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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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bist du mir in dieser Weise gefolgt? Warum hast du mich gezwungen, dir das anzutun?«
    »Alle Frauen tun das allen Männern an, aber nicht so, nicht so ... so ... offensichtlich. Sieh dich und deinen Mann an! Steckt er nicht auf einem Bratspieß?«
    Ahroe antwortete nicht. Schließlich fügte Assek hinzu: »Alles wäre ganz einfach gewesen, wenn du dich da hinten, auf dem Fluß, von mir hättest nehmen lassen. Ich hätte dir deinen Mann aufgespürt!«
    »Du hättest mich getötet, nicht nur in Schande ge-stürzt.«
    Trotz seiner Atemnot lachte Assek wieder, aber diesmal geringschätzig. »Ja«, sagte er. »Das könnte wohl sein. Es ist alles so schwer zu verstehen. Das Sterben ist eine große Erlösung.«
    Ahroe schürte das Feuer wieder, sammelte ihre Sachen ein und begann müde, eine Bahre zu bauen. Assek sah ihr zu. »Laß das!« murmelte er. »Es nützt nichts. Wenn du etwas tun willst, bleib bei mir!«
    Ahroe trat zu ihm, wischte ihm wieder das Blut vom Mund und kniete neben ihm nieder. Er lächelte mit verzogenem Mund zu ihr auf. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich verstehe nicht ...«
    Sie beugte sich über ihn, legte ihre Wange an die seine und wischte ihm dann erneut den Mund ab. Sie strich ihm übers Haar und hielt ihn leicht an den Schultern. Dann band sie ihm die Hände los. Er bewegte sich nicht.
    »Das ist die Art der Pelbar. Jetzt, wo ich hilflos bin, bist du freundlich.«
    »Nein. Jetzt kann ich dich bedenkenlos trösten, weil ich weiß, daß du mich nicht angreifen wirst. Ich sehe, daß dein ganzer Haß verschwunden ist. Das ist die Art der Pelbar.«
    »Und dein Mann? Laß ihn gehen! Laß ihn gehen und frei sein.«
    »Was bedeutet er dir?«
    »Er«, keuchte Assek. »Er ist ein Mann. Das ist eine mühsame Sache.«
    Ahroe fiel darauf keine Erwiderung ein. Für Assek, der so verbogen war, mochte es mühsam sein. Aber war es das auch für Stel? Sie wußte es nicht. Lange Zeit herrschte Stille, bis auf Asseks schweres Atmen.
    Das Feuer zischte, weil das frische, schneebestäubte Holz austrocknete, ehe es brannte. Ahroe sah, daß sie nicht viel mehr tun konnte, außer bei dem sterbenden Shumai zu bleiben, also setzte sie sich zu ihm, hielt eine Weile seine Hand, dann betete sie, wobei sie nach dem Brauch der Pelbar die Handballen an die Augen drückte. Assek sah ihr mit glasigem Blick zu.
    Seine Stirn furchte sich mehrmals und wurde wieder glatt, als ob Wolken vor dem Mond vorbeizögen. Es war, als begriffe er endlich, daß der Schlüssel zu enger Vertrautheit Freundlichkeit und Mitgefühl war.
    Aber das konnte nicht sein. Im Leben eines Jägers war kein Platz für ... und doch ...
    Plötzlich war ein Geräusch zu hören, Ahroe stand auf und wirbelte herum. Eine Stimme rief aus der Dunkelheit: »Assek?«
    »Er ist hier. Wer bist du? Bleib offen stehen, damit ich dich sehen kann. Geh nicht durch meine Verteidigungsanlagen! Ich bin bewaffnet und werde mich zur Wehr setzen.« Ahroe legte einen Pfeil auf die Sehne.
    »Bist du Ahroe von Dahmen? Ist alles in Ordnung?
    Ich bin Ican, deine Protektorin hat mich geschickt.
    Hagen kommt auch, sobald er mich einholen kann.
    Wo ist Assek?«
    »Er ist hier. Komm dahin, wo ich dich sehen kann.«
    Ahroe führte Ican durch die Verteidigungsanlagen.
    Der junge Shumai war ein großer, dünner Mann mit Sommersprossen auf der kurzen Nase. Trotz der Kälte war er schweißnaß vom Laufen. Er hatte einen vollen Mund, der sich jetzt verzerrte, als er Assek sah.
    Seine blaßblauen Augen waren von der Kälte und der Anstrengung gerötet.
    Ican warf nur einen Blick auf Ahroe, dann ging er zu Assek, kniete neben ihm nieder, nahm ihn in die Arme und legte sein Gesicht neben das des Sterbenden.
    »Lehne dich nicht auf seine Brust. Er hat Schwierigkeiten mit dem Atmen«, warnte Ahroe. Ican wirbelte herum und sah sie wütend an, sagte aber nichts.
    Sie hatte ihr Kurzschwert herausgezogen und hielt die Klinge in ihrem Fäustling. Ican warf einen Blick darauf, dann wandte er sich wieder Assek zu, der nickte und schwach zu ihm auflächelte.
    »Es ist ... schon in Ordnung«, flüsterte er. »Sie hat ...
    nichts Böses getan. Sie hat ... sich nur ... gewehrt. Sie ist ... eine harte Frau ... Paß gut auf ... sie auf. Tu ... ihr nichts. Außerdem würde sie ... dich wahrscheinlich ...
    auch töten.« Hier versuchte Assek zu lachen, aber das endete in einem Anfall von Bluthusten, und er legte sich zurück und rührte sich nicht mehr.
    Ican seufzte einmal, hielt Asseks Hände ein paar Augenblicke

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