Pelbar 2 Die Enden des Kreises
scheinen. Sie glaubt bestimmt nicht mehr daran, daß Ozar göttlich ist. Ich glaube, das gilt für alle. Es scheint wenig Sinn zu haben, Ozar hatte, soweit ich mich erinnere, nie eine Funktion in unserem Leben – sie war immer nur ein großes Gebäude und ein Wort. Wir dachten, so steht es in unseren Unterlagen, daß wir alleine auf der Welt seien, und das machte Ozar zu etwas Besonderem. Aber jetzt tauchen andere Gruppen auf. Die Emeri, die Roti, die Pendler, und jetzt du. Was bist du, sagst du?«
»Ein Pelbar. Und es gibt die Shumai, die Sentani, die Städte im Osten und noch viele andere.«
»Ja. Es sieht so aus, als hätten viele kleine Gruppen das Verbrennen des Landes überlebt.«
»Wer sind die Pendler?«
»Wir haben nur einen kennengelernt – einen jungen Mann, der sie verlassen hat. – Es ist noch gar nicht so lange her. Ein paar Jahreszeitenzyklen. Er wollte nach Osten. Er sagte nie, warum. Die Pendler sind Rinderhirten. Er erzählte, das Land im Westen sei sehr trocken – jenseits dieser Berge da.«
»Ist er hiergeblieben?«
»Nein. Nur kurz. McCarty hat ihn vertrieben. Er hatte nicht viel Geduld. Nicht so wie du.«
»Nun, McCarty kann mich immer noch vertrei-ben.«
»Vielleicht. Sie braucht dich aber, und das weiß sie.
Sie selbst hat in den letzten zwei oder drei Jahreszeitenzyklen nachgelassen. Aber behalte sie trotzdem im Auge.«
»Sie ist aber immer noch mehr bei Kräften als die anderen.«
»McCarty ist meine Schwester. Ja, es ist wahr. Sie ist mit den anderen aufgebrochen, aber sie bekam da unten in den Ruinen der Alten Angst, versteckte sich und rannte von den anderen fort und nach Hause.
Welches Gift sie auch alle in sich aufnahmen, sie bekam viel weniger davon ab. Sie ist wütend darüber, daß ich frei davon bin. Sie ist sogar in das leere Land zurückgekehrt, lange, nachdem ihr das Haar ausgefallen war, und hat dort Staub gesammelt und ihn mir ins Bett gelegt. Aber Scribner hat ihn gefunden und weggeworfen. Die Reise dorthin hat McCarty ge-schadet, aber das war ihr egal.«
McCarty kam durchs Zimmer und stieß bei jedem Schritt ihren Stab hart auf den Boden. »Was soll das sein, eine Verschwörung?« sagte sie, weniger als Frage, denn als Feststellung. »Du willst mit Stel weggehen, nicht wahr? Willst uns verlassen. Willst es mir überlassen, mich um all die Vogelscheuchen zu kümmern. So geht das nicht, Fitz. Wir kriegen dich vorher. Wir bitten die Roti um Hilfe. Wir schmeißen euch beide in den Eintopf.«
Stel und Fitzhugh starrten sie nur an. Was konnte man dazu sagen? McCarty schaute sie boshaft an.
»McCarty«, sagte Fitzhugh unvermittelt. »Ich möchte Stel das Archiv zeigen.«
»Das Archiv? Warum? Das hat bisher noch kein Fremder zu sehen bekommen.«
»Wir haben es nie als etwas Heiliges betrachtet.
Und Stel arbeitet nun seit mehreren Mondzyklen treu für uns. Er hat nie etwas verlangt.«
»Gegessen hat er jedenfalls. Wir brauchen Glück, wenn wir durch den Winter kommen wollen, bei allem, was dieser Freßsack in sich hineinschaufelt.«
»Nun, McCarty«, antwortete Stel ruhig, »ich esse schon seit mehreren Wochen nicht mehr viel von euren Nahrungsmitteln. Ich jage mir selbst etwas oder stelle Fallen auf und suche mir etwas in den Wäldern.
Bohnen und Fisch hängen mir schon zum Halse heraus. Fohnen und Bisch. Ich sehe, wie dir Flossen aus den Ohren wachsen. Dein Mund bewegt sich wie bei einem Karpfen. Wenn du gehst, schlägst du mit dem Schwanz. Deine Augen wackeln wie bei einer Krabbe.
Du hast Barten wie ein Wels. Und im Augenblick ist deine Nase so lang wie die eines Nadelfischs.«
McCarty hob ihren Stab. Dann ließ sie ihn wieder sinken. »Macht mit dem Archiv, was ihr wollt«, murmelte sie und ging weg.
Fitzhugh schaute Stel an. »Hm«, sagte sie. »Nun, dann wollen wir gehen.« Sie wischte sich die Hände ab, stand auf und führte Stel nach draußen und über das Feld zu einem Raum, der in den Hügel hineingebaut war. Stel hatte immer angenommen, er diene nur zur Lagerung.
Fitzhugh hatte eine kleine Lampe dabei, die sie am Küchenfeuer angezündet hatte. Als sie in das trockene Dunkel eintraten, drehte sie die Flamme hoch.
Körbe mit getrockneten Bohnen standen an den Wänden. In der Rückwand des Raumes führte eine zweite Tür in einen kleineren Raum, der ebenfalls sehr trocken und mit großen, behauenen Steinen aus-gekleidet war. An drei Wänden lief ein Steinregal entlang, auf dem Stel eine Reihe von Gegenständen und einige Stapel mit bröckeligem,
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