Pelbar 4 Der Fall der Muschel
und führte Gamwyn vom Floß, dann drehte er sich um und sah ihn an. »Sieh dich gut um!« rief er ihm. »Das jetzt deine Heimat für immer. Wenn du zu fliehen versuchst, fangen wir dich ein. Wir fangen al-le. Der Hund hat dich auf viele Schritte Entfernung gerochen. Wir töten niemals, wenn wir einen wieder einfangen. Wir schneiden ihm den Fuß ab.« Er lachte wieder. »Dann geben wir ihm einen Holzstumpf, damit er wieder auf den Feldern arbeiten kann. Jetzt komm mit!«
Gamwyn wurde um die Palisadenwand herum zu einem Wachturm gebracht, wo eine Leiter über die Mauer führte. Er mußte auf die Leiter steigen, dann warf man ihn hinter den Palisaden in den Schlamm.
Er schlug schmerzhaft auf. Drinnen nahm ihm ein anderer Nicfad die Schlinge vom Hals und warf sie dem großen Mann zu, der oben wartete.
Sie führten schreiend eine kurze Unterhaltung, dann schaute der neue Wächter den Jungen an, zeigte auf ein langes, niedriges Gebäude in der Mitte der Gruppe, drehte ihn um, stieß ihn mit einem Fußtritt in diese Richtung und sagte: »Da hin!« Gamwyn fiel wieder hin, stand aber auf und hastete vor dem Wächter her. Die Tür war niedrig, und Gamwyn mußte sich bücken, um sie zu öffnen. Als er das tat, stieß ihn der Wächter mit einem weiteren Fußtritt in den Raum und knallte die Tür hinter ihm zu.
Der Raum hatte keine Fenster und war zu niedrig, als daß man darin hätte stehen können. Niemand war darin, aber in dem sehr schwachen Licht, das von einem Kamin am anderen Ende kam, konnte Gamwyn sehen, daß viele Menschen hier untergebracht waren.
Der Boden war mit Stroh ausgelegt und der Raum mit Balken unterteilt, die parallel zueinander auf dem Boden lagen. Es roch sehr stark nach Rauch. Gamwyn fühlte sich plötzlich müde. Wenigstens war es in dem Gebäude trocken. Er wußte, daß er sich bemühen sollte, so bald wie möglich wegzukommen, aber statt dessen setzte er sich, zog sich die nassen Stiefel aus und versuchte, seine Füße zu trocknen. Allmählich wurde er schläfrig und nickte ein.
Eine Viertelsonne später, gegen Abend, erwachte er, als Männer das Gebäude stolpernd und fluchend betraten. Sie beachteten ihn kaum, sondern legten sich in parallelen Reihen auf das Stroh, während ein alter Mann in der Feuerstelle, die vom Kamin aus gesehen am anderen Ende lag, ein Feuer anzündete.
Bald füllte sich der ganze Raum mit beißendem Rauch. Die Männer lagen darin und sangen ein leises, träumerisches Lied. Gamwyn lag so still, wie er nur konnte, und hielt sein Gesicht dicht an das Stroh, wo die Luft am frischesten war. Bald wurde ihm schwindlig. Ein seltsames Gefühl des Wohlbehagens durchströmte ihn. Am liebsten hätte er gelacht. Es war Sommerabend auf den Terrassen von Threerivers. Er baute mit Brudoer Bohnen und Mais an und scherzte mit Sepp, dem alten Imker. Nein. Das stimmte nicht. Er befand sich in der Tusco-Siedlung U-Bend in einem mit Rauch erfüllten Gebäude, zusammen mit den anderen Sklaven. Nun, so schlimm war das nicht. Er würde mit ihnen sprechen. Morgen früh würden sie ihn gehenlassen.
Schließlich zog der Rauch größtenteils ab, die Männer regten sich allmählich und gingen hinaus.
»Neu hier?« fragte einer in Gamwyns Nähe. »Komm jetzt! Zeit zum Abendessen.«
Gamwyn ging mit ihnen hinaus und stellte sich vor einem anderen Gebäude in eine Reihe. Die Reihe schob sich langsam vorwärts, und endlich reichte man ihm eine große Holzschale mit dampfender Flüssigkeit. Gamwyn kostete davon. Fischeintopf war ihm noch nie so gut erschienen, obwohl er wußte, daß der hier nicht besonders war.
»Komm!« sagte der Mann hinter ihm, der gleiche, der ihn vorher angesprochen hatte. »Komm mit! In unserer Hütte ist Platz.« Seine Worte hörten sich an wie ein langsamer, träumerischer Singsang. Er führte Gamwyn in eine der Reihen kleinerer Gebäude und betrat eines davon gebückt. Auch auf dem Boden dieses Gebäudes lag Stroh. Beim Licht eines kleinen Feuers konnte Gamwyn sehen, daß es in kleine Wohnflä-
chen unterteilt war. Sein Gefährte deutete auf eine davon. »Da«, sagte er. »Gehörte Ount. Er ist tot.
Kannst du haben.« Er setzte sich in die angrenzende Fläche, die durch eine zwei Balken hohe Barriere abgetrennt war. Alle Männer aßen schweigend ihren Eintopf. Wieder fühlte sich Gamwyn schläfrig. Der Eintopf roch ein wenig ranzig. Das war ihm egal. Er schmeckte zu gut.
»Wir haben Holz geschlagen. Du kommst mit uns.
Aber erst werden sie dich oben in den Kreisen nach
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