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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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vollstopfender, geifernder Kadaver, blind wie die Eier, Wasserschläuche voller Sumpfschleim.
    Lassen ein krankes Kind entkommen. Ein krankes Dienerkind!«
    »Vielleicht ist es besser so, Protektorin«, sagte Cilia.
    »Vielleicht können wir Brudoer die Freiheit schenken, wenn seine dreißig Tage um sind, und das ganze Problem auf sich beruhen lassen. Es gibt schon genug Spannungen.«
    Udge fuhr sie an. »Nein. Wenn das geschähe, hätten wir verloren. Ich habe nicht vor, zu verlieren. Ich weiß, was Autorität ist. So funktioniert sie nicht. Man muß sie geltend machen. Wenn es Widerstand gibt, weicht man nicht zurück. Man überwältigt die Gegner mit seiner Macht. Man schlägt zu. Threerivers bricht beinahe ganz auseinander. Lasche Sitten haben dazu geführt. Meine Wahl ist ein Beweis, daß die Mehrheit Strenge wünscht, die uns bisher in Ordnung gehalten hat. Nein. Brudoer muß für das bezahlen, was geschehen ist. Sollen sie ruhig für einen Augenblick über diese Flucht kichern. Brudoer hat sich weiterhin empörend benommen, sogar im Gefängnis.
    Mit ein wenig Mühe können wir ihn zu einem weiteren Angriff reizen und ihn dann so streng bestrafen, damit ein Exempel statuiert wird.«
    »Wofür ein Exempel, Protektorin?«
    »Daß wir keine schlampige Stadt sind, daß wir nicht lächeln, wenn unsere Rätinnen angegriffen werden und daß wir aufmüpfiges Verhalten bei unseren Männern nicht tolerieren.«
    Bival schaute Udge einigermaßen überrascht an.
    Das hatten sie nicht ganz so gewollt. Udge erschien ihr fanatisch, wie sie beim Sprechen so zischte. Bivals Zorn war schon lange verraucht. Sie wünschte, alles wäre vorüber. Sie vermißte Warret und spürte, allein im Zimmer, jede Nacht seine Anklage. Aber die Protektorin hatte Bivals wegen schon soviel unternom-men, daß sie jetzt kaum widersprechen konnte. Sie fühlte eine immer stärkere Vorahnung einer Katastrophe.
    Udge fuhr fort: »In zwei Tagen soll Brudoer freigelassen werden, aber die Narben, die er Bival beigebracht hat, sind noch kaum verheilt. Es waren sechzehn einzelne Wunden, glaube ich, mehrere davon tief. Wir werden seine Strafe mit einem Peitschenhieb für je zwei Wunden, die er ihr zugefügt hat, vervollständigen. Das ist doch sicher nicht gnadenlos. Und wenn wir sehen, daß er weiterhin trotzdem trotzig ist, was sicher der Fall sein wird, stecken wir ihn für weitere dreißig Tage in die zweite Zelle.«
    »Protektorin!«
    Udge hob die Hand. »So und nicht anders wird es geschehen, Westrätin! Und jetzt geht alle und laßt mich allein!«
    Später, die Angst in ihr wurde immer stärker, schlenderte Bival in den Hauptgerichtssaal der Stadt, der jetzt nicht mehr benützt wurde, seit Udge im Amt war. Er befand sich im Zentrum der von den Terrassen gebildeten Bögen und erstreckte sich über vier Ebenen der Stadt. Der Boden war vollkommen rund und wurde von schwarzen Zickzackfliesen, die von einem Dreieck in der Mitte ausgingen, in Quadranten aufgeteilt, diese Fliesen setzten sich die Wände hinauf, welche elliptisch aufstiegen und sich nach innen wölbten, fort und trafen sich am mittleren Oberlicht, das von einer Stadtebene unterhalb des breiten Turms vorsprang. Das Dreieck in der Mitte war, wie Bival wußte, die Spitze von Craydors versiegeltem Grabmal, das unter dem Fußboden lag. Eine frühere Protektorin hatte die herausragende, pyramidenförmige Spitze einebnen lassen, weil sie eine Behinderung darstellte.
    Rings an den Wänden zogen sich Inschriften Craydors entlang. Bivals Auge wanderte müßig darüber hin. Eine der längsten: ›Der Falke, der hoch über uns allen kreist, zerbrach und vergaß das Ei, das ihn wärmte‹, wurde bei jeder Hochzeit zitiert, ein Hinweis darauf, daß die neuvermählte Frau nicht mehr der elterlichen Kontrolle unterworfen war, auch wenn sie innerhalb der Familie arbeitete.
    Bival spürte einen Schimmer des Begreifens. Auch hier war wieder eine Schale. Craydor sprach von einer anderen Art von Schale. Und der Raum hatte die Form eines Vogeleis. Sogar die Quadrantenmuster konnte man als stilisierte Sprünge sehen, die die Inschrift illustrierten.
    Sie rief einen Gardisten und wies ihn an, Warret in den Saal zu holen – ein Befehl von seiner Quadrantenrätin, nicht von seiner Gattin. Sie saß allein im Dämmerlicht und dachte nach. Diese neue Einsicht machte alles komplizierter. Craydor hatte den Breiten Turm nach dem Modell der Muschelschale gebaut, die diese Schufte zerbrochen hatten, aber hier schien sie das

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