Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Schule oder, wie man in Innanigan sagt: einer Akademie, in Pelbarigan mitzuhelfen? Wir brauchen ein Zentrum, um das Wissen wieder zu sammeln.«
»Ihr habt keine Schule?«
»Unsere Schulen haben wir natürlich immer. Aber erst in letzter Zeit haben die verschiedenen Gruppen von Überlebenden angefangen, ernsthaft miteinander zu sprechen. Wir haben ...« Jestak brach ab, denn als er hinüberschaute, sah er, daß der alte Mann eingeschlafen war.
Butto verspeiste inzwischen seine dritte Portion Eintopf und fragte Stel nach verschiedenen Bestand-teilen. Stel amüsierte sich darüber. Es erinnerte ihn an seinen eigenen Sohn Garet vor mehreren Jahren.
»Was ist das?«
»Distelwurzel. Sie wird zu dieser Jahreszeit zäh, deshalb zerstößt und zerschneidet man sie.«
»Und das?«
»Wilde Kartoffel. Sie haben eine kleine gefunden.
Manchmal sind sie gigantisch.«
»Gigantisch? Mit dem Begriff irrt man sich oft se-mantisch.«
»Sei nicht pedantisch.«
»Ich bin zu müde, nicht mehr romantisch. Eher bacchantisch. Was ist das da?«
»Milchkrautknospen. Davon gibt es nicht viele – nicht wahr? Es ist spät im Jahr. Die Knospen sind rar.«
»Du bist amüsant. Formulierst elegant.«
»Oh, welch ein Preis? Er ehrt mich heiß.«
»Das ist sicher ein Traum. Es raunen die Reime im grünen Baum, man glaubt es kaum.«
»Nun haltet euch aber im Zaum«, mischte sich Ahroe ein. Die beiden blickten auf und lachten.
»Was ist das da?« fing Butto wieder an.
»Katzenschwanzwurzel. Die Shumai haben einige rausgezogen, als wir durch den Sumpf kamen. Das war es, was sie zerstoßen und abgewaschen haben.«
»Hm, schmeckt nicht sonderlich gut.«
»Man kann es essen. Sei eingedenk dessen. Ich bin indessen nicht drauf versessen, doch war es vermes-sen, es zu vergessen.«
»Unseres Schicksals Konvolut verbietet dieses absolut, denn der Ernährung Amplitud' braucht ein solches Attribut. Doch ist mein Disput auch wohlgemut, denn Reimeschmieden tut mir gut.«
»Wau«, sagte Stel. »Ich merke, du bist mir über.
Konvo-was? Ampli-wie? Ich sehe es kommen, daß man dich als Linguisten einspannt.«
»Das ist mir recht, aber heute abend nicht mehr«, sagte Butto und lehnte sich zurück. Stel nahm seine Rindenschüssel und warf sie ins Feuer.
»Nun, Eolyn«, sagte Dailith. »Es sieht so aus, als seien sie beide von derselben Art.«
»Du meinst, sie sind beide verrückt.«
»Wenn Butto nur halb soviel leistet wie Stel, muß er ein großer Gewinn für euch sein.«
»Er besteht nur aus Emotionen und wenig Denken.
Hättest du etwas dagegen, mit mir und den Komps hier zu schlafen? Ich verstehe nicht, warum Ahroe nicht in der Nähe bleiben will. Ich fürchte mich vor diesen wilden Männern.«
»Bei ihnen bist du sicherer als ohne sie. Ahroe ist bei Stel, weil sie verheiratet sind. Aber ich werde hierbleiben. Die Shumai führen ein wildes Leben, sind aber ehrenhafte Leute.«
»Verheiratet? Meinst du das ernst? Ich dachte, das sei ein überholter Brauch?«
»Alle Völker, die ich kenne, praktizieren ihn, wenn auch in unterschiedlicher Form. Anscheinend funktioniert es ziemlich gut, wenn es auch einige Schwierigkeiten gibt.«
»Dann üben sie also sexuelle Loyalität?«
»Absolut. Darin sind alle Völker des Heart-Flusses überaus streng.«
»Arme Ruthan.«
»Was?«
»Nichts. Ich bin froh, daß unsere Sprache sich soweit gleicht, daß wir uns verständigen können. Ich bin müde wie ein Hund, wie wir immer sagten. Aber das ist erst der zweite Hund, den ich je gesehen habe.
Es überrascht mich, daß er so mit den Menschen zu-sammenlebt.«
»Dusk? Er ist Blus Hund. Die südlichen Shumai richten ihre Hunde streng ab.«
»Blus Hund? Warum ist er nicht bei der anderen Gruppe? Ist dieser Blu nicht bei den anderen?«
»Soviel ich weiß, gibt es wenigstens zwei Gründe dafür. Zum Schutz. Die anderen haben Raran. Und das hier ist Wildschweingebiet. Die Schweine greifen ohne Vorwarnung an, und der Hund wittert sie zuerst.«
»Und der zweite Grund?«
»Nun ja, vergiß ihn. Es tut mir leid, daß ich davon angefangen habe.«
»Nein. Was ist es?«
»Du wirst wütend werden. Siehst du? Du bist es schon.«
»Nein. Das ist zu irrational. Ich bin manchmal frustriert, das gebe ich zu. Sag es mir!«
»Hunde spüren Dinge an Menschen, die anderen Menschen entgehen. Die Shumai benützen Dusk da-zu, euch alle einzuschätzen.«
»Uns einzuschätzen! «
»Hunde reagieren sensibel auf Angst, Liebe, Kälte, Freundlichkeit und Gleichgültigkeit. Es
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