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Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Titel: Pelbar 3 Die Kuppel im Walde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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daran; in der Kuppel kam das Essen mit einer Temperatur von achtundzwanzig Grad, genau portioniert und immer gleich schmeckend aus dem Autoservierer. Ihre Lippen schmerzten von der Hitze, aber das Aroma von Fleisch und Zwiebeln umgab ihre Zunge wie ein Narkotikum und betäubte angenehm ihre Sinne.
    Sie trank den ganzen Becher leer, dann schlug sie mit ihrem Stock gegen einen Stein und hielt das leere Ge-fäß hin. Tristal nahm es und füllte nach. Wieder trank sie, fing kleine Fleischstückchen mit ihren Zähnen und betastete sie, während sie jedes gründlich kaute.
    Plötzlich fühlte sie sich schläfrig, kuschelte sich in die Fellrolle und war Sekunden später eingeschlafen.
    Tor und Tristal spielten ein Spiel, das ›Na,na‹, das Rhythmusspiel der Shumai, und blickten dabei gelegentlich zu dem Mädchen hinüber. Schließlich stand Tor auf, nahm ihre getrockneten Kleider herunter und legte sie zusammen. Als er im Feuer stocherte, erwachte sie. Der Regen hatte sich in feuchten, groß-
    flockigen Schnee verwandelt; die Funken stiegen auf und schwärmten in das lautlos fallende Weiß. Celeste war momentan verwirrt und schwindlig vom Anblick der entgegengesetzten Wirbel aus Feuer und schwach erkennbaren Flocken. Was war das?
    Tor blickte zu ihr hinunter. »Es schneit. Es ist wieder kälter geworden.« Sie nickte. »Hier sind deine Kleider. Zieh dich an«, fuhr er fort. »Tris und ich werden dir wieder den Rücken zukehren. Dann kannst du herauskommen, wenn du willst, oder weiterschlafen.«
    Celeste zog sich an, sie schauderte in ihren verräu-cherten Kleidern, dann ging sie unter der Felsnase hervor und hielt die Hand in den Schnee, der ver-klumpte und schmolz, als er ihre warme Haut be-rührte. Was war mit den Blumen? Sie ging zu ihnen, kniete nieder, sah, wie sich der Schnee langsam auf sie häufte und sie niederdrückte. Mußten sie nun sterben?
    Tor trat hinter sie. »Keine Angst«, sagte er. »Das sind Blutwurzen, die sind daran gewöhnt. Fast jedes Jahr fällt Schnee auf die Blüten. Wenn er schmilzt, springen sie wieder auf.«
    Sie drehte sich um und runzelte die Stirn. Konnte das sein? Er streckte die Hand aus, und sie nahm sie und zog sich hoch. Sie hielt die Hand fest, spürte ihre Härte, die Schwielen – und ihre Größe, sie war viel größer als die von Royal, sogar als die von Dexter.
    War er ein Mutant? Nein. Er war ihr zu ähnlich, und seine elternhafte Sanftheit war eine Dimension, die neu für sie war.
    »Leg dich lieber wieder hin«, sagte er. »Morgen bringen wir dich zu deinen Leuten, wer sie auch immer sein mögen.«
    Sie kroch zurück in Tors Fellrolle, während Tristal in die seine schlüpfte und Tor Blätter zwischen den beiden aufhäufte, sich hineinwühlte und Raran rief, sie solle sich zu ihm legen. Der große Hund gehorchte, ließ aber eine Vorderpfote auf Tristal ruhen. Bald lagen sie alle ruhig da und atmeten langsam und regelmäßig. Der Hund seufzte wie ein Mensch. Das Feuer brannte nieder, und Celeste starrte staunend nach oben, weil sie, fast ohne zu überlegen, aus einer Welt heraus-und in eine zweite, ganz andere einge-treten war. Sie atmete die feuchte Frühjahrskälte ein, beobachtete den fallenden Schnee und sank schließ-
    lich in einen tiefen Schlummer, entschlossen, nicht zurückzugehen. Nein. Wer weiß, was sie wegen ihres Ungehorsams und ihrer Initiative mit ihr machen würden. Sicher würden sie ihr nicht glauben, was sie gesehen hatte, außer sie nahm es mit. Aber dann würden sie wütend sein, weil sie in die reine Welt von Kuppeln und Ebenen, die mehr als tausend Jahre lang sorgfältig konserviert worden war, Strahlung und Mikroorganismen einschleppte.
    Ihr letzter Eindruck vor dem Einschlafen war ein Erinnerungsbild – Butto, verschwitzt und nackt, und seine Kompfreunde, wie sie den toten Fötus in die Recyclingröhre gekippt hatten, und an das schwap-pende Geräusch, das der nasse Fleischklumpen dabei verursacht hatte. Sie schauderte unwillkürlich. Tor spürte ihre Bewegung, streckte die Hand hinüber und strich ihr im Dunkeln übers Haar. Nein. Sie würde nicht zurückkehren.
    Sie erwachte am Morgen, als Tor sich regte und aufstand. Nun sah sie, daß sie in einer Senke zwischen Bäumen lagen. Im aufsteigenden Licht stellte sie fest, daß jeder Ast und jeder Zweig mit dickem, weißem Schnee bedeckt war, der schon jetzt anfing zu schmelzen und in die Helle eines blauen Tages her-unterzuregnen. Bei diesem fremdartig schönen Anblick schrie sie auf. Tor drehte sich

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