Pelbar 2 Die Enden des Kreises
Besuche, wenn sie auch für ihre Seelenruhe wegen seiner aufmerksamen, blauen, forschenden Augen zu häufig waren, Tage oder sogar längere Abschnitte familiärer Ruhe.
Hagen begleitete Quen auf kleineren Jagden, aber die Steife des Alters schien ihn immer mehr zu bela-sten. Wiederholt schien er über sein eigenes Alter erschrocken, als habe es ihn aus dem, Hinterhalt überfallen, sei besiegt worden, läge aber außerhalb des Feuerscheins nach einem langen Lauf oder einer kalten Jagd auf der Lauer.
Als Garet wuchs und dicker wurde, interessierte sich Hagen mehr für ihn, er freute sich, wenn das Ba-by zahnlos lachte oder seinen Körper wiederholt ruckartig durchstreckte. Im allgemeinen erreichte Hagen das, indem er alle Vögel und Tiere nach-machte, die ihm einfielen. Gelegentlich, zum Beispiel, wenn er einen wilden, schwarzen Stier machte, zuckte Garets Gesicht überrascht, dann verzog es sich zum Heulen. Bara sagte dann immer vorwurfsvoll zu Hagen: »Wenn du das machen willst, dann geh auf den Hügel hinauf!«
Hagen schaukelte das Kind so lange, bis es wieder zufrieden war, er ließ sich Zeit dabei, und es machte ihm offensichtlich Vergnügen. Als die Nächte wärmer wurden, baute er Ahroe eine Rückentrage für Garet. Er rechnete damit, daß sie sich wieder auf den Weg machen würden, ehe die Gräser Ähren ansetz-ten.
Im ersten Frühlingshauch, als die großen Kranich-schwärme langsam über ihren Köpfen hinzogen und Gänse und kleinere Vögel auf die Ebenen zurückkehrten, schien sich Quen in Rals Lager häuslich nie-derzulassen, er half ihm bei seiner kleinen Milchvieh-herde und war, so oft er konnte, in Ahroes Nähe. Alle bemerkten es. Bara rief ihn eines Nachmittags zu sich, während sie einen großen Kessel duftenden Eintopfs umrührte, in dem große Fleischbrocken siedeten und rollten.
»Du weißt, daß sie verheiratet ist.«
»Wer?«
»Ahroe, die Pelbar.«
»Und?«
»Und deshalb solltest du bei Maden oder bei deinem Onkel Ekhel sein. Da findest du Shumaifrauen, die für dich gut sind. Ahroe ist ein Mensch mit Ehrge-fühl. Sie ...«
»Wo ist denn ihr Gatte, dieser Stel? Lebt er noch?«
»Das weiß niemand.«
»Was nützt er ihr denn? Wie kann er ihr helfen? Sie hat ein Kind. Was ist er für ein Vater?«
»Im Augenblick hat sie Hagen, wenn sie Hilfe braucht.«
»Einen alten Mann?«
»Trotzdem werden deine Wünsche zu nichts führen. Warum läßt du sie nicht schwinden und aus-trocknen wie Regen im Sand? Du wirst nur Unheil anrichten.«
Einen Augenblick lang stand Quen schweigend da.
»Ich kann es nur versuchen. Wenn ich das nicht täte, wäre die Sache für mich nie abgeschlossen.«
Bara hob ihren großen Holzschöpfer und ließ Eintopf in den Kessel zurückschwappen. »Kannst du dir vorstellen, daß sie so etwas für den Rest ihres Lebens macht? Ich nicht. Sie kämmt sich wie eine Gottesan-beterin. Unaufhörlich schrubbt, wäscht und macht sie an sich herum.«
Quen grinste, als wolle er seine Sommersprossen anzünden wie Kerzen. »Ja, sauber ist sie, nicht wahr?«
Bara lachte. »Noch etwas. Vergiß nicht, daß sie als Pelbargardistin ausgebildet wurde. Sie ist keine wel-kende Blume. Sie wird dir deinen Antrag übelneh-men.«
»Ich will ja nichts als fragen, Base. Aber das muß ich tun.«
Aber er tat es nicht – noch ziemlich lange nicht.
Und als er es dann tat, geschah es sanft und leise.
Trotzdem wirbelte Ahroe herum und funkelte ihn zornig an. »Ich bin verheiratet«, sagte sie tonlos und wandte sich wieder dem Wildschaffell zu, das sie für das Baby weich machte.
Quen sagte eine Weile nichts: Dann meinte er: »Ich habe darüber nachgedacht. Was ist das für eine Ehe?
Hat er dich nicht verlassen? Hast du nicht ein Kind?
Ich werde das Kind als meinen Sohn anerkennen. Ich sorge ...«
Ahroe stand auf und stellte sich vor ihn hin. »Hinaus! Laß mich in Ruhe!«
Quens Augen wurden schmal. »Ich glaube, ich ha-be genausoviel Recht, hier zu sein wie du. Ich gehöre zur Familie, du nicht. Ich habe dir einen anständigen Antrag gemacht, und keinen schlechten, glaube ich.
Man hält mich ...«
»Hör auf!« Ahroe legte die Hand an ihr Kurzschwert und riß es spontan heraus.
Quen schaute sie erstaunt an. »Ich bedaure, daß du das getan hast«, sagte er. »Du kannst mich abweisen, wenn du willst, aber ich habe mich nicht feindselig verhalten, und ich kann es leider nicht dulden, daß jemand auf diese Weise vor mir eine Waffe zieht.«
»Und was willst du jetzt tun? Die Waffe ist
Weitere Kostenlose Bücher