Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Titel: Pelbar 3 Die Kuppel im Walde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
Vom Netzwerk:
südlichen Shumai sehen oft so aus. Es ist eine kleine Gruppe. Nun, hast du deine Sache erledigt? Ich sah Jes in die Stadt gehen.«
    »Wir sind gerade dabei. Tristal wird heute nacht bei uns bleiben. Ich glaube, er wird vor Sonnenaufgang aufbrechen, damit seine Anwesenheit hier keinerlei Verbindung zu dem hat, was vielleicht getan werden muß. Tris, wirst du genügend ausgeruht sein?«
    Der Junge zuckte mit ausgestreckten Armen die Achseln. »Ich bin schon in Ordnung. Wahrscheinlich werde ich ein Stück weit laufen und mich dann morgen nachmittag ausruhen. Ich habe es nicht eilig.«
    Sie gingen hinein und richteten Tristal ein Becken mit Wasser und einen Schlafplatz auf einem kleinen, erhöhten Podest im Vorderzimmer unter dem Westfenster her. Sie gaben ihm zwei frisch riechende Steppdecken und ein Federkissen, dann gingen sie wieder hinaus und setzten sich auf die Bank. Tristal hörte, wie sie leise miteinander sprachen, während er sich zum Schlafengehen fertigmachte. Er war nicht müde und sah dem Mondlicht zu, wie es langsam über die Wand wanderte. Er hörte Jestak zurückkommen, und wieder wurde leise geredet. Nach einiger Zeit kam Tag herein und ging auf das innere Zimmer zu, dann blieb sie stehen, schaute Tristal an, kam zurück und setzte sich im Halbdunkel neben ihn. Er rührte sich nicht. Er atmete gleichmäßig, blinzelte vorsichtig zu Tag auf und sah verschwommen, wie sie auf ihn herunterblickte. Nach einiger Zeit kam Stantu herein. »Stan«, flüsterte sie. Er blieb stehen und drehte sich um. Dann kam er herüber und setzte sich auf Tristals andere Seite, den einzigen Platz, der auf dem Podest noch frei war. Lange saßen sie schweigend da.
    »Du darfst diese Gefühle nicht in dir aufkommen lassen, Tag«, flüsterte Stantu.
    »Ich bin nicht traurig. Sieh ihn dir an! Ist er nicht schön?«
    »Schön? Er ist ein Junge, Tag. Aber, ja, er sieht gut aus.«
    »Glaubst du, er würde vielleicht bei uns bleiben?«
    »Tor ist jetzt wirklich sein Vater.«
    »Aber dieser Tor mußte seine Bande und die Jagd aufgeben. Möchte er nicht vielleicht wieder damit anfangen?«
    »Ich weiß es nicht, Tag, mein Liebes. Wir müssen uns damit abfinden. Ich werde nicht mehr lange bei dir sein. Meine Hilflosigkeit wird immer größer. Ich weiß nicht, wie du mich ertragen kannst, so wie ich jetzt bin, tatterig und nutzlos, häßlich und schlapp.«
    Tristal hörte, wie Tag ganz leise schluchzte.
    Schließlich sagte sie: »Du – du hast dich schon ver-
    ändert. Es wäre sinnlos, das zu bestreiten. Aber im Geist bist du immer noch derselbe. Und du strahlst auch immer noch Ruhe und Loyalität aus. Schau! Hat die Hündin das nicht immer noch gespürt? Sie hat dich sofort akzeptiert. Das ist es, was du für mich bist, und das wird immer da sein.«
    Stantu saß lange Zeit schweigend da, dann flüsterte er: »Du hast immer noch nicht das wilde, freie Leben erfahren, das Tristal kennt, mit dem Wind in deinem Gesicht, dem freien Himmel der Ebenen, der Freude am Laufen, den scharfen Spitzen der Sterne, wenn du draußen, ohne Decke, allein in der Nacht schläfst – der ganze Himmel wimmelt davon, jeder Stern hat seinen Platz, und du denkst: Hier bin ich, allein mit Sertine und der ganzen, wunderbaren Erde, und ich bin stark genug, sie zu ertragen, zu lieben, zu spüren, wie sie mir durch das Rückgrat läuft. Er kennt das, mein Liebes. Er hat keine Tag, die ihn davon weg-zieht, sondern er hat Tor, der ihn hinführt. Laß ihn schlafen! Wenn du möchtest, können wir mit Tor darüber sprechen. Den Jungen wollen wir damit nicht belasten. Er hat sein eigenes Leben. Unseres war reich, aber es ist voller Leid. Wir wollen ihn nicht noch mehr in Probleme hineinziehen.«
    »Küß mich!«
    Die beiden beugten sich über Tristal und küßten sich. Dann gingen sie leise in den inneren Raum und zogen den Vorhang zu. Raran, die neben der Tür gesessen hatte, kam zu Tristal herüber, rollte sich neben ihm zusammen, legte den Kopf an seine Brust und seufzte.
    Tristal lag da und dachte nach. Ihm war fast danach zumute, aufzuschreien: ›Ja, ja. Ich will bei euch bleiben. Es macht nichts, Stantu. Wenn du stirbst, werden Tag und ich ...‹ Nein, Tag war noch jung genug. Ihre Wunde würde sich schließen. Jemand wür-de Stantus Platz einnehmen, obwohl sie sich das jetzt nicht vorstellen konnte. Sie würde ihren Frieden finden. Tristal erkannte, daß er die Verkörperung einer verlorenen Hoffnung war, verloren als Teil des immer noch nicht beglichenen Preises

Weitere Kostenlose Bücher