Pelbar 4 Der Fall der Muschel
hinuntergingen. Er schaute sie an.
Sie lächelte. »Ich war zu Tode erschrocken«, sagte sie. »Aber die scheinen sich nicht allzuviel dabei zu denken. Alle wertvollen Dinge sind in diesen Steinhäusern. Schau! Sie sind an solche Stürme gewöhnt – obwohl der ziemlich schlimm war.«
Als Gamwyn seine Suppe gegessen hatte, merkte er, daß Aylor sich über ihn beugte. »Morgen früh siehst du nach Darew, Garn. Der Sturm ist jetzt fast vorbei. Noch viel zu tun. Aber wir haben genügend Zeit. Wir sind alle in Sicherheit. Hast du so etwas schon mal erlebt?«
»Nein, Sir. Nur ein-oder zweimal einen Tornado.«
»Wir müssen viel wieder aufbauen. Haben einiges von unserer Ernte verloren. Aber nicht so schlimm.
Mal sehen, wie es am Strand aussieht. So etwas ver-
ändert ihn völlig. Hast du genug gegessen?«
»O ja.« Als Gamwyn das sagte, wandte sich Aylor ab. Gamwyn sah, daß auch der alte Mann müde war, er konnte kaum mehr die Füße heben, als er wieder zu dem langen Steinhaus ging.
SIEBZEHN
Am Abend erschien Pion mit einer festen Papierrolle, die er Warret reichte, in der Tür zu Bivals Zimmer.
»Das ist von Brudoer. Er sagt, du sollst sie lesen. Er behauptet, das Original ist in Craydors Handschrift, und er hat es gefunden.«
»Pion«, sagte Bival, stand auf und lief ihm in den Gang hinaus nach. Pion blieb stehen. »Pion, wo ist er?
Ich verstehe nicht ...«
»Ich weiß nicht, wo er ist«, erwiderte Pion tonlos.
Bival nahm ihn bei den Schultern und sah ihn an.
Dann begann sie zu schluchzen und legte den Kopf an seine Schulter. Pion schaute Warret an, bis Bival aufhörte. »Darf ich die Rolle lesen?«
»Ich glaube, daß Brudoer das wollte, obwohl in seiner Nachricht Warrets Name stand.«
»Wir sind auf seiner Seite. Siehst du das nicht?«
»Ja, ich sehe es. Es ist eine Tatsache, aber meine Ge-fühle haben sie noch nicht akzeptiert.«
»All das andere kommt mir vor, als sei es in einer anderen Welt geschehen.«
»So ist es auch. In einer anderen Welt, aber nicht in einer vergessenen. Es ist schon gut, Bival. Mach dir keine Sorgen. Wir wissen, wenn wir überleben wollen, müssen wir es selbst schaffen. Von der Protektorin haben wir nichts zu erwarten.«
Sie sahen einander einen Augenblick lang schweigend an. Dann lächelte Pion schwach und wandte sich ab.
Nahe am Südozean dämmerte der Morgen nach dem Hurrikan klar und hell, ein paar Wolken jagten noch darüber hin. Als Gamwyn mit den Atherern zum Strand ging, hörte er die gewaltigen Brecher gegen die Küste hämmern. Beim Abfließen räumten sie Schutt von der Straße, aber sie war noch immer voller Rinnen und von Sand bedeckt. Gamwyn konnte kaum glauben, daß ein Sturm so mächtig sein konnte.
Als sie sich dem Gelände des Sommerdorfes näherten, schien es ihnen völlig fremd. Alles war wegge-fegt worden. An der Küste ragten Felsen heraus, wo vorher nichts zu sehen gewesen war.
Die Atherer schienen nicht entmutigt und machten sich sofort daran, das Dorf neu anzulegen. Aylor nahm Gamwyn beiseite und sagte: »Du gehst jetzt am besten los und schaust nach Darew. Er hat ähnliche Stürme schon durchgemacht, wenn auch vielleicht keinen so schlimmen. Er ist nicht so vorsichtig wie wir, und vielleicht machte er sich Sorgen um seinen Schrott. Sieh dich nach ihm um! Laß dir Zeit! Bring ihn her, wenn er Hilfe braucht!«
Gamwyn machte sich sofort auf den Weg, aber die Küstenlinie schien so verändert, daß er Mühe hatte, die Stelle zu finden, wo er vom Strand abbiegen mußte. Als er da suchte, wo er das Lager des Eremiten vermutete, entdeckte er nichts. Nach einiger Zeit erkannte er jedoch einen Baum. Ja, der stand am südlichen Ende der Sammlung des Alten. Wo war das übrige? Nichts war zu sehen. Ein Stückchen Muschel hier, ein Stock da, das konnte Darew gehört haben, aber nichts war eindeutig.
Gamwyn wandte sich nach Osten zu den Ruinen, in der Hoffnung, den Eremiten dort zu finden. Er sah mit Staunen, daß der ganze Sand weggespült worden war und die zerstörten Straßen und Gebäude in der Sonne glänzten. Laut rufend ging er durch die alten Straßen. Einige Kellerlöcher waren freigespült worden, und Gamwyn schaute hinunter auf die rostigen Überreste miteinander verklumpter und zertrümmerter, alter Artefakte.
Er fing an, die unzerbrochenen Flaschen einzu-sammeln; viele waren klar, mit milchigen Regenbö-
gen im Glas. Schließlich zog er seine Tunika aus und füllte sie mit Flaschen, die er zum Strand und dann nach Sagol trug.
Er legte
Weitere Kostenlose Bücher