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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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gerecht und scharfsichtig schienen – würden sie die Menschen diesmal nicht retten?
    Konnten sie sich nicht erholen und wieder zusam-menfinden? Stel begann endlich, das gewaltige Ausmaß des Problems zu erfassen, das sich jetzt den Pelbar entfaltete.
    Sein eigenes, persönliches Problem kam ihm plötzlich unbedeutend vor. Und doch, war es im Klein-format nicht das gleiche, was ganze Gesellschaften so tief beunruhigte, was möglicherweise in der großen Zeit des Feuers, die beinahe alles vernichtet hatte, schließlich zum Ausbruch gekommen war?
    Plötzlich erschien Stel das Hacken der Bohnen, so armselig und geringfügig es auch war, die Art von gesellschaftlicher Tätigkeit zu sein, die er bewunder-te. Es war Zusammenarbeit. Er hatte sie vermißt. Er liebte das Klirren seiner Hacke auf den Steinen, den Vogelgesang von den Feldrainen, den rhythmischen Aufschlag der Hacke. Er spürte, wie ihn ein Hauch von Frieden überkam. Aber da war noch Ahroe. Was machte sie jetzt? Stand sie Wache auf dem Rive-Turm? Blickte sie jemals nach Westen und dachte dabei an ihn? Hatte sie angefangen, an andere Männer zu denken. Stel hoffte es. Es würde eine Narbe bleiben, eine tiefe vielleicht, aber die Wunde konnte heilen. Schlimmere Wunden heilten. Wenn sie nur hier wäre. Sie könnten gemeinsam für die Alten sorgen.
    Der Gedanke an Ahroe zerstörte Stels schwaches Friedensgefühl. Wieder kam er sich vor wie ein Ausgestoßener. Nun, hier gab es etwas, was er tun konnte. Seine Überlegungen wurden durch die Ankunft einer schmalen Gestalt in einem Gewand unterbrochen, die Wasser brachte, das sie mit einer Kürbisflasche aus einem Holzeimer schöpfte. Stel trank und beobachtete die Person, die in den Himmel starrte.
    War es ein Mann oder eine Frau? Er konnte es nicht erkennen.
    »Danke«, sagte er und gab die Kürbisflasche zu-rück. »Wie heißt du?«
    »Taglio. Ich bin der letzte Taglio. Es gab einmal vier.«
    »Eine Familie?«
    »Eine Familie? Nein. Taglio stand auf der Liste.«
    »Auf der Liste?«
    »Ja. Die Liste mit den Namen, die Ozar ihren Kindern hinterließ.«
    »Bist du ein Mann oder eine Frau?«
    »Ein Mann? Wie meinst du das? Es ist so lange her.
    Ich bin über das leere Land gegangen, weißt du. Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Ja. Wie war es da – im leeren Land?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Was haben die Alten dort zurückgelassen?«
    »Alles. Alles in Trümmern.«
    »Du erinnerst dich an nichts?«
    »Da gab es einen Keil, ein Dach, alles aus Metall.
    Oder seine Rippen. Aber an einer Seite waren sie ge-schmolzen und heruntergelaufen. Viel Glas gab es.
    Und viele Straßen und Fundamente aus etwas Ähnli-chem wie Stein, manchmal mit Eisen darin. Alles steht da in Reihen. Ich weiß es nicht mehr. Ein Turm lag umgestürzt da, ganz verdreht. Ganz aus Metall.«
    »Ein Turm?«
    »Ja. Wir sahen, daß er sehr groß und von Metall-seilen aufrecht gehalten worden war. Aber er konnte nicht von Menschen erstiegen werden. Es gab keine Stiegen. Und oben war Glas. Wir dachten, es sei für ein Licht. Und wir sahen einen gewaltigen See wie ein riesiges Loch im Norden der Ruinen. Wir mußten um den See herumgehen, deshalb sprachen wir alle dar-
    über. Aber das ist lange her. Ich war noch kaum erwachsen. Damals war ich ein anderer Mensch. Ich war genau wie du. Bald wird es die Ozar nicht mehr geben.«
    »Wie groß ist das leere Land?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist eine weite Strecke. Viele Kiloms. Vor Hunderten von Jahreszeiten gingen einige Ozar außen herum, heißt es. Aber niemand hatte es je durchquert. Man erzählte uns, daß es nachts leuchtete. Vor vielen Hunderten von Jahreszeiten.
    Bald danach brachte Ozar uns hierher. Aber ich weiß es nicht. Vielleicht ist das nicht wahr.«
    »Woher hat euch Ozar gebracht?«
    »Vom Himmel. Ich weiß es nicht. Das wurde gesagt. Es ergibt irgendwie keinen Sinn. Es sei denn, wir kamen, um die Alten zu vernichten. Aber wir sind wie sie. Das ergibt alles keinen Sinn. Ich kann keinen Gedanken mehr fassen. Frag McCarty.«
    Dann schlurfte Taglio ohne ein weiteres Wort mit dem Wasser die Reihe hinunter. Stel sah der schmalen Gestalt in ihrem Gewand nach, und ein Gefühl unaussprechlicher Traurigkeit überkam ihn. Er wußte noch immer nicht, ob Taglio ein Mann oder eine Frau war. Er wandte sich mit neuer Energie dem Hacken zu und zählte, während er das Unkraut ausriß, trieb die Gedanken aus seinem Geist, häufelte sorgfältig Erde um jeden Stengel und fragte sich, ob es möglich war, einer

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