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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Händen das Feuer schürte, die Schreie. Zum erstenmal seit langer Zeit betete er, nicht für das Kind, sondern für Ahroe. Es war eine lange Geburt gewesen, nach einem langen Marsch nach Westen. Das Kind kümmerte ihn im Augenblick noch wenig, aber Ahroe hatte er liebgewonnen.
    Sie hatten den Winter auf der Black Bull-Insel verbracht. Dorthin zu gelangen war nicht so einfach gewesen, wie er gehofft hatte, hauptsächlich, weil wieder ein Sturm aufkam, mit bitterer Kälte. Sie hatten aneinandergekuschelt in Schneehöhlen schlafen müssen, und Hagen hatte sie viel damit geneckt. Eines Nachts hatte er ihr, die Arme von hinten um sie gelegt, während sie beide froren und zitterten, von Venn, seiner Frau erzählt, und daß sie immer so miteinander geschlafen hätten. »Aber natürlich«, fügte er hinzu, »habe ich meine Hände nicht da gelassen«, und verschob sie leicht.
    Ahroe war unter ihrem Mantel erstarrt, und er mit seinen schweren Fäustlingen an den Händen hatte gelacht. Eine große, weiße Eule schrie vor der Schneehöhle, als Hagens Lachen hinausdrang, und als Hagen aus der Höhle schaute, sah er sie im Dunkeln geisterhaft auf einen entfernten Baum zuschweben. Ahroe war bei diesem Anblick noch mehr erstarrt, und Hagen hatte wieder gelacht.
    Dann hatte sie gesagt: »Lach mir nicht so laut ins Ohr!« und er hatte herausgehört, daß sie ihm vertraute, ihn als Familie akzeptierte, wußte, daß er nur einen Scherz gemacht hatte, und ganz plötzlich hatte er voll erkannt, wie menschlich sie war, wie jung, wie zäh und wie verwundbar. Dann waren sie schnell eingeschlafen, und danach fiel es ihm schwer, etwas anderes in ihr zu sehen als seine Tochter.
    Als der Frühling kam, waren sie nach Westen gewandert, während Ahroe immer dicker wurde. Sie gingen langsam, damit Hagen dafür sorgen konnte, daß sie regelmäßig und gut zu essen bekam, und als der Sommer fortschritt, gingen sie noch langsamer, schließlich erreichten sie Ayase im südwestlichen Teil des Shumai-Territoriums. Dort hatte Hagen einen Vetter, Ral, einen Mann, der im Nordwesten, im Territorium der Emeri gewesen, dort versklavt und von Jestaks Expedition befreit worden war.
    Sein Gesicht leuchtete beim Anblick einer zweiten Pelbar auf. »Dieser Jestak«, erzählte er ihr, »wußte, was er tat. Und er machte es gut. Nun bleibst du bei uns, wir werden uns um dich kümmern. Bara wird dir helfen, wenn du das Kind bekommst. Und ich ha-be von den Emeri gelernt, Kühe zu melken, also wirst du genug Milch haben.«
    Er hatte sie in einer Duftwolke herzlich umarmt, und sie waren in sein sechseckiges Holzgebäude ein-gezogen. Ahroe hatte so schwer gearbeitet, wie es ihr Zustand gestattete, hatte das getan, was die Shumai als ›Frauenarbeit‹ ansahen, aber sie hatte auch Schmiedearbeiten für sie gemacht, leichte Sachen, weil die Shumai noch immer schlecht mit Metall umgehen konnten.
    »Na, willst du den ganzen Tag hier draußen hok-ken und träumen?« Bara lächelte und riß Hagen aus seinem Tagtraum. »Komm jetzt herein! Und wo ist das Wasser? Du darfst nur einen Taubenflug lang bleiben. Sie muß noch ein bißchen gewaschen werden. Und er auch.«
    »Er?«
    »Er.«
    »Na ja, bei jemandem wie Ahroe hofft man immer auf ein Ebenbild.«
    Hagen klopfte sich ab und betrat das dunkle Haus, blinzelnd, weil er noch geblendet war.
    Ahroe lag in Rinderhäute gekuschelt wie ein Kind mit einer Puppe daneben. Sie lächelte erschöpft.
    Hagens alte Jägerhände strichen ihr unnötigerweise das Haar zurück. »Na«, sagte er.
    »Siehst du ihn? Ich habe ihn Garet genannt.«
    »Garet?«
    »Nach Stels Großvater. Schau, hier! Er hat Stels Kinn.«
    Hagen schaute hin, aber für ihn sah der Kleine genauso aus wie jedes andere Baby, ein wenig rötlich und verschrumpelt, mit flaumigem Haar, in seine eigenen Betrachtungen vertieft, die Augen wie zuge-kniffene Münder geschlossen, die Lippen bewegten sich. »Na, Garet«, sagte er, »du ... du bist jedenfalls ein richtiges Baby.«
    Garet schnüffelte, zappelte einmal und vertiefte sich dann wieder in seine Betrachtungen.
    »Geboren werden ist eine Menge Arbeit, was, Garet?«
    »Arbeit! Was hat er denn getan? Ich habe alles alleine gemacht – mit Baras Hilfe. Was verstehst du schon davon?«
    »Na ja«, sagte Hagen mit vorgetäuschter Strenge.
    »Ich habe auch Babies gehabt, noch ehe du überhaupt geboren warst.«
    »Venn hat sie bekommen.«
    »Nun ja, aber ...«
    »Gib mir wenigstens einen Kuß, Hagen, und dann muß ich mich, glaube ich,

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