Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Dexter beugte sich herein. Er war ganz ernst. »Wenn du nächstesmal etwas wissen willst, dann frage. Okay?«
Eolyn zitterte vor Wut und warf ihm den Monitor nach. Er fing ihn auf und drehte ihn auf volle Laut-stärke. Dann schaltete er ihn ab und betrat den Raum, schritt auf sie zu und drückte sie mit dem Rücken auf das Schlafpolster. Sie blickte erstaunt zu ihm auf.
»Hör zu!« begann er. »Wenn du dich in meine Angelegenheiten einmischst, wenn auch nur um Fingers-breite, wirst du es bereuen. Das verspreche ich dir.
Du bist vielleicht Kuppelführer, aber ich erledige meine Aufgaben zufriedenstellend. Ich lasse mir nicht nachspüren. Ich bin kein Experiment.« Seine Hand schoß vor und zog sie mit einem Ruck an den Haaren hoch. Dann ohrfeigte er sie, hart und blitzschnell, rechts und links, zweimal, stieß sie zurück und verließ den Raum.
Eolyn lag schluchzend auf dem Polster, wütend und hilflos. Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür erneut, und Ruthan kam herein. Eolyn setzte sich mit gerötetem Gesicht auf. »Eo, was ist los?« fragte Ruthan, kam zu ihr und kniete nieder.
»Raus, raus mit dir, zum Teufel noch mal!«
Ruthan gehorchte nicht. Sie nahm Eolyns Hände, dann legte sie die Arme um sie und drückte sie an sich. »Ich sagte, du sollst rausgehen«, sagte Eolyn in ihre Schulter hinein.
»Warum? Was habe ich getan? Sag es mir! Es tut mir leid.« Ruthan lehnte sich zurück, strich Eolyn das Haar aus dem Gesicht und sah sie an. Eolyn sah deutlich, daß sie nicht wußte, was vorgefallen war.
»Es tut mir leid. Ich war außer mir. Verzeih«, sagte sie. »Bitte laß mich jetzt allein!« Ruthan beugte sich nieder und küßte sie auf die Stirn. »Bitte. Hör mit diesem archaischen Benehmen auf. Ich bin außer mir.«
»Natürlich. Aber wenn ich dir helfen kann, dann laß mich bitte.« Ruthan zog ein feuchtes Tuch aus Eolyns Spender und wischte der Älteren damit über Wangen und Mund, dann reichte sie ihr das Tuch, klopfte ihr noch einmal auf die Schulter und ging.
Eolyn saß da und starrte vor sich hin. Was hatte das alles zu bedeuten? Ruthan hatte ihr soeben mehr Zuneigung bezeigt, als sie selbst seit langem empfunden hatte. Eolyn kam zu der Ansicht, daß es ihr nicht unangenehm war. Aber das war doch schon wieder ein Anhaltspunkt. Vielleicht hatte Dexter die Sache mit den Spürsendern allein gedreht, aber Ruthan hatte soeben ihre erwachten Gefühle verraten. Sie küßte jetzt sogar bereitwillig. Ja, zwischen den beiden war eindeutig etwas im Gange. Was sollte sie dagegen tun? Sie hatte jetzt Angst vor Dexter. Vielleicht war es gut, Ruthan nicht zu verletzen, sie war eine potentielle Verbündete. Aber es ging nicht an, daß jeder in der Kuppel tat, was ihm beliebte. Verhalten mußte geplant werden. Das war absolut notwendig.
Unter der Kuppel sickerte weiterhin Öl heraus und sammelte sich. Die untere Erdschicht verhinderte, daß es weiter eindrang, und das Öl staute sich allmählich hinter einem Lehmwall, der sich unter den Ebenen gebildet hatte. Das alte Holz saugte ständig Öl hinauf in den Sauerstofflagerraum, und die dunkle Flüssigkeit sickerte langsam aus dem undichten Tank mit der Geschwindigkeit eines Gletschers durch den Boden hangabwärts.
ACHT
Jestak und seine Mutter besprachen sich noch immer, als der Gardehauptmann erneut anklopfte und eintrat. »Entschuldige noch einmal, Protektorin, aber einer von den Leuten, die heute nacht in Ahroes Haus waren, ist gefaßt worden. Es ist Cyklo, ein Dahmen.
Er war ganz schwarz gekleidet und hatte ein Schwert bei sich. Am Schwert war Blut. Er ist offenbar von den Felsen gestürzt. Er ist noch am Leben, aber sein Zustand ist sehr schlecht.«
»Und Hagen, der Shumai?«
»Die Haframa sagt, er wird gesund werden, wenn nicht eine unerwartete Wendung eintritt.«
»Hat man die Dahmena informiert?«
»Ja. Sie ist jetzt bei Cyklo. Sie verurteilt seine Handlungsweise öffentlich in den schärfsten Worten.
Sie spricht von Ausschluß aus Pelbarigan.«
»Sehr geschickt.«
»Was?«
»Bring sie bitte zu mir! Du mußt sie begleiten, Ithring, und bei uns bleiben. Ich bin nicht mehr so be-weglich wie früher.«
»Jestak ist auch noch da, Protektorin.«
»Er wird nicht dabei sein.«
»Ja, Protektorin.« Der Gardehauptmann zog sich zurück.
»Du siehst, wie es ist, Jes.«
»Ja.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist ernst.«
»Vielleicht. Aber vielleicht hat die Dahmena heute im Rat auch die Lösung angedeutet. Sie drohte, fort-zuziehen, entweder in
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