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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Entschuldigung schicken.«
    »Was? – Niemals!«
    »Dann werde ich sie in deinem Namen schicken, Tantchen. Ich meine es ernst. Ich werde nicht zulassen ...«
    Die Ardena stand auf und unterbrach ihn. »Du ...
    du willst sie in meinem Namen schicken? Das würdest du wagen?«
    Er faßte sie an den Händen. »Bist du Brudoer?
    Willst du dich hinlegen, damit sie dich auspeitschen kann? Gibt es nicht verschiedene Möglichkeiten, zu siegen? Brauchen wir dich nicht mehr als je zuvor in dieser Familie? Kann es nicht einen klaren Sprecher für die Opposition geben? Wir befinden uns in einer Krise. Was ist aus deiner Raffinesse geworden?«
    Die Ardena sank wieder auf ihren Stuhl zurück, und er ließ ihre Hände los. »Es kommt mir so ehrlos vor.«
    »Ungefähr genauso ehrlos wie Gamwyns Flucht, Ardena.«
    Sie blickte zu ihm auf. »Ich werde ihr die Entschuldigung schicken«, sagte sie seufzend. »Es wird schmerzen, aber ich werde es tun. Du hast schließlich doch recht.«
    »Mach sie richtig kriecherisch, Tantchen.«
    Die alte Frau schlug auf einmal die Hände vors Gesicht und weinte. Dann blickte sie grimmig zu ihm auf. »Ja, ihre Knochen seien verflucht. Die Entschuldigung wird so speichelleckerisch sein, daß sie ihr im Halse steckenbleibt.« Die beiden lachten leise, und als sich der Gardist zum Gehen wandte, sagte die Ardena. »Aber du weißt, daß es damit nicht zu Ende ist.«
    »Nein. Nein, das sicher nicht.«
    Als Brudoer am Abend auf dem Steinboden der zweiten Zelle lag, noch ungewaschen und von Schmerzen durchzuckt, hörte er, wie sich die Tür öffnete. Als er den Kopf drehte, sah er seine Mutter und zwei Gardisten. »Ich habe die Erlaubnis dich zu waschen, solange ich nicht mit dir spreche. Andernfalls schicken sie mich fort«, sagte sie.
    Brudoer stöhnte. Während sie sich mit ihm beschäftigte, lag er still. Er konnte ihre Knie und die Stiefel eines Gardisten sehen. Sie arbeitete langsam.
    Schmerzen schossen wie Blitzstrahlen durch seinen Körper, als sie langsam mit warmem, leicht seifigem Wasser über seinen Rücken fuhr. Er biß die Zähne zusammen und ließ keinen Laut hören. Sie war sehr, beinahe übertrieben sorgfältig, und durch seinen Schmerz hindurch merkte Brudoer, daß sie mit ihren Händen zu ihm sprach. Sie drückte Liebe aus, Nachsicht, Trotz. Er spürte, wie ihre Hände leicht zitterten.
    Er beschloß, ihr seinerseits durch vollkommenes Schweigen mitzuteilen, daß er immer noch Kraft hatte.
    Endlich stand sie auf und sagte: »Ich bin fertig.«
    Dann blickte sie sich um und bemerkte: »Was für ein sonderbarer Raum. Ich glaube, wenn Craydor ihn entworfen hat, muß er etwas zu bedeuten haben.«
    »Schweig!«
    »Ja. So ist es. Bist du Vater? « Sie betonte die Worte ›es‹ und ›Vater‹ seltsam stark. Nachdem sie gegangen waren, lag Brudoer lange Zeit da, ohne sich zu bewegen. Was hatte das bedeutet? ›Es‹ und ›Vater‹. Was für ein Vater? Sein eigener natürlich. Ein Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Sie hatte ihm mitgeteilt, daß sein Vater den Pfeil geschossen hatte. Brudoer wußte nicht einmal, daß er jemals einen Bogen in der Hand gehabt hatte. Erstaunlich. Aber war es auch wahr?
    Nach einiger Zeit setzte er sich langsam auf. Das Licht hoch oben, das so lange brannte, bis der Gardist es um Mitternacht von oben herauszog, erhellte einen Raum, der sich sehr stark vom ersten unterschied. Es gab den üblichen Streifen von anscheinend bedeu-tungslosen Buchstaben ringsum. Darunter wiederholte sich das Wort ZORN in einem vollständig um den Raum führenden Streifen. Unterhalb davon stellten Reihen von Reliefs Gesichter und Körper dar, die sich offensichtlich im Zustand des Zorns befanden. Brudoer drehte seinen Kopf langsam nach oben und sah zwei große Köpfe im Relief, einen Mann und eine Frau, die sich ruhig anschauten. Er seufzte, rollte sich wieder auf den Bauch und fiel in Schlaf.
    Drei Tage später meldete sich ein Gardehauptmann im Breiten Turm und wurde vorgelassen. Er grüßte Udge.
    »Nun?«
    »Es geht um Wim, Protektorin. Sie ist nicht in ihrer Zelle. Sie ist fort. Wir haben nachgesehen. Auch fünf Boote fehlen, und für die Abwesenheit von einund-zwanzig jungen Männern haben wir keine Erklä-
    rung.«
    »Aus ihrer Familie?«
    »Aus allen vier Quadranten, Protektorin.«
    »Wann wurde sie zuletzt gesehen?«
    »Alle drei Schichten der gestrigen Gefängniswärter fehlen. Es muß gestern nachmittag geschehen sein.
    Was sollen wir tun?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Du kannst

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