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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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hielten sich noch einen Augenblick an den Händen fest, dann ließen sie sie sinken.
    »Um unser aller willen solltest du Brudoer helfen.«
    »Jetzt gibt es nichts mehr, nichts mehr, was ich tun kann.«
    »Doch. Du siehst nur nicht weit genug.«
    Wieder stieg der Zorn in ihr auf, aber wieder ließ sie ihn mit einem Seufzer entweichen. »Nun gut. Bitte laß mich jetzt allein!« Sie zitterte und senkte eine Weile den Blick, und als sie wieder aufschaute, war er fort. Erneut blickte sie die Wände entlang. Hatte Craydor sich in bezug auf diese Schale selbst wider-sprochen? Ein Ei mußte sich lösen, damit Leben wachsen konnte. Eine Muschel schützte reifes Leben.
    Was hatte das alles zu bedeuten?
    Weit entfernt, im nördlichen Quadranten, schalt Prope, ein älteres Familienoberhaupt, wieder einmal ihren Diener. »Mall. Schau! Wieder sind die Falten nicht scharf. Wie kann ich servieren, wenn die Servietten so miserabel gelegt sind? Ich muß dich wohl wieder in den Holztrupp stecken und das Geld, das du ver-dienst, dazu verwenden, einen Ersatz für dich einzu-stellen.«
    »Ja, natürlich«, sagte Mall und verneigte sich.
    »Aber verzeih bitte, ich glaube, beim Holztrupp will man mich nicht mehr haben. Meine Hände können kaum noch greifen, wie ich leider sagen muß.«
    »Ja. Eigensinn. Servietten greifen sie sicher nicht, oder sie greifen sie wie einen Schlegel oder eine Axt.
    Die Protektorin hatte recht. Aber ich muß dich wohl ertragen, denn eine Alternative scheint es kaum zu geben. Deine Existenz rechtfertigst du jedenfalls nicht.«
    In Malls Augen flammte es kurz auf. »Nein, sicher nicht, wie ich leider sagen muß«, murmelte er.
    »Nun, die ganze Stadt schläft«, sagte Prope und erhob sich seufzend. »In meinem Alter muß ich das nun vermutlich auch tun. Ich hoffe doch, daß du das Bett richtig aufgeschlagen hast.« Sie wartete keine Antwort ab. Mall schaute mit unterdrücktem Zorn ihrem sich entfernenden Rücken nach.

FÜNF

    Zwei Tage später am frühen Morgen hörte Brudoer Stimmen, dann wurden die Riegel an seiner Zellentür zurückgestoßen. Das massive, stahlbeschlagene Por-tal schwang auf und fünf Gardisten traten ein. Er drückte sich an die gegenüberliegende Steinmauer.
    Der Gardehauptmann trat vor und verkündete: »Nach Craydors Vorschriften ist die Zeit deiner Inhaftierung vorüber. Die Protektorin hat verfügt, daß du nach einer öffentlichen Bestrafung freigelassen wirst, vorausgesetzt, du verhältst dich korrekt.
    Komm jetzt!«
    Brudoer wich an der Wand entlang zurück, als die Gardisten auf ihn zutraten und ihn an den Ellbogen packten. Er wehrte sich stumm, bis ein Komm-mit-Griff Schmerzfäden seinen Arm hinunterjagte. Er sagte noch immer kein Wort.
    Als er auf der untersten Terrasse ins Freie trat, sah er, daß nahe am Rand eine Folterbank aufgebaut war.
    Massen von Gardisten säumten die Terrasse und waren weiter oben auf jeder Ebene postiert, ein großer Teil der Stadtbevölkerung säumte auch die Mauern, die sich über ihm wölbten. Man zerrte ihn mit Gewalt zur Folterbank hin, riß ihm Tunika und Hemd herunter und schnallte ihn fest. Während Brudoer sich wehrte, suchte er in der Menge nach der Protektorin, aber sie schien nicht da zu sein. Er sah jedoch eine Peitsche mit drei Schwänzen.
    Die Leiterin der Garde las von einer Rolle vor: »Auf Befehl der Protektorin und des Inneren Rates kannst du, nachdem du deine dreißig Tage abgesessen hast, freigelassen werden, wenn du dich wegen des Angriffs auf ein Ratsmitglied einer öffentlichen Strafe unterzogen hast. Du sollst einen Peitschenhieb für je zwei Wunden erhalten, die du dem Ratsmitglied zugefügt hast, das sind insgesamt acht Hiebe. Wenn du dich danach vor ihr demütigst und sie um Verzeihung bittest, wirst du wieder in die Gemeinschaft aufgenommen.«
    Ein widersprüchliches Raunen ging durch die Menge. Viele waren sichtlich einverstanden, sie jubelten und schnalzten mit der Zunge. Als Brudoer den Kopf drehte, glaubte er, einen anderen Unterton zu hören, ein zögerndes, dumpfes Protestgemurmel. Er verdrehte den Kopf noch weiter und schrie heraus: »Ein Hieb für je zwei Wunden? Seht euch die Peitsche an. Sie hat drei Schwänze, ihr stinkender Haufen verwester Fischgedärme! Ihr verlausten, dreckigen, alten ...« Die Leiterin der Garde stopfte ihm einen Knebel in den Mund. Auf der Terrasse darüber stand auf einer Plattform eine große Trommel, und als ein Gardist einen schweren, gepolsterten Stock darauf niedersausen ließ, spürte

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