Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
erhoben, um allmählich aufzubrechen.
Tristal und Tag waren allein, Fahna stand in der Türöffnung, Tag band eine Schnur um den Kartenzy-linder. »Wie alt bist du, Tris?« fragte sie.
»Vierzehn. Gerade vierzehn.«
Tag schüttelte den Kopf. »Wenn Stantu nicht diese Krankheit hätte, könnten wir einen Sohn in fast dem gleichen Alter haben. Siehst du Fahna? Sie ist Tias Älteste, und Tia und Jestak haben weniger als ein Jahr vor uns geheiratet. Hier, laß dich ansehen!« Sie nahm Tristal bei den Schultern und schaute ihn offen an.
»Du siehst Stantu sogar ein bißchen ähnlich.«
»Ich sehe nicht die geringste Ähnlichkeit«, sagte Fahna von der Tür her.
»Ach, Distel. Ich freue mich, daß du ihn auch magst. Nimm dich in acht, Tristal, sonst fädelt sie dich noch auf ihre Kette von Bewunderern. Tja, es wäre schon schön, ein Kind wie dich zu haben.« Sie drückte ihn plötzlich an sich. Sein Ohr wurde an ihre Brust gepreßt, er konnte das gleichmäßige Pochen ihres Herzens hören. Dann ließ sie ihn schnell los und sagte: »Komm, du mußt dich waschen und schlafen.
Vielleicht ist es nicht schlecht, wenn du aufbrichst, ehe es hell wird.« Sie wandte sich noch einmal um und fuhr ihm durchs Haar. »Aber du kannst wieder-kommen und hierbleiben, wenn es nicht geheimge-halten werden muß. Wirklich. Du könntest unser Sohn sein.«
»Aber Tor ...«
»Ja, dein Onkel. Aber vergiß es nicht.«
Sie gingen in das vordere Zimmer, wo Tia mit zwei Kindern saß, die kleiner waren als Fahna. Sie las ihnen aus einem Buch mit großen Seiten vor.
»Hast du genug zu essen bekommen, Tristal?«
fragte sie.
»Ja, danke. Es war sehr gut. Raran und ich haben unterwegs von Kaninchen und Fisch gelebt, und wir mögen beide keinen Fisch.«
»Raran?«
»Meine Hündin. Sie ist bei Stantu.«
»Stantu konnte schon immer gut mit Tieren umgehen. Sie lieben ihn alle sofort.«
»Halte mich noch einmal, Dexter. Ich möchte nicht gehen. Warum können wir es den anderen nicht er-zählen? Laß mich bei dir bleiben. Sie werden doch sicher einsehen, daß ihre genetischen Methoden nicht funktioniert haben.«
»Noch nicht, mein Liebes. Wir müssen vorsichtig sein. Sie könnten uns trennen oder uns mit Drogen behandeln. Dann werden wir nichts mehr füreinander empfinden. So. Du mußt wirklich vor 2920 gehen.
Ich muß eine Routineüberprüfung in der Nagerabteilung durchführen, mit Instrumenten, von hier aus, und das ist etwas, was man überwachen könnte.«
»O Dexter. Was sollen wir tun?«
»Tun? Keine Angst, Ruthan. Es wird alles gut werden. Und jetzt geh bitte. Der Korridor ist frei.«
Ruthan küßte ihn und schlüpfte durch die Tür hinaus. Dexter drehte sich um, schüttelte den Kopf und grinste plötzlich vor sich hin. Er machte seine Nager-
überprüfung. Fast alles war in Ordnung. Aber in Reihe 27 B hatte wieder eine Mutter unerklärlicherweise zwei neugeborene Nachkommen getötet. Darum mußte er sich kümmern. Diese Tendenz schien sich zu verstärken. Er berührte einen Schalter, eine Schiebetür glitt zurück und gab den Blick auf eine riesige, fette, weiße Ratte frei. Dexter nahm einen Algenkeks zwischen die Lippen und hielt ihn dem Tier hin, das die rosa Pfoten gegen seine Wangen legte und sich streckte, um ihm den Keks vom Mund zu knabbern.
Er bohrte der Ratte mit dem Zeigefinger in den fetten Bauch, worauf sie in den Käfig zurückwich, um den Keks zu fressen.
»Ha. Sehr schön, mein Liebes. Du machst die Tricks fast so gut wie Ruthan, und du bist viel leichter zu-friedenzustellen. Du bekommst deine Belohnung, und dann gehst du.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist ein anderes Spiel, Ariadne. Nager denken offenbar viel klarer als Menschen. Du bist so großartig objek-tiv. Findest du nicht?« Er hielt drei Finger hoch. Ariadne nickte dreimal mit dem Kopf und kaute dann weiter. »Ah. Freut mich, daß du meiner Meinung bist.« Dexter gluckste und ließ die Schiebetür zuglei-ten. Dann machte er sich auf den Weg zur Nagerabteilung, um die Mutterratte auf 27 B einzusammeln und die verbliebenen, winzigen Neugeborenen in mechanische Wärmefutterkästen umzuquartieren.
Raran saß immer noch bei Stantu und keuchte leicht.
Als Tristal und Tag kamen, stand sie auf, dann drehte sie sich um und schob die Nase unter Stantus Hand.
Stantu rieb ihr die Nase, dann erhob er sich etwas mühsam.
»Schau, Stan! Tristal könnte zu deiner Familie ge-hören. Sieh nur, wie ähnlich er dir ist«, sagte Tag.
»Ich habe es bemerkt. Die
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