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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Er war verwirrt und müde, und jetzt hatte er auch Angst. Wo war er da nur hineingetappt?
    Gemurmeltes »Nekko da« und »Slag da infed« kam von der Menge, aber schnell trat die gleiche Gruppe von Männern, die ihn auf so sonderbare Weise in diese Gesellschaft geführt hatte, wieder auf ihn zu. Der Mann im Kopfputz stellte sich vor ihn.
    »Nu Roti«, sagte er. »Nu Roti. Vu ashi kisui da faimm. Bu nu klon vu maint.« Die Männer hüben wieder mit ihrem Singsang an und schubsten Stel vorwärts in das andere Haus. Das Innere war einfach und dunkel. Ein Bett war auf dem Boden, von einem dunklen Fell bedeckt. Ein ausgehöhlter Stein stand auf der rechten Seite. Sofort begannen einige der Männer, ihn mit warmem Wasser zu füllen, das in Ledereimern gebracht wurde, und der Anführer winkte Stel, er solle seine Kleider ablegen. Soweit er verstand, wollten sie, daß er badete. Er war nicht be-geistert davon, keinen Faden mehr auf dem Leibe zu haben, sah aber keine Möglichkeit, dem zu entgehen, also beschloß er, zu gehorchen. Keiner der Männer verließ das Haus. Als das Bad voll war, das Wasser dampfte leicht, wurde Stel hineingehoben. Vier der Männer gingen daran, ihn zu waschen, sie tauchten ihn ins Wasser und schrubbten ihn, besonders seine Hände, mit harten Bürsten ab. Stel sah bestürzt, daß seine zerfetzte Pelbarkleidung hinausgebracht wurde.
    Sie erwarteten doch wohl nicht von ihm, daß er in aller Öffentlichkeit so herumlief wie die Frau. Er war jedoch sehr erleichtert, als man ihm eine kurze Le-dertunika gab und seine dicken Lederschuhe gesäubert und gefettet zurückgebracht wurden.
    Endlich durfte er die Wanne verlassen, dann wurde durch einen Stöpsel im Boden das Wasser abgelassen.
    Während zwei Männer die Wanne mit roten Tüchern putzten, wurde Stel angekleidet und aus dem Haus geführt. Er sah, daß inzwischen noch mehr Leute um den gepflasterten Platz herumstanden, ihn anstarrten, besonders nahe herankamen, um sich seine Augen anzusehen und dann schwatzend davonliefen. Er konnte das ›may nezumi iro‹ des Gesangs heraushö-
    ren. Hier war also ein Volk, dessen Sprache allen Völkern des Heart-Flusses völlig fremd und sogar anders war als die der anderen Gruppen, die Jestak kennengelernt hatte. Stel konnte sich auf all das keinen Reim machen.
    Eine Gruppe sammelte sich vor dem zweiten Haus und sang: »Ven maint, ven maint, vu das Diu.« Sie wollten offenbar, daß die Frau herauskam und den neuen, gesäuberten Stel begutachtete. Aber sie erschien nicht. Die Menge wurde zornig und gestikulierte zur Tür hin. Endlich kam sie an die Tür, zu Stels Erleichterung wieder in ihrem braunen Gewand. Sie sah ihn milde an, schnüffelte vor sich hin und ging wieder hinein. Die Menge verstummte. Alle wandten sich Stel zu. Er breitete nur die Arme aus, die Geste, mit der die Pelbar Unverständnis ausdrückten.
    Über sich selbst belustigt beschloß er dann, ihnen Befehle zu erteilen, wenn sie unbedingt welche haben wollten. »Nun gut«, verkündete er mit vorgetäuschter Strenge, »wenn ihr Grasfresser, ihr Kahlköpfe nichts dagegen habt, dann verschwindet jetzt! Los, packt euch die Treppe hinunter! Höchste Zeit, Wurzeln auszugraben und Ameisen zu zählen. Raus mit euch!« Er packte einige der Nächststehenden und schob sie sanft auf die Treppe zu. Sie gingen ziemlich fügsam. Stel schwatzte weiter auf sie ein, bis alle Leute, bis auf die jungen Männer, die ihn hergebracht hatten, verschwunden waren. Die standen um den Rand des gepflasterten Platzes herum. Sie hatten offenbar nicht die Absicht zu gehen. Stel drängte sie auch nicht. Statt dessen ging er zu dem Mann mit dem Kopfputz und machte ihm mit Handbewegun-gen klar, daß er etwas zu essen wollte. Sofort trabten zwei der anderen Männer die Treppe hinunter – um Essen zu holen, wie Stel annahm.
    Einen Augenblick lang schaute er zu dem anderen Haus hinüber, aber vor der Tür hing ein Vorhang, und die Frau war nirgends zu sehen. Er beschloß, wieder in ›sein‹ Haus zu gehen. Man brachte ihm zu essen, und er setzte sich auf den Boden und aß mit soviel Würde und Anstand, wie er ohne Eßbesteck aufbringen konnte. Mit Gesten brachte er schließlich einen der Diener dazu, ihm seinen Rucksack zu bringen, aus ihm holte er sein kleines Messer und schnitt damit den trockenen Kuchen auf seinem Essensbrett, er aß nur sehr kleine Stücke davon, zusammen mit dem Wurzelgemüse und einem ihm unbekannten Fleisch, und ließ sich soviel Zeit wie möglich, um sich

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