Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
geringer Entfernung antwortete ein anderes.
Die Peshtak steigerten ihr Tempo, und einer hinter Stel gab ihm einen Stoß in den Rücken und flüsterte: »Jetzt komm schon! Beweg deine Hufe, Schweinsbart.«
Wie sie sehen konnten, wußte Stel nicht. Er stolperte ständig. Der Mann hinter ihm drängte, stieß und fluchte. Stel merkte, daß sie nach Süden gingen und daß der Boden leicht anstieg. Endlich überwan-den sie eine Bergkuppe und hielten an, alle hockten sich nieder und lauschten hinter sich.
Stel hörte leises Gelächter. »Die haben wir abgehängt. Na, Pelbar, dem Truppführer der Tantal hast du schön eine reingehauen. Dem Fischbauch. Dem näht keiner mehr die Fresse zusammen.«
»Ist auch nicht nötig.«
»Truppführer?« fragte Stel.
»Nur ein Trupp auf Suchpatrouille. Hatten sie nicht erwartet. Die Hunde werden nervös. Noch mehr Schwierigkeiten. Seit ihr dieses große Treffen laufen habt, lassen die Tantal ihre Wut an uns aus. Zum Teufel mit euch! Warum laßt ihr uns nicht in Ruhe?«
Stel mußte sich anstrengen, um ihn zu verstehen.
Die Peshtak schienen die Worte herauszufauchen – nur Konsonanten, kaum Vokalklang. Glücklicherweise hatte er mit Red und Dahn gesprochen. »Ich? Ich würde euch liebend gern in Ruhe lassen. Würde Welten darum geben, wenn ich Welten hätte. Ich mußte herkommen. Die Tantal haben meine Tochter.«
»Tochter?« Stel hörte Gelächter von mehreren Seiten.
»Das können sie gut«, fügte eine neue Stimme aus der Dunkelheit hinzu.
»Sie ist erst sieben«, sagte Stel.
»Macht nichts, Schweinsbart. Das ist ihnen das größte Vergnügen.«
Stel schauderte. Sein Kiefer verkrampfte sich unwillkürlich. »Kennt ihr ein Mädchen namens Dahn?«
fragte er.
»Hat er Dahn gesagt?« zischte eine Stimme.
»Ja, Dahn.«
»Was ist mit ihr?«
»Wie? Ach so. Ich habe sie am Bittermeer getroffen.
Man hat sie gejagt. Ich habe sie in mein Boot geholt, und wir haben zwei von denen getötet. Ich ...«
»Wo ist sie jetzt?«
»Auf dem Weg zur Portage in einem Pelbar-Pfeilboot, hoffe ich. In meinem. Ich habe ihr erklärt, wie sie den Heart hinunterkommt. Dort in Threerivers gibt es Peshtak.«
»Threerivers? Die Stadt, die über unseren Köpfen eingestürzt ist?«
»Dort treffen sich die Leute, um die Heart-Fluß-
Föderation zu bilden.«
»Schon wieder. Wir werden uns nie anschließen.«
»Wie hat sie ausgesehen? Ging es ihr gut?«
»Wer?«
»Dahn, Schweinsbart.«
»Ach so. Mager wie ein Skelett. Aber recht kräftig.
Sie kommt schon durch. Sobald sie einmal an der Portage vorbei ist.«
»Was ist das für eine Portage?«
Stel erzählte ihnen ausführlich von der Portage, dem Kanal, den die Tantal schon vor Jahren bei ihrer Invasion des Heart benutzt hatten. Er sprach von der Siedlung Iver und der Notwendigkeit, sie zu verteidigen. Dann berichtete er ihnen von dem Zusammen-stoß mit den Tantal und dem Verlust Raydis. Es dauerte lange. Stel mußte langsam sprechen, um verstanden zu werden. Häufig legten sie Pausen ein, um in die Dunkelheit zu lauschen.
Endlich sagte der Anführer: »Nun, sie haben eine Peshtak verloren und eine Pelbar bekommen, die verfluchten Bastarde.«
»Ich werde sie zurückholen. Das schwöre ich.
Nichts wird mich aufhalten oder mich dazu bringen, bei dem Versuch nicht zu sterben. Ich weiß nicht, ob ihr mir helfen wollt, aber ich bin euch dankbar, wenn ihr es tut.«
Schweigen folgte. Dann sagte die Stimme eines älteren Mannes: »Du stehst nackt im Winterwind, Pelbar.«
»Vielleicht. Aber ich lasse mich nicht aufhalten, ab-schrecken, hindern oder durch Worte abbringen.«
»Was immer das heißen mag. Jedenfalls müssen wir jetzt weiter. Morgen früh sind sie sicher auf diesem stinkenden Pfad.«
Bis tief in die Nacht hinein gingen sie nach Süden weiter, verließen schließlich den Pfad, bogen nach Osten ab und kamen auf einen anderen. Ein junger Mann, der schwer verletzt worden war, begann zu taumeln. Man baute eine Bahre, und vier Männer trugen ihn, schimpfend zwar, aber doch recht bereitwillig. Stel bewunderte ihre Ausdauer und die Ge-schicklichkeit, mit der sie sich fast lautlos durch die Dunkelheit bewegten. Er allein schien mehr Lärm zu machen als alle anderen zusammen.
Endlich erstiegen sie eine kleine Anhöhe, blieben stehen und flöteten einen Eulenruf, der bald von Osten her beantwortet wurde. Sie überquerten einen Bergkamm und stiegen in eine Lichtung hinunter.
Weitere Peshtak erwarteten sie, und sie sanken nieder, um sich
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