäden ausgelegt, um ihn zum Stolpern zu bringen. Den Bach konnte er nicht überqueren, ohne ein Geräusch zu machen, wenn er das Steilufer hinunter-kletterte, und sie hatte das Eis im Bach aufgebrochen.
    Vielleicht waren da Pfähle unter Wasser. Er würde neben den Pfählen am Ufer entlang gehen, sich Schritt für Schritt vortasten und sich wie die Wolke seines Atems bewegen.
    Jetzt war er nahe genug bei ihr, um sie sogar atmen zu hören. Er hatte sich drei Speere gemacht, und konnte einen von hier aus werfen. Wenn sie aufge-spießt war, würde sie wissen, wer gesiegt hatte. Aber er wollte sie unversehrt. Das Aufspießen konnte warten. Ahroe schlief noch immer. Er rückte jetzt bis auf acht Armlängen an sie heran. Mit einem Speer tastete er nach vorn, berührte den letzten Faden und konzentrierte sich ohne eine Bewegung oder einen Laut, bis er sah, wie bei einem letzten Ansturm ein Tritt gegen diesen Faden die Reihe spitzer Weiden-pfähle heben und ihn in den Bauch treffen würde.
    Behutsam stieg er über den Faden. Undeutlich sah er das Kurzschwert in ihrer in einem Fäustling steckenden Hand. Jetzt war es nur noch ein Sprung bis zu ihr, und Assek schluckte und stürzte los.
    Als er jedoch den Boden berührte, erwischten ihn Ahroes vier straff gespannte und an einem Abhang festgeklammerte Drähte und warfen ihn seitlich in die ins Ufer eingelassenen Pfähle. Er spürte einen plötzlichen, scharfen Schmerz. Ahroe hatte sich beiseite gerollt und stand auf. Sie taumelte ein wenig, noch schlaftrunken, aber er konnte nicht aufstehen.
    Sie warf ihren Schlafsack weg, trat heraus und kam auf ihn zu.
    »Ah, ah«, murmelte er, ohne es zu wollen und be-mühte sich zähneknirschend, den Mund geschlossen zu halten.
    »Shumai. Schon wieder du. Und Nacht ist es auch«, sagte Ahroe zusammenhanglos. Als sie zu sich kam, räumte sie das dünne Gestrüpp weg, öffnete die Zunderbüchse und schlug Feuer. Es flammte auf, ihr vom Schlaf noch verschwollenes und, als sie ihn ansah, entsetztes Gesicht wurde erkennbar. Die Pfähle waren durch seine Seite gedrungen, und er lag schwer atmend da, sein kleines Messer noch in der Hand. Ahroe schlug es mit einem Stock weg, zog ihn hoch und fesselte ihm die Füße. Er sagte nichts, seine Augen tränten vor Schmerz.
    Ahroe schürte das Feuer, legte ihn richtig hin, schüttelte seine Fellrolle aus und bedeckte ihn damit.
    Sie schlang ihm hinter dem Rücken eine Schnur von einem Handgelenk zum anderen, so daß seine Arme beweglich, aber doch gebunden waren. Dann kniete sie neben ihm nieder, zog ihn zu sich hoch und sagte ihm ins Ohr: »Das tut jetzt weh. Ich will die Pfähle herausholen.« Sein Kopf fiel kraftlos gegen sie.
    Er keuchte, hustete und flüsterte: »Zum Teufel mit dir, du Fischbauch.« Dann schrie er auf, als sie den ersten Pfahl herauszog. Der zweite, weiter unten, war nicht tief eingedrungen, bei dem hielt er den Atem an und schwieg.
    Ahroe ließ ihn zurücksinken. Im Feuerschein konnte sie ein wenig roten Schaum aus seinem Mund sickern sehen. Er keuchte und blickte zu ihr auf, als sei sie ein fernes Wesen im Nebel. Sie wurde allmählich völlig wach, und als sie das Atmen des Verletzten hörte, rauh und stockend, hielt sie sich einen Augenblick lang die Hände vor die Ohren. Dann schämte sie sich und machte sich daran, das Blut zu stillen.
    Assek sagte keuchend: »Laß nur! Jetzt ist alles vor-
    über. Es ist vorbei.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich werde dich auf eine Bahre legen und nach Pelbarigan zurückbringen.«
    »Nein. Es ist vorbei. Ich könnte nicht einmal die Hälfte der Strecke durchhalten.«
    »Warum

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