Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
und ging schnell durch das bewaldete Gebiet.
Etwa zu der Zeit, als er den östlichen Rand der Halbinsel erreichte, brachte weit entfernt in Threerivers ein Gardist Ahroe einen Funkspruch: Aintre ist in Nordwall, mit einem Pfeilboot zurückgekehrt. Die S.S. ›Tatkraft‹ ist nach Iver am Bittermeer gefahren. Sie wurde an der Portage von den Tantal angegriffen – zwei Spionageschiffe. Wir siegten mit einigen Verlusten, darunter auch Sawf und Gowen. Bei einem späteren Angriff wurde Raydi von den Tantal entführt.
Stel nahm ein Pfeilboot und folgte ihnen hinaus auf das Bittermeer. Seither hat ihn niemand mehr gesehen. Die ›Tatkraft‹ funktioniert gut. Möge Aven uns schützen und uns helfen, das zu ertragen. Niemand weiß, ob er tot ist, auch von Raydi ist nichts bekannt. Sagan, Prot.
Ahroe las die Botschaft wieder und immer wieder.
Bald sollte eine Morgensitzung beginnen, aber sie wußte nicht einmal, ob sie fähig war, teilzunehmen, geschweige denn, den Vorsitz zu führen, bis ein Sit-zungsleiter bestimmt war. Sie wollte die Botschaft auch Garet nicht zeigen. Er würde Stel nur weiter verurteilen. Sie schaute in den kleinen Wasserspiegel neben der Tür, strich sich das Haar glatt, setzte eine gelassene Miene auf und ging dann die frisch gekie-ste Straße zum Sitzungssaal hinunter. Desdaan, der Sentani, blieb weiter vorne stehen und wartete auf sie.
»Ahroe? Bist du bereit? Ich bin nicht sicher, wie die Seen auf eine allgemeine Währung reagieren werden, bis sie die Vorteile sehen, aber mit der Zeit sind sie vielleicht mit dem zentralen Gerichtshof für bestimmte Urteile einverstanden, vorausgesetzt, er zieht herum. Aber ich sehe schon, daß uns das diesen Sommer endlose Diskussionen über Wochen hin kosten wird. Wir haben schon untereinander den ganzen Winter über ausführlich darüber gesprochen.«
»Nun, das werden wir sehen.«
»Ich weiß, die Emeri wohnen so weit weg, daß ihre Teilnahme fast akademisch ist, aber trotzdem finde ich, daß sie weniger an sich selbst interessiert sein könnten.«
»Ja.«
»Ach, Garet, hast du ein schönes, kräftiges Sentani-Mädchen gefunden, das dich von der Arbeit ablenken kann?«
»Mutter. Was ist los?«
»Viel zu tun, Garet.«
»Es ist Stel, nicht wahr? Das Boot ist gesunken. Er ist verletzt. Die Tantal.«
»Frieden.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Desdaan. Ahroe reichte ihm den Funkspruch. Er las ihn langsam, seine Lippen spannten sich. Dann schaute er Ahroe an, die Tränen in den Augen hatte. »Du brauchst nicht zu der Sitzung zu gehen. Das kann auch jemand anderes tun.«
»Es ist meine Pflicht. Ich gehe hin.«
»Was ist denn?« fragte Garet gereizt. »Es geht ihm doch gut?«
Ahroe ging weg, ohne zu antworten, Desdaan blieb zögernd zwischen beiden stehen. Die Botschaft hatte er immer noch in der Hand. Er schaute Ahroe nach, reichte dann die Botschaft Garet und eilte hinter ihr her. Der junge Gardist las sie mehrmals, wie vorher seine Mutter. Dann schlug er sich mit der Faust auf den Schenkel. »Zum Teufel mit ihm, zum Teufel mit ihm!« sagte er laut. Ihm war, als bekomme er keine Luft mehr. Er stellte sich vor, wie sein Vater blöde in einem Pfeilboot vom Land wegruderte, bis er es nicht mehr sah, voll unpraktischem Mut. Scharf durchfuh-ren ihn Mitleid und Angst. Aber was war mit Raydi?
Er hatte es geschafft, Raydi an die Tantal zu verlieren.
Garet geriet fast außer sich bei dem Gedanken, wie schrecklich das alles war. Er drehte sich um und ging zu seiner Mutter, die er an der Tür des Sitzungssaales stehen sah. Sie sprach gerade mit Desdaan.
»Es ist noch nicht vorbei, Desdaan. Du kennst Stel nicht. Raydi macht mir Kummer. Aber Stel? Nun, ganz gleich, was mit ihm geschieht, er wird sich nicht einfach hinlegen und sich von den Tantal abschlach-ten lassen. Ich wünschte, ich könnte hin.« Dann schaute sie zu ihm auf. »Ich habe mein Versprechen gegeben, weißt du. Ganz gleich, wie ich inzwischen empfinde. Wenn ich es zurücknehme, muß ich es in aller Form tun. Und nicht zu einer solchen Zeit.«
»Du liebst ihn immer noch, nicht wahr?«
»Jetzt noch?« Sie verstummte. »Ich bin an ihn ge-wöhnt. Er wurde ... Ja. Ich glaube, ich liebe ihn wirklich noch, obwohl ich es vergessen hatte. Aber jetzt werde ich das alles beiseiteschieben und diese Sitzung leiten.«
ELF
Stel hatte im Osten der großen Halbinsel wieder das Bittermeer erreicht und trabte südlich davon durch die Wälder, ständig wurde er unruhiger, denn er wußte, daß er sich Ginesh
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