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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Brudoer die ersten, schneidenden Peitschen-hiebe über seinen Rücken brennen. Einen Woge von Geschrei stieg von der Menge auf. Beim zweiten Trommelschlag sauste die Peitsche von neuem herab. Brudoer wollte schreien, er kämpfte gegen den Knebel an und warf den Kopf von einer Seite auf die andere.
    Beim dritten Trommelschlag wappnete sich Brudoer wieder, spürte aber nichts. Wim, die abgesetzte Leiterin der Garde, hatte die Aufgabe zugewiesen bekommen, ihn auszupeitschen. Jetzt warf sie die Peitsche weg. »Ich peitsche kein Kind, ganz gleich, wer es befiehlt«, schrie sie gellend.
    Weit oben trat die Protektorin an den Rand der obersten Terrasse und rief herunter: »Dann bindet sie über dem Verbrecher an die Bank und gebt ihr die Hiebe, bis sie dazu bereit ist.«
    Drei Gardisten packten Wim, aber sie wehrte sich nicht. Ihre Tunika wurde den Rücken entlang aufgerissen. Sie streckte die Arme aus, um sich festbinden zu lassen. »Brudoer, ich bedauere zutiefst, was ich dir angetan habe«, rief sie mit lauter Stimme.
    »Knebelt sie! Knebelt sie!« riefen mehrere Stimmen, fast alles ältere Frauen, aber kein derartiger Befehl wurde gegeben. Udge stand jetzt hoch oben, den Mund leicht verzogen.
    »Fangt an!« rief die Protektorin herunter. Die Trommel dröhnte. Die Leiterin der Garde schwang die Peitsche mit aller Kraft, und Wim schrie durchdrin-gend. Das Geräusch der Menge sank bei diesem Schrei zu einem Murmeln herab, selbst der unbeug-samste Bürger wurde gefügig angesichts der schmerzlichen Folgen eines Aufstandes. Wieder er-tönte ein Trommelschlag, ein neuer Hieb entlockte Wim einen neuen, langanhaltenden Schrei. Die Leiterin der Garde holte wieder mit der Peitsche aus, verbissen und schwitzend, aber auch bereitwillig. Plötzlich flitzte, wie ein Sonnenreflex von einer Stange, von irgendwo ein Pfeil heran und fuhr ihr in den Hals. Sie drehte sich um, ihre Arme hoben sich zitternd, sie rollte erschreckt die Augen, ihr Mund war stumm geöffnet, dann taumelte sie zurück und stürzte ohne einen Laut von der Terrasse auf die Felsen weit unten, wo sie mit einem dumpfen, platzen-den Geräusch aufschlug.
    »Gardisten, bewaffnet euch!« schrie ein Gardehauptmann, aber die Menge hatte schon begonnen, schreiend zu fliehen, sie strömte durch die Tore in die Stadt und rannte die Korridore entlang. Bald riegelten Gardisten alle Eingänge ab, während andere mit Kurzschwertern einsatzbereit dastanden. Von der zweiten Terrasse blickte eine alte Frau, das Haar in zwei Knoten aufgesteckt, nach oben und schrie: »Da siehst du, wohin uns deine Tyrannei geführt hat, du blutgieriges, altes Ungeheuer!« Es war die Ardena, eine alte Gegnerin von Udge.
    »Nehmt sie fest!« rief die Protektorin herunter.
    Ein Gardist trat auf sie zu, aber sie blitzte ihn an: »Mit welcher Begründung? Ich bin Familienoberhaupt, ein Mitglied des Vollen Rats und habe lediglich meine Meinung ausgedrückt.«
    Der Gardist zögerte.
    »Nimm sie unverzüglich fest!« rief die Protektorin wieder.
    Der Gardist drehte sich um. »Wie lautet die Anklage?« rief er zurück.
    »Will niemand sie festnehmen?« kreischte Udge.
    »Sie hat sich gegen das Verfahren gestellt. Sie steht unter Verdacht, Beihilfe zum Mord an der Leiterin der Garde geleistet zu haben.«
    Die Ardena blickte zu Udge auf und lachte höhnisch. Ein Gardist griff nach ihrem Arm, aber sie schüttelte ihn ab. Ein zweiter trat an ihre Seite und murmelte: »Tante Unset, bitte! Sie wird dir schaden.
    Sie findet schon eine Möglichkeit. Du mußt jetzt gehen. Sie wird dir wirklich schaden.« Die alte Frau funkelte ihn zornig an. »Bitte«, sagte er. Sie drehte sich um und ging würdevoll davon.
    Oben beharrte Udge nicht auf ihrem Verlangen. Sie konnte warten. »Bindet Wim los und nehmt ihr die Abzeichen des Gardisten ab. Sie wird in die erste Zelle eingewiesen. Den Verbrecher steckt ihr in die zweite Zelle. Alle Gardehauptleute melden sich sofort im Breiten Turm«, rief sie. Dann drehte sie sich um und ging.
    In den Gängen schimpfte die Ardena ihren Neffen gnadenlos aus, aber er gab nicht nach. Sie trat in ihre Räume und wollte die Tür schließen, aber er folgte ihr. »Setz dich!« sagte er. Sie war erstaunt, gehorchte aber. Er schloß die Tür. »Hör zu! Du weißt nicht, wie weit sie ihre Herrschaft ausgedehnt hat. Das ist ihr gelungen, weil man allgemein Angst davor hat, Craydors Wünschen gegenüber, die sie zu verstehen behauptet, ungehorsam zu sein. Du bist in Gefahr. Du mußt ihr eine

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