Pelbar 2 Die Enden des Kreises
schrie vom Eingang seiner Hütte: »Ich brauche mich nicht um das Kind zu kümmern. Ich brauche Catal nicht zu behalten. Sie gehören jetzt dir, du Schlange.«
Blomi saß im Sand und weinte.
»Dann nehme ich Blomi mit und sorge für sie«, sagte Stel und beugte sich zu dem Kind hinunter.
»Mit Catal kannst du machen, was du willst, du ver-lauste Kröte.«
Blomi streckte Stel die Arme entgegen, der hob sie auf und verließ auf demselben Wege, auf dem er gekommen war, mit flottem Schritt das Lager. Das Mädchen sagte nichts, aber ihr Kinn zitterte, als sie sich umsah. »Keine Angst«, flüsterte Stel ihr zu. »Das geht schon in Ordnung.«
»Wo bringst du mich hin?«
»Wir gehen zu den Pendlern, bis sie sich alle beruhigt haben. Keine Angst, du bist bald genug wieder bei deiner Mutter und deinem Vater.«
»Warum hast du das alles getan?«
»Ich glaube, sie hätten mich getötet, weil ich euch geholfen habe. Hätten sie das?«
»Es könnte schon sein. Eigentlich ist es nur, weil Mutter und Vater ständig streiten. Wie lange wird es dauern, bis sie kommen und mich holen?«
»Ich weiß es nicht. Zuerst müssen sie sich beruhigen. Was ist los? Magst du mich nicht?«
»Aber sie sind meine Mutter und mein Vater.«
»Ja, mein Schatz. Aber wir müssen ihnen Zeit lassen, damit sie begreifen. Manchmal müssen die Kinder mithelfen, ihre Eltern zu erziehen, weißt du.«
»Erziehen?«
»Sie etwas lehren.«
Es dauerte nicht so lange, wie Stel angenommen hatte. Ehe sie noch die erste Hügelkuppe erreicht hatten, lief ihnen der Braunhaarige nach, er keuchte schwer, als er näher kam. Stel drehte sich um.
»Wir ... wir haben uns entschieden. Wir werden das Mädchen behalten.«
»Was wird mit ihr geschehen?«
»Nichts. Wir können sie doch nicht bei einem wahnsinnigen Mordlustigen lassen.«
Stel setzte Blomi nieder. »Leb wohl«, sagte er.
»Siehst du diesen wahnsinnigen Mordlustigen da drüben? Lauf hin zu ihm! Er wird dich nach Hause bringen.«
»Aber das ist mein Vater.«
»Ja. Ich mache nur Spaß. Ich bin der wahnsinnige Mordlustige. Geh jetzt!« Er küßte sie auf die Stirn. Sie nahm bedächtig und würdevoll seinen gebeugten Kopf in beide Hände und gab ihm einen feuchten, aber förmlichen Kuß zurück. »Bring ihm die Finger-spiele und das Gedicht von den kleinen Fischen bei.
Vielleicht kannst du ihn zivilisieren.«
»Zivilisieren?«
»Damit er so schön wird wie du. Und jetzt geh, kleine Blume!«
Sie rannte zu ihrem Vater, der sie aufhob. »Wie heißt du?« fragte Stel.
»Warum sollte ich dir das sagen, du Ziegenficker?«
»Nun, wenigstens hast du nicht gesagt: ›Für diese Frage wirst du sterben.‹«
»Er heißt Coffi«, rief Blomi. Ihr Vater drückte sie gereizt an sich.
»Leb wohl, Blomi. Leb wohl, Coffi«, sagte Stel.
»Möge der Segen Avens auf euch beiden ruhen.«
Coffi drehte sich wortlos um und schritt mit Blomi den Hügel hinunter. Sie rief: »Leb wohl, Stel! Komm wieder, wenn alle sich beruhigt haben«, aber ihr Vater verdrehte ihr den Arm und sie drückte ihr Gesicht an seinen Hals. Stel sah, wie er sie gleichzeitig tröstete und schalt. Er starrte ihnen lange nach.
Dann wanderte er trotz seiner Müdigkeit noch weiter bis tief in die Nacht hinein, ehe er am Ufer eines kleinen Bachs stehenblieb, in dem er baden konnte. Von den Ziegenhirten wollte er nichts mehr wissen. Aber Blomi vermißte er in dieser Nacht. Es wäre schön gewesen, ein Kind zu haben, ein kleines, das ihn erziehen konnte.
FÜNFZEHN
Ahroe hatte ein Problem. Hagens Rücken besserte sich nicht. Es wurde immer schlimmer, bis der Shumai sein Bett nicht mehr verlassen konnte. Er hatte schreckliche Schmerzen, selbst beim Umdrehen.
Omar und Wald waren ungeduldig, weil sie heim-kehren wollten, aber sie wagten nicht, ohne Quen zu gehen. Mit einem einzigen Lauf würden sie es nicht schaffen, durch das Gebiet der Roti zu kommen. Sie wollten auch Ahroe und Garet nicht verlassen, aus Angst, daß die Roti sich das Kind holen könnten.
Quen wollte, daß sie mit ihm ins Gebiet der Shumai zurückkehrte, aber seine Motive waren gemischt. Hagen war, wie Fitzhugh ihnen versicherte, zu alt, um für die Roti von Interesse zu sein, trotz seiner blauen Augen.
Fitzhugh machte einen Vorschlag, als sie alle in Hagens Zimmer zu Abend aßen. Es war eng, aber so hatte er Gesellschaft. »Quen«, begann sie, »du mußt Ahroe alleine weiterziehen lassen. Sie weiß jetzt, daß Stel vor ihr ist. Hagen kann bei mir bleiben, bis er gesund
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