Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Pelbar?«
»Nein. Ich ... ich ...«
»Das ist nicht so wichtig. Aber ich weiß, daß du nicht mehr Nachtmädchen genannt werden willst, nur weil wir keinen besseren Namen für dich haben.
Wie heißt du?«
»Celeste.«
»Also Celeste. Kein Pelbarname. Bist du sicher, daß du nicht nach Hause willst?«
»Nie. Nein. Ich möcht bei euch bleiben. Hier drau-
ßen.«
» Hier draußen? Wir werden nicht hier draußen bleiben, Celeste. Wir gehen nach Pelbarigan. Möchtest du mitkommen?«
»Pelbarigan? Ja, nimm mich mit! Pelbarigan?«
»Das ist eine Stadt am Heart-Fluß. Eine Pelbarstadt.
Du siehst nicht aus, als wärst du in der Verfassung zum Laufen, aber gehen kannst du. Wir werden mehrere Tage brauchen. Willst du also mit uns kommen?«
Celeste nickte und fragte sich gleichzeitig, worauf sie sich da einließ. Instinktiv griff ihre Hand nach der Knopfreihe an ihrem Gürtel, um nachzusehen, was über Pelbarigan im Zentralspeicher zu finden war, aber das Gerät war natürlich nicht da, und sie spürte nur Tors schweren Leibriemen. Als sie sich umdrehte, sah sie Tristal, der für sie arbeitete, er schob eine breite Stahlnadel durch das Leder ihrer neuen Stiefel.
Er lächelte sie schüchtern an, ohne etwas zu sagen.
Sein Haar glänzte. Es war viel blonder als das von Tor, aber wie bei diesem war es hinter seinem Kopf in einem einzelnen Zopf festgebunden.
Sie hatte sich Tristal nie genau angeschaut, und jetzt sah sie seine klaren, ruhigen Augen, von verwa-schenem Blau. Wieder verspürte sie den Schrecken und das Staunen über das Neue. Niemand in Kuppel und Ebenen sah so aus. Alles Dunkle war aus ihm herausgespült. Aber er war eindeutig ein Wilder, hatte nicht ihre sorgfältige Erziehung und bestimmt keine richtigen technischen Kenntnisse, wie er da flink mit seiner schweren Nadel arbeitete, einen hell-roten Blutstropfen am Zeigefinger.
Tor reichte ihr eine ausgepichte Schale mit dickem, sämigem Eintopf aus denselben Zutaten wie in der Nacht zuvor. Sie aß mit Appetit und blickte dabei hinauf zu einem Eichhörnchen, das zwischen den hohen Ästen herumkletterte und Schneeklumpen ver-streute. Sie hielt inne, den Löffel nahe am Mund. Tristal beobachtete sie. Unten im Tal klopfte ein Specht an einen Baum, und sie wandte erstaunt den Kopf diesem Geräusch zu. Eine unbestimmte Idee entstand in Tristals Kopf, aber er behielt sie für sich.
Im Laufe des Vormittags wurde er mit seinen Stiefeln fertig, er kniete nieder und streifte sie Celeste über, die Slipper ließ er ihr an, dann zeigte er ihr, wie sie die Stiefel binden mußte.
Tristal sagte zu Tor undeutlich etwas davon, er wolle den Berg hinaufgehen, ehe sie aufbrachen, dann machte er sich mit Raran durch den schnell schmelzenden Schnee auf den Weg. In einem leichten Bogen ging er zu der Stelle, wo er Celeste gefunden hatte. Ein kleines Kästchen glänzte im geschmolzenen Schnee. Tristal hob es vorsichtig auf, drehte es um und untersuchte es. Dann steckte er es in seinen Sack und ging weiter den Berg hinauf; bald darauf starrte er nach unten, hinaus über die leere Stelle zu der schweigenden, schneebedeckten Kuppel. Lange schaute er hinüber. Er war sicher, daß Celeste aus der Kuppel gekommen war. Er wollte es Tor nicht er-zählen, damit sein Onkel nicht versuchte, das Mädchen zurückzubringen, und sich dabei an der leeren Stelle vergiftete. Was war mit Celeste? Würde das Gift ihr schaden? Hatte sie sich bald genug gewaschen? War die Strecke so kurz, daß sie sie gefahrlos hätte zurücklegen können? Wie konnte er sie warnen, ohne zu verraten, daß er wußte, woher sie kam, was sie doch sichtlich zu verbergen suchte? Nun, für den Augenblick wollte er es auf sich beruhen lassen.
Noch vor Mittag brachen sie zum Fluß auf. Sie kamen langsam voran, und Celeste fiel es schwer, schneller zu werden. Sie hatte regelmäßig auf Ebene eins im hinteren Teil trainiert und alle vorgeschriebe-nen Übungen gemacht, aber das hatte sie keinesfalls auf das Leben draußen in der Wildnis vorbereitet. Sie bemühte sich, Schritt zu halten, aber die beiden Shumai mußten sehr langsam gehen, sie sagten jedoch nie etwas dazu, sondern blieben freundlich und schweigsam. Sie merkte, daß sie sich auch nicht sehr wohl fühlte. Vielleicht war es das Essen, die Aufre-gung, die Flut von andersartigen Dingen. Teilweise mochte es auch an ihrer Angst vor diesem Universum von Neuem liegen. Sie biß die Zähne zusammen und ging weiter.
Aber bei Einbruch der Nacht war sie so erschöpft, daß
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