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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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umsehen und seine Situation genau abschätzen zu können.
    Er hatte schon beschlossen, daß er fort mußte. Die Leute hier hielten ihn eindeutig nicht für ein ge-wöhnliches menschliches Wesen. Offenbar hatte das etwas mit seinen Augen zu tun. Sie waren alle dunkeläugig, bis auf das alte Blauauge im Nebenhaus.
    Als sich der Tag seinem Ende zuneigte, hörte Stel, wie sich draußen etwas regte, und alle jungen Männer kamen herein, um ihn hinauszuführen. Als er aus dem Haus trat, fand er wieder den alten Mann vor, der in einem Tragstuhl saß. Er musterte Stel erneut von oben bis unten, und als er sich diesmal seine Hände anschaute, murmelte er etwas offensichtlich Billigendes. Dann verneigte sich der Alte tief vor Stel, spreizte die Hände weit und sagte mit lauter Stimme: »Nu heer lang fo vu. Maint vu kaag atla. Nu paah, voor paah.«
    Dann verneigte er sich wieder, warf Stel einen irgendwie gehässigen Blick zu und ging dann mit seiner Begleitung weg, gefolgt von seinen Stuhlträgern schritt er langsam die lange Treppe hinunter. Als Stel sich umdrehte, sah er die Frau in ihrer Tür, sie lä-
    chelte ein wenig und hielt sich am Türrahmen fest.
    Wieder griff sie nach der Schnur an ihrem Gewand, aber Stel drehte sich auf dem Absatz herum und ging in sein Haus zurück.
    Nach Einbruch der Dunkelheit hörte er, daß in der Ferne so etwas wie ein Fest stattfand, mit dem un-deutlichen Gesang: »Diu heer es nu may nezumi iro.«
    Er trat aus seinem Haus. Auf jeder Seite seiner Tür saß einer der jungen Männer. Sie sahen ihn nicht an.
    Stel konnte unten auf der gepflasterten Fläche den Schein eines Feuers sehen, Tänzer bewegten sich ringsherum, wechselweise geschorene und dunkel-haarige Köpfe. Zwischen ihm und dem Feuerschein ragte der quadratische Stein in der Mitte mit seiner Vertiefung auf, der kurze Speer steckte darin und hob sich schwarz gegen den Feuerschein ab.
    Als Stel ins Haus zurückkehrte, nahm er sein Kurzschwert aus dem Rucksack, legte sich auf das Bett und begann, den Mörtel in den Steinen dahinter zu untersuchen. Er war leicht herauszulösen. Stel arbeitete ohne Pause, er lockerte zwei nebeneinanderliegende Steine und schaffte sich damit soviel Platz, daß er sich, wie er sah, hindurchwinden konnte. Dann schnitt er seine Bettlaken in Streifen für ein Seil. Seine alte Kleidung hatte man ihm gewaschen und getrocknet zurückgebracht, und er nahm die Tunika ab, die man ihm gegeben hatte, und zog die eigenen Sachen an. Er machte alles bereit, dann trat er kurz wieder nach draußen. Es hatte den Anschein, als kämen die Tänzer näher. Seine Wachen bewegten sich nicht.
    Er kehrte ins Haus zurück, aber da hörte er ein Ge-räusch hinter sich, drehte sich um und sah die blau-
    äugige Frau mit einer Lampe eintreten. Sie lächelte ihn mit glitzernden Augen an, löste wieder ihr Gewand, stand im schwachen Licht bezaubernd schön vor ihm, streckte die Hand nach ihm aus und sagte: »Vu kowabadda por nu, takai, takai.«
    Von draußen hörte Stel, wie die Menge leise »Vu kowabadda por nu, takai, takai« murmelte und das jetzt als Gesang aufnahm. Stel spürte, wie seine Hän-de zitterten. Er ging auf die Frau zu, nahm sie in seine Arme, und als sie triumphierend aufseufzte, stopfte er ihr ein Stück Bettzeug in den Mund, riß ihr die Arme nach hinten, wand einen zweiten Streifen darum, fesselte dann der um sich Tretenden die Knöchel und vervollständigte den Knebel. Als sie auf den Boden hämmerte, hob er sie auf und setzte sie in die Steinwanne. Draußen ging der Gesang: »Vu kowabadda por nu, takai, takai« weiter, immer lauter.
    Stel beugte sich in die Wanne, kniff das Mädchen in die Backe, flüsterte: »Leb wohl, allerliebstes Blauauge«, und küßte sie auf die Stirn. Dann schob er die Steine weg und schlüpfte aus dem Loch, seinen Rucksack zog er hinter sich her. Er ließ sich am Bettzeug-seil hinuntergleiten, und als er den steinigen Boden der Schlucht erreichte, hielt er einen Augenblick inne, um auf den Gesang über sich zu lauschen. Niemand schien etwas gemerkt zu haben. Es schien kein Mond, aber Stel erkannte die Sterne des gebogenen Drachen, die nach Westen hinuntersanken, und stolperte in die Dunkelheit hinein. Als er ungefähr einen halben Ayas weit gekommen war, löste sich der schwächer werdende Gesang hinter ihm in Schreie und Rufe auf.
    Stel fiel in Trab und taumelte in der Dunkelheit unsicher weiter.

SIEBEN
    Stel lief, ging und tastete sich durch die zu Ende gehende Nacht weiter, bis es

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